Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Name
indogermanisch, vgl. engl. name, griech. ónoma (vgl. OnomastikNamenkunde‹), lat. nomen, altind. nama, altslaw. ime, russ. imja, ahd. namo, mhd. name, dekliniert wie "Funke". Wie bei vielen Fällen der schwachen Deklination ist neuhochdeutsch das n der übrigen Fälle an den Nominativ angeschlossen, dazu ein starker Genitiv des Namens, der seit dem 16. Jahrhundert die alte Form des Namen verdrängt (L320 Trübner). ⇓ "S208" Namebezeichnet einerseits jede Art von Benennung, die Gattungsnamen eingeschlossen: ein gemeinschaftlicher Nahme, bestimmter ein Gattungsnahme oder Classenwort (1782 L006 Johann Christoph Adelung, Lehrgebäude I,291) (schon bei den lateinischen Grammatikern nomen appellativum): Vnd der Mensch gab jglichen Vieh / vnd Vogel vnter dem Himmel / vnd Thier auff dem felde / seinen namen (A180 Martin Luther, 1.Mose 2,20); Worte… Für das, was aus mir sprach, haben wir keinen Namen (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 121). Andererseits ist der Name die besondere Benennung eines Einzelwesens, genauer Eigenname (s. unten); Übergänge zwischen den beiden Gruppen sind fließend. Einerseits stellte schon Leibniz fest, daß alle Eigennamen letztlich auf Gattungsnamen zurückgehen, andererseits können Eigennamen sich vom Individuum lösen und Begriffe werden, vgl. das Register dieses Wörterbuchs unter Eigenname zu Gattungsbezeichnung. Da der ursprüngliche Sinn beider Arten von Namen heute kaum noch erfaßt wird, kann der Name auch als rein äußerliches beziehungsloses Zeichen empfunden werden: Was ist ein Name? Was uns Rose heißt, Wie es auch hieße, würde lieblich duften (A239 William Shakespeare/ Schlegel, Romeo 2,2), Name ist Schall und Rauch (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3455). Sprechende Namen gibt es in Gruppensprachen, z. B. der Jugendsprache (vgl. L106 Helmut Henne, Jugend 101ff.) und in der Literatur: ›sprechende‹ Namen, dieser Tod aller Poesie!, sind nicht vermieden; heißt doch der Held ›Hartright‹ = Biederherz; und SIE Laura Fairlie, das ist ›Schönchen‹ (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 290). Früher wurde Name auch öfters als Umschreibung für die Gesamtheit der Träger eines Namens gebraucht: Zusammenkunft, in der doch endlich einmal der protestantische Name sich zu einem männlichen Beschluß vereinigte (L. v.Ranke), mittelhochdeutsch bezeichnete wibes name das weibliche Geschlecht, ↑ "Weib", entsprechend Mannesname frühneuhochdeutsch noch ›das männliche Geschlecht‹: DRey mal im jahr sol alle Mansnamen erscheinen fur dem Herrscher (A180 Martin Luther, 2.Mose 34,23). Derjenige, dessen Name in einer Sache genannt wird, ist der, welcher sie vertritt: im Namen des Königs, des Gesetzes, in meinem Namen, besonders in Gottes Namen; da dies die gewöhnliche einleitende Formel bei allen wichtigeren Handlungen war, so ist es verblaßt zum Ausdruck dafür, daß man zu einem Entschluß gelangt ist, insbesondere zu einer Zustimmung: Nun, in Gottes Namen, ich wollte mir die Abendlaune nicht verderben lassen (A124 Hermann Hesse, Steppenwolf 59), danach dann in Teufels Namen, in Henkers Namen; Name im Sinne von ›berühmter Name‹ in⊚⊚ sich einen Namen machen (16./ 17. Jahrhundert Schweinichen; L059 DWb), einen Namen haben (1727 Aler; L059 DWb); ein guter Nameein guter Ruf‹ (L308 Kaspar Stieler), dazu den Namen habenin dem Ruf stehen‹, bei Gutzkow: daß Frau von Buschbeck den Namen hatte, keinen Dienstboten mehr bekommen zu können;
das Kind (auch das Ding) beim Namen nennen (1727 Aler; L059 DWb) ›etwas offen aussprechen‹, ↑ "nennen".
Beiname ahd. binamoBeiname‹, dann v. a. ›Ehren- oder Schimpfname‹.
EigennameName einer bestimmten Person oder eines Gegenstandes‹, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. nomen proprium: das wort ›el‹ heisst wol nach den buchstaben krafft, aber wenns ein eigen name ist (wie hie) so heissts gott durch die gantze schrifft (Luther; L041 Philipp Dietz), Gegensatz Gattungsname.
Familienname"S208" junge Bildung (1783 Nicolai; L059 DWbs. v. Vorname) zu dem erst im 18. Jahrhundert allgemein üblich gewordenen Wort ↑ "Familie". Vererbbare Zu- oder Nachnamen kamen seit dem späten Mittelalter auf, wurden jedoch erst mit dem Aufkommen der bürgerlichen Gesellschaft und deren Verwaltungsprinzipien durchgesetzt, in Friesland z. B. erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Flurname zusammenfassende Bezeichnung für die ›Benennung der eine Siedlung umgebenden Örtlichkeit‹ (wie Feld, Hügel, Vertiefung, auch Berg, Wald, Gewässer), zuerst 1845 (Die deutsche Sprache 1970, 647), als wissenschaftlicher Terminus erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; dazu (von A.Bach) die Unterscheidung Naturname (benennt eine von Natur gegebene Örtlichkeit) und Kulturname (folgt der kultivierenden Tätigkeit), vgl. L166 Johann Knobloch, Bd. 2,80.
GattungsnameSprachliche Bezeichnung einer begrifflich bestimmten Klasse von Gegenständen oder Lebewesen‹, nach lat. nomen appellativum (1795 L108 Johann Friedrich Heynatz; L059 DWb), Gegensatz Eigenname.
Nachname mhd. nachnamebedeutete ›Beiname‹: ich bin geheizen bruoder Huc, ze nachnamen von Langenstein (Hugo von Langenstein; L190 Lexer). Frühneuhochdeutsch ist es auch ›Spottname, Übername‹: also nennete ich hingegen auch einen jeden mit einem spöttischen nachnahmen (Grimmelshausen; L059 DWb). Geschlechtsnamen trugen zunächst allenfalls Adelsgeschlechter, so ist NachnameGeschlechtsname‹ mittelhochdeutsch eher selten (L059 DWb, L190 Lexer). Erst mit dem Aufkommen der Familiennamen konnte Nachname die heutige Bedeutung annehmen, weil der vererbbare Name der Familie zumindest norddeutsch und mitteldeutsch dem Vor- oder Taufnamen nachgestellt wird: sonst waren unser jetzige zunamen zugleich der alten vor- und nachnamen (Fischart; L059 DWb).
Ortsname (Goethe; L059 DWb), fachsprachlich auch im Sinne von Örtlichkeitsname, dann den Begriff Flurname einschließend.
Personenname (Goethe; L059 DWb), fachsprachlicher Oberbegriff für Familienname, Nachname, Vorname, Zuname.
SpitznameSpottname, Übername‹ (1669; L059 DWb) nicht immer mit unfreundlicher Absicht: auch hatten sie einander liebliche spitznamen gegeben (G.Keller; L059 DWb).
Übername mhd. übernameBeiname‹, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von mittellat. supernomen, meist verengt auf die Bedeutung ›Spitzname, Spottname‹. Heute eher ungebräuchlich, fehlt im L137 HWb, im L322 UWb mit dem Hinweis »Sprachw.[issenschaft]«.
VornameTaufname, Rufname‹, vorname, der einem zu unterscheide geben wirt, prenomen (1482; L059 DWb), zuvor ahd. forenamo »Beiname« (L287 Rudolf Schützeichel), dafür früher auch Fürname (L059 DWb), noch frühneuhochdeutsch gelegentlich auch ›Zuname, Übername‹.
