Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Neid
ahd. nid(8. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer), mhd. nit, Genitiv nides, gemeingermanisch, ⇓ "S075" ursprünglich wohl ›Haß‹. Jetzt tritt bald die Vorstellung, daß man einem anderen etwas nicht gönnt, bald daß man dies selbst zu besitzen wünscht, in den Vordergrund.Neidhart Der Dichter Neidhart von Reuental wurde im späteren Mittelalter eine Sagengestalt, wobei sein Name bedeutungsvoll als ›Neider (der Bauern)‹ genommen wurde. Von da aus ist Neidhart, mhd. nithart (Hugo von Trimberg, Renner 14126) zu einer Gattungsbezeichnung geworden; ebenso
Neidhammel (⇓ "S137" mitteldeutsch 1565 Mathesius; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
Neidnagelim Fleisch haftender Nagelsplitter‹ oder ›am Nagel losgelöstes Hautstückchen‹. Die Benennung wird auf den Volksglauben zurückgeführt, daß der damit Behaftete einen Neider habe. Das Wort ist im 17. Jahrhundert (L308 Kaspar Stieler) als Lehnübersetzung von ⇓ "S151" niederländ. nijdnagel (wohl aus älterem nijpnagel zu niederländ. nijpen ›kneifen‹; L096 GRM36,79) übernommen und z. T. auch entlehnt worden in der Form
Niednagel (1664; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) und schließlich als "Nietnagel" mit Anlehnung an Niet und nietendrücken, schmerzen‹ (so auch L003 Johann Christoph Adelung 1777 unter Hinweis auf engl. angnail). Auch Verwechslung von Nietnagel mit ↑ "Notnagel" (von L004 Johann Christoph Adelung als niedersächsisch angeführt) kommt vor.
neiden ahd. nidon, niden, mhd. niden ist fast nur literarisch, in der Umgangssprache durch
beneiden (1.Hälfte des 17. Jahrhunderts Hascou; L059 DWb) verdrängt. Als Objekt steht bei beiden die Person, die etwas besitzt, zuweilen aber auch die Sache, auf deren Besitz man neidisch ist: hundert neiden ihre Reize (Herder), der Vater neidet ihm den Sohn(Goethe), das Einzige, was wir ihm beneidet hatten (Schiller). Daher passivisch diese Gunst des Herrn ward mir sehr beneidet(Goethe). neidig ahd. nidig, bis ins 18. Jahrhundert neben
neidisch (mhd. mitteldt. nidisch), jetzt noch südostdeutsch.
neidlosnicht neidisch‹ (A161 Friedrich Gottlieb Klopstock, Messias 11,543), zuvor ›keinen Neid erregend‹ (L308 Kaspar Stieler).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Neid