Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Nerv
Mask. , im 17./ 18. Jahrhundert auch Nerve Fem. , vorwiegend im Plural gebraucht, aus lat. nervusum 1500 (L081 FWb) in die ⇓ "S132" medizinische Fachsprache entlehnt. Früher auch ›Sehne‹, auch für die aus einer Sehne bereitete Saite; dazu nervig, nervicht, nervenlos, "entnerven".⊚⊚ jmdm. auf die Nerven fallen (Goethe; L059 DWb), Nerven habennervös sein‹ (1852 Auerbach; ZDW 6,128), dafür auch Nerven zeigen; Nerven haben, auch im Sinne von ›abgebrüht sein‹, vgl. den Ausruf Du hast Nerven!. Das aus dem lat. nervosus (nervosisch 1690; L081 FWb), franz. nerveux (nervoes 1758; L081 FWb) entlehnte
nervös wurde bis Anfang des 19. Jahrhunderts wie nervig (›nervenkräftig‹) gebraucht: einer gesunden, nervösen Staatsverfassung (Lessing); die jetzige Bedeutung ›nerven(über)empfindlich‹, auf Einfluß von ⇓ "S059" engl. nervous, franz. ⇓ "S070" nerveux zurückgehend, verbreitet sich seit etwa 1830 (L360 ZDW6,119 und L081 FWb). Ursprünglich bezeichnete nervös nur einen dauerhaften, angeborenen Gemütszustand, es wurde durch den häufigen Gebrauch rasch abgeblaßt und dann oft auch nur situationsbezogen gebraucht: Uli, obgleich er nicht nervös war, fuhr er doch hoch auf, als die unerwartete Stimme ihn anrief (Gotthelf; L360 ZDW6,124).
nerven früher ›mit Nerven (Saiten) versehen‹ (L033 Joachim Heinrich Campe) oder ›sich die Nerven (Sehnen) beschädigen‹. Jung ist umgangssprachlich nervenauf die Nerven gehen, nervös machen‹, von L177 Heinz Küpper 1950ff. datiert, Belege 1975/ 76 im L097 GWb.
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