Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
neben
ahd. / mhd. neben, < mhd. eneben, ahd. in eben, altsächs. an ebanin gleicher Weise, zusammen‹ (L012 Otto Behaghel, Syntax 2,30). Es bedeutet zunächst ›auf gleichem Niveau‹ im Gegensatz zu "über" und "unter", weiterhin im Verhältnis zum menschlichen Körper ›zur Seite‹ als Gegensatz zu "vor" und "hinter". Es ist von Haus aus ein relativer Begriff, der der Ergänzung bedarf, um einen abgeschlossenen Sinn zu geben. Zunächst stand diese, weil von "eben" abhängig, immer im Dativ. Nachdem aber der Ursprung des Wortes verdunkelt und dasselbe dadurch zur Präposition geworden war, trat nach Analogie der übrigen Präpositionen für den Ausdruck der Richtung der Akkusativ ein, doch vgl. noch wehe der fremden Schönheit, die das Herz hat, sich neben ihr zu stellen(Lessing) (L012 Otto Behaghel, Syntax 2,48). Der Analogie der übrigen Präpositionen entsprechen auch daneben, hierneben, woneben. Als Adverb erscheint neben in den Verbindungen nebenher (selten nebenhin); nebenan, nebenbei, nebenaus, nebenein; für sich stehend nur vereinzelt statt daneben (bei A180 Martin Luther Das Gesetz aber ist neben ein kommen / auff das die Sunde mechtiger wurde[Römer 5,20] und neben eingeschlichen [Galater 2,4] könnte man auch nebenein zusammenschreiben). Vom Raum kann nebenwie über und unter auf das Rangverhältnis übertragen werden: er stellt Ossian neben Homer (›ihm gleich‹). Es bezeichnet ferner das gleichzeitige Vorhandensein: er treibt dies neben seinen übrigen Geschäften. In nominalen Zusammensetzungen bezeichnet es nur ausnahmsweise das räumliche Nebeneinander schlechthin, so in Nebenmann, zuerst ⇓ "S136" militärisch (L361 Johann Heinrich Zedler), vorher schon ›Geliebter‹ (L308 Kaspar Stieler), vgl. auch "Nebenbuhler" (↑ "Buhle"). In Nebenhaus, Nebenzimmer liegt in der Regel auch der Begriff der Unterordnung, und dieser ist der einzige bei den meisten Zusammensetzungen, so daß sie solchen mit "Haupt"-zur Seite stehen: Nebensache (s. unten), Nebenwerk, Nebenarbeit, Nebenbegriff, Nebenperson, Nebenfrau (L308 Kaspar Stieler), Nebenstelle, Nebenrolle (Goethe; L059 DWb), Nebenweg usw. Bei anderen dagegen handelt es sich um eine Gleichstellung: Nebenmensch, Nebenbürger, Nebenchrist (heute veraltet); hier ist jetzt jeweils Mit-eingetreten.Nebenkostenzusätzliche Kosten‹ (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 19.4.19).  
Nebensacheunwichtige Angelegenheit‹ (L284 Justus Georg Schottelius 640a), dazu
nebensächlich (L308 Kaspar Stieler): Der Oberkassierer schien diesen Paß für nebensächlich zu halten, denn er schnippte ihn mit zwei Fingern beiseite (A149 Franz Kafka, Verschollene 22).
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