Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
nachlassen
spätmhd. nachlazen,1hinterlassen‹: daß auch der abgeriebene Klecks einen Flecken nachläßt (Voß); besonders beim Tod: ein Hauptmann ließ mir ein paar glückliche Würfel nach(Schiller); jetzt nur substantivisch s. unten Nachlaß;
2 mit ähnlicher Verwendung des nachwie in "nachgeben" ›fahren lassen, preisgeben‹: ich wollte meinen Bund mit euch nicht nachlassen (Luther); ›erlassen‹: ein Gespräch, dessen Mitteilung uns der Leser gern nachlassen wird (Wieland); ›zulassen‹: nachgelassen und verwilligt (Maaler). Von hier aus hat sich, indem das Objekt unausgedrückt blieb, eine nun intransitiv erscheinende Gebrauchsweise entwickelt (⇑ "verhängen", "nachhängen"), die jetzt fast allein üblich ist: ›die Anspannung, den Eifer, mit dem etwas betