Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
nachsehen
1hinterhersehen‹ (hinter etwas sich Entfernendem) mit Dativ; zuweilen übertragen: wo die Kunst ihr [der Poesie] nachsehen muß (Lessing), der Jüngling sahe mit Schrecken dem Ende der zügellosen Ausschweifungen nach (Schiller); dazu das Nachsehen habensehen, wie einem dasjenige, um das man sich bemüht hat, entgeht‹ (1515 A052 Eulenspiegel, Historie 19).
2nach einer Sache, die sich dabei in Ruhe befinden kann, sehen, um zu erfahren, wie es damit steht‹, sehe bei ihnen nach (L308 Kaspar Stieler 1691). Ein Dativ daneben erscheint im 18. Jahrhundert: so werde ich meinen Leuten nachsehen (Schikaneder); jetzt sagt man statt dessen nach etwas sehen.
3 Aus der zeitlichen Funktion von nachhervorgegangen ist die Bedeutung ›untersuchend durchsehen‹ mit Akkusativ, z. B. eine Rechnung, einen Aufsatz, eine Stelle in einem Buch nachsehen(L169 Matthias Kramer 1678).
4nicht übelnehmen‹ (L308 Kaspar Stieler): da ich dieses… Wort sonst wie die Pest meide, mag man mir seinen Gebrauch… nachsehen (A034 Elias Canetti, Zunge 21), sieh dem Schmerz des Vaters nach(Schiller). Zu nachsehen(4)
NachsichtSchonung, Geduld‹ (1711; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S106" kaufmannssprachlich schon L169 Matthias Kramer 1678.
nachsichtig L004 Johann Christoph Adelung 1798, A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 28,51.
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