Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
niederschlagen
ahd. nidarslahan (L094 Eberhard Gottlieb Graff 6,770), mhd. nider slahen; noch bei Luther und L200 Josua Maaler niderslahen. Im ursprünglichen Sinn von Pflanzen, bei Bäumen ›fällen‹. Daraus entwickelte sich niederschlagen als Gegensatz zu "aufschlagen", emporrichten: Er schleget die Augen nider(Sirach 19,24). Schon mittelhochdeutsch ist die Bedeutung ›zu Boden schlagen‹ und, weil Kämpfe blutiger Ernst sind, auch ›vernichten, töten‹, auf Tiere bezogen ›schlachten‹: da lac manic schaf unde rint nider geslagen (um 1200 Herbort von Fritzlar; L059 DWb). Häufig auch ⇓ "S027" übertragen ›demütigen, erniedrigen, herabmindern, unterdrücken‹: was seinen stolz ein wenig niederschlug, war, oft den werth von bürgergold zu fühlen (Göckingk; L059 DWb). In Verbindungen wie etwas schlägt sich niederbedeutet niederschlagensich zeigen‹ oder ›etwas zur Folge haben‹ (L337 WdG). Das Partizipniedergeschlagenbetrübt, traurig‹: Der Herr… richtet auff alle die nider geschlagen sind (A180 Martin Luther, Psalm 145,14). Dazu
Niederschlagzu Boden werfender, vernichtender Schlag, Totschlag‹ (mhd. ); im 18. und 19. Jahrhundert Gegensatz zu "Aufschlag": der Niederschlag des Blickes, der Augen (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1793). Relativ jung (Goethe; L059 DWb) ist ›verdichteter Wasserdampf, der als Feuchtigkeit auf die Erdoberfläche niedersinkt‹: »nebel, thau, regen, reif, schnee, hagel« (L059 DWb). In neuerer Zeit auch radioaktiver Niederschlag nach engl. radioactive fallout. In der Fachsprache der Chemie seit dem 17. Jahrhundert (Comenius; L059 DWb) ›fester Stoff, der sich aus einer Lösung abscheidet‹. Häufig auch übertragen (Ende des 19. Jahrhunderts; R.M.Meyer): ⇓ "S018" Folgen die Niederschläge des Krieges im Kunstgewerbe. Militärteller, Siegesstöcke, Begeisterungsschüsseln, Durchhaltekaffeekannen (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,364).
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