Zuname mhd. zuoname, bedeutet zunächst ›Beiname‹ einer einzelnen Person. Als ›Familienname‹ ist es erst seit dem 15. Jahrhundert üblich (1404 tzunäme; L059 DWb).
namens eigentlich Genitiv von Name, seit Ende des 18. Jahrhunderts (Goethe, Wieland; L059 DWb) für die präpositionalen Verbindungen mit Namen, im Namen gebraucht.
NamenstagTag des Namenspatrons‹ (1654 Logau; L059 DWb).
namenlos mhd. namelos
1ungenannt, unberühmt‹: das Suchen nach den namenlosen Vermittlern, nach chiffrierten Adressen (P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,152), dann seit Klopstock
2was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann‹: diese namlose qual! (L059 DWb).
namentlich mit sekundärem t (↑ "eigentlich"),
1so daß der Name genannt wird‹: Tempelherr doch hat er Euch von mir denn nichts gesagt? Nathan Von Euch nun namentlich wohl nichts. Er weiß ja wohl auch schwerlich Euern Namen (Lessing); als Adjektiv in namentliche Abstimmung; die Bedeutung
2vornehmlich‹ (L308 Kaspar Stieler) entspringt daher, daß man aus einer Menge die Bedeutsamsten mit Namen nennt: Vom Mond kommen die Herzkrankheiten namentlich die Neurosen (A171 Else Lasker-Schüler, Herz 414).
namhaft ahd. namohaft, namahaft, mhd. nam(e)hafteinen berühmten Namen tragend‹, schon althochdeutsch, dann frühneuhochdeutsch ›beträchtlich, angesehen‹ (Königshofen; L059 DWb); ›mit Namen versehen‹ in namhaft machennennen‹ (L308 Kaspar Stieler).
nämlich ahd. namolih, namilih, lange nehmlich geschrieben aufgrund volksetymologisch falscher Ableitung aus "nehmen",
1 Adjektiv und Adverb (noch frühnhd.) ›mit Namen bestimmt oder genannt‹: citiren, auff einem nähmlichen tag zu erscheinen (1512; L059 DWb), daraus schon althochdeutsch (Notker; L059 DWb)
2bekannt, denkwürdig‹: umb, merklicher und nemlicher ursach willen (1449 Städtechronik; L059 DWb); aus dem Bezug auf vorher (mit Namen) Genanntes (vgl. L320 Trübner)
3 Adjektiv bzw. Pronomen ›derselbe‹: die nehmliche person (Lessing; L059 DWb); sie [zum Gatten] sind was sie waren, aber ich bin die nämliche nicht mehr (Schiller; L059 DWb). Was zunächst der Markierung als bekannt oder sogar denkwürdig diente, mag infolge häufigen Gebrauchs in erläuternden Kontexten später als Kennzeichnung für den Hörer neuer Informationselemente verstanden worden sein, daher in Aussagesätzen, zumeist satzintern in adverbialer Position, der Gebrauch als
4 Abtönungspartikel (schon bei Luther) ›Sprecher kennzeichnet den ausgedrückten Inhalt als dem Hörer möglicherweise unbekannt‹, ›das heißt‹ (Gegensatz ↑ "ja"[4]): das Land, da du ein Frembdling innen bist / nemlich / das gantze Land Canaan (A180 Martin Luther, 1 Mose 17,8); Ich war namlich mit allen Bildern wohl bekannt(A074 Johann Wolfgang von Goethe, 24,140 LH); Es entstand eine Pause; darauf sagte Emmi: »Guste ist nämlich schon verlobt.«(H.A182 Heinrich Mann, Untertan 98); im Gespräch auch ein wichtiges Thema oder Argument einleitend: »Nämlich«, begann Göppel, »ich komme, weil es Agnes gar nicht gut geht.« (ebenda, 90). Vgl. L012 Otto Behaghel, Syntax 3,217.
"Eigenname zu Gattungsbezeichnung""Familienname"
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Name