Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Neurose
(1838; L081 FWb), anfangs auch Neurosis, gelehrte Bildung zu griech. neuron›Sehne, Nerv‹ und dem Krankheits-Suffix -osis, ose; zunächst »krankhafte Störung [..] in den Funktionen des Nervensystems (ohne hervortretende, örtlich nachweisbare Ursache der Störung)« (L266 Daniel Sanders FWb), ⇓ "S180" seit Ende des 19. Jahrhunderts systematisch als psychische Konflikterscheinung gedeutet: das Wesen einer Neurose… daß das Ich… nicht imstande ist, seine Funktion der Vermittlung zwischen Es und Realität zu erfüllen (S.A063 Sigmund Freud, Ergänzungsband 332), ›psychische Störung verbunden mit körperlichen Funktionsstörungen‹ mit unterschiedlichen Symptomen, daher "Angstneurose", Zwangsneurose;neurotisch (Ende des 19. Jahrhunderts; W.L244 Wolfgang Pfeifer), heute auch umgangssprachlich hyperbolisierend ›verhaltensgestört‹ bzw. ›nicht normal‹: er verhielt sich vollkommen neurotisch, auch auf Tiere bezogen;
Neurotiker (Ende des 19. Jahrhunderts; W.L244 Wolfgang Pfeifer), in der Psychologie: Die Neurotiker sind jene Klasse von Menschen, die es bei widerstrebender Organisation unter dem Einflusse der Kulturanforderungen zu einer nur scheinbaren… Unterdrückung ihrer Triebe bringen (S.A063 Sigmund Freud IX,21), ›der an einer Neurose leidet‹, umgangssprachlich ›Verhaltensgestörter‹, auch in Zusammensetzung (Der) Großstadtneurotiker (Filmtitel von W.Allen).
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