Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
nackt
ahd. nackot(um 800; W.L244 Wolfgang Pfeifer), mhd. nacket, gemeingermanisch (got. naqaþs, engl. naked); schon indogermanisch (lat. nudus). Die Form nacket erscheint auch neuhochdeutsch bis ins 18. Jahrhundert, daneben seit dem Mittelhochdeutschen mit sekundärem n:nackend, das wohl auf Kreuzung mit frühnhd. nacken(schwed. naken, altindisch nagná-) zurückgeht. Bei mitteldeutschen Schriftstellern des 17. und 18. Jahrhunderts erscheint auch die Weiterbildung nackicht oder nackig (niederdt. nakich), so noch heute umgangssprachlich, ⇓ "S163" ⇓ "S164" oberdeutsch/ österreichisch ist heute umgangssprachlich allgemein nackert, das im L059 DWbund bei L279 Johann Andreas Schmeller fehlt: Sie können ja nicht nackert umeinandersitzen, das Kind störte sie dabei (A140 Elfriede Jelinek, Lust 228). nackend ist teilweise synonym mit "bloß", mit dem es häufig verbunden wird, doch unterscheidet es sich von diesem dadurch, daß die ursprüngliche Bedeutung ›unbekleidet‹ immer lebendig bleibt, auch wenn eine Verallgemeinerung der Funktion eintritt: das nackte [nicht bewachsene] Gefild(Schiller) u.dgl., besonders üblich nackter Fels; die nackten Wände (ohne Gerät oder Schmuck); die nackte [›unverhüllte‹] Wahrheit; der dritte Tag brächte, bei der geringen Unterstützung, die nackte Not (P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,58). In abstraktester Verwendung ›nichts als‹: das nackte Leben, Dasein; der bloße nackte Instinkt (Goethe). Dazu
Nacktbaden (L097 GWb1978);
Nacktkultur (L337 WdG1974) umgangssprachlich ›Freikörperkultur‹;
Nacktmodell (L097 GWb1978) ›Fotomodell, das nackt posiert‹;
Nacktschnecke (L218 Muret/ Sanders) ›Schneckengattung ohne Haus‹;
Nackttänzerin (L337 WdG 1974) ›Tänzerin, die nackt auftritt‹, im Gegensatz zur Stripteasetänzerin, die sich erst auf der Bühne entkleidet. Eine norddeutsche Substantivbildung zu nackt in der ⇓ "S109" Kindersprache ist
Nackedei Mask. (L084 Arnold Genthe 1892): wählte mir einen Schmöker voller… ins Auge springender Nackedeis (A083 Günter Grass, Blechtrommel 98).
ahd. nackot(um 800; W.L244 Wolfgang Pfeifer), mhd. nacket, gemeingermanisch (got. naqaþs, engl. naked); schon indogermanisch (lat. nudus). Die Form nacket erscheint auch neuhochdeutsch bis ins 18. Jahrhundert, daneben seit dem Mittelhochdeutschen mit sekundärem n:nackend, das wohl auf Kreuzung mit frühnhd. nacken(schwed. naken, altindisch nagná-) zurückgeht. Bei mitteldeutschen Schriftstellern des 17. und 18. Jahrhunderts erscheint auch die Weiterbildung nackicht oder nackig (niederdt. nakich), so noch heute umgangssprachlich, ⇓ "S163" ⇓ "S164" oberdeutsch/ österreichisch ist heute umgangssprachlich allgemein nackert, das im L059 DWbund bei L279 Johann Andreas Schmeller fehlt: Sie können ja nicht nackert umeinandersitzen, das Kind störte sie dabei (A140 Elfriede Jelinek, Lust 228). nackend ist teilweise synonym mit "bloß", mit dem es häufig verbunden wird, doch unterscheidet es sich von diesem dadurch, daß die ursprüngliche Bedeutung ›unbekleidet‹ immer lebendig bleibt, auch wenn eine Verallgemeinerung der Funktion eintritt: das nackte [nicht bewachsene] Gefild(Schiller) u.dgl., besonders üblich nackter Fels; die nackten Wände (ohne Gerät oder Schmuck); die nackte [›unverhüllte‹] Wahrheit; der dritte Tag brächte, bei der geringen Unterstützung, die nackte Not (P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,58). In abstraktester Verwendung ›nichts als‹: das nackte Leben, Dasein; der bloße nackte Instinkt (Goethe). Dazu
Nacktbaden (L097 GWb1978);
Nacktkultur (L337 WdG1974) umgangssprachlich ›Freikörperkultur‹;
Nacktmodell (L097 GWb1978) ›Fotomodell, das nackt posiert‹;
Nacktschnecke (L218 Muret/ Sanders) ›Schneckengattung ohne Haus‹;
Nackttänzerin (L337 WdG 1974) ›Tänzerin, die nackt auftritt‹, im Gegensatz zur Stripteasetänzerin, die sich erst auf der Bühne entkleidet. Eine norddeutsche Substantivbildung zu nackt in der ⇓ "S109" Kindersprache ist
Nackedei Mask. (L084 Arnold Genthe 1892): wählte mir einen Schmöker voller… ins Auge springender Nackedeis (A083 Günter Grass, Blechtrommel 98).