Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Nase
ahd. nasa, mhd. nase, indogermanisch (engl. nose, lat. nasus, nares, altslaw. nosu, altind. nasa); dazu ↑ "Nüster". Nase spielt eine große Rolle in übertragenen Wendungen (L019 Wilhelm Borchardt 348), z. B.⊚⊚ mit der Nase an/ auf etwas stoßenetwas entdecken‹ (Lessing; L059 DWb), auch mit der Nase auf etwas gestoßen werden (Goethe; ebenda); jmdm. etwas unter die Nase reiben (1522 Geiler von Kaisersberg; L059 DWb), jmdm. etwas auf/ an die Nase bindenmitteilen‹, zuweilen auch ›täuschen‹ (1727 Aler; L059 DWb); die Nase rümpfen (Luther; L059 DWbs. v. rümpfen), die Nase hoch tragen (L361 Johann Heinrich Zedler) ›eingebildet sein‹, ↑ "hochnäsig"; jmdm. etwas an der Nase ansehen(Frank; L059 DWb); sich an die eigene Nase fassen/ sich bei der eigenen Nase nehmen/ sich an der eigenen Nase ziehen/ zupfen(Anfang des 16. Jahrhunderts; L258 Lutz Röhrich); jmdn. an/ bei der Nase (herum)führen (1568 Luther; L258 Lutz Röhrich), wonach A075 Johann Wolfgang von Goethe ein nasführen (z. B. Faust I,3535) bildet (›zum Besten haben‹; wohl von dem Nasenring, mit Hilfe dessen man Pferde und Bären leitet); jmdm. eine (lange) Nase machen (L200 Josua Maaler), indem man die ausgespreizten Finger davor hält, als Zeichen des Hohnes über ein mißlungenes Unternehmen; daher wohl auch mit langer Nase (›unverrichteter Dinge‹) abziehen müssen, also indem jmdm. eine solche Gebärde gemacht wird; auf die Nase fallenmit einem Vorhaben scheitern‹ (1789 Jung-Stilling; L059 DWb); der Nase nach adverbial ›gerade aus‹ schon mittelhochdeutsch (L059 DWb); vor der Nase adverbial ›unmittelbar vor jmdm. ‹ (L305 Christoph Ernst Steinbach); die Nase in alles stecken (1711 Rädlein; L059 DWb); pro Nasepro Person‹ (L337 WdGs. v. pro); jmdm. auf der Nase herumtanzenjmdn. zum Besten haben‹ (L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander), jetzt eher ›mit jmdm. machen, was man will‹; eine Nase habenSpürsinn haben‹, übertragen: wer eine nase hat, spürt sie[die Moral der Geschichte] unfehlbar aus (Wieland; L059 DWb); die Nase voll habenmit der Geduld am Ende sein‹: von der Schule endgültig die Nase voll zu haben (A083 Günter Grass, Blechtrommel 99); jmdm. eine Nase drehen (Anfang des 16. Jahrhunderts, Luther, Schade; L059 DWb) ›jmdm. etwas vormachen‹, ›jmdn. täuschen‹, wohl eine Verkürzung aus älterem eine wächserne Nase drehen, solche Nasen trugen früher häufig die Narren (vgl. A022 Sebastian Brant, Narrenschiff 71,11). Auch sonst wird wächserne Nase übertragen gebraucht: daß sie lieber den Originaltext des Neuen Testamentes für eine wächserne Nase erklären, als einen Widerspruch in ihm zugeben (Lessing), wenn ich mich auf alle ihre [der Gelehrsamkeit] wächserne Nasen so gut verstünde (Lessing). Übertragen wird Nase u. a. für einen Felsvorsprung, für eine Landzunge gebraucht (altnord. nes, dän. næs, schwed. näs ›Kap, Halbinsel‹). Zahlreiche andere Übertragungen nach der Form (L059 DWb);
naselang
alle naselangsehr oft‹ (L201 Lutz Mackensen 1952): daß unsereinem das Zauberwort auch nicht alle naselang über den Weg gelaufen kommt (A189 Klaus Modick, Weg 85);
naseweis auch nasenweis, mhd. nasewis, ursprünglich vom ⇓ "S100" Jagdhund ›mit feinem Geruch, Spürsinn begabt‹ durch ironische Übertragung auf den Menschen zu der jetzigen Bedeutung gelangt (1494 Brant; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt). Auch substantivisch der
Naseweis (Fischart; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt). Dazu
Naseweisheit A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 27,259,22.
Nashorn (1515; L164 Friedrich Kluge) Lehnübersetzung von griech.-lat. rhinocerus;
näselndurch die Nase sprechen‹ im Partizip Präsens neslendir schon althochdeutsch (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
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