Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Narzißmus
appellativisch bei Goethe: Der Mensch ist ein wahrer Narciß; er bespiegelt sich überall gern selbst (L151 Josef Kehrein); hier der Ausgangspunkt für Narzißmus im 20. Jahrhundert (1899; Näcke, s. unten), allgemein ›krankhafte Eigenliebe und Verlangen, stets bewundert zu werden‹, nach griech. Nárkissos, einem schönen Jüngling aus der griechischen Sage, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt, das er im Wasser erblickt, an dieser Liebe stirbt und an dessen Stelle die nach ihm benannte Blume Narzisse (s. unten) entsteht. Narzißmus ist eine Selbstbezogenheit, die liebesunfähig macht (R.Ruthe; L098 2GWb). Narzißmus fachsprachlich in der ⇓ "S180" Psychologie 1899 von P.Näcke eingeführt im Sinne von »schwerste Form des Auto-Erotismus« (L138 HWbPh, 5,402), von S.Freud zur Bezeichnung eines Stadiums der Sexualentwicklung benutzt und seit 1910 in seinen Publikationen nachweisbar (ebenda);narzißtisch"S075"eigensüchtig, voller Eigenliebe‹, dazu narzißtische Kränkung (S.Freud; L138 HWbPh 5,403) ›Beeinträchtigung des Selbstgefühls‹; dazu
Narzißt(in) im Anschluß an Narzißmusjmd. , dessen Verhalten von Narzißmus geprägt ist‹;
Narzissestark duftendes Zwiebelgewächs mit weißen oder gelben Blüten‹, 16. Jahrhundert (L081 FWb) < lat. narcissus, griech. nárkissos, zuerst Narcissenrößlin (1549; L081 FWb).
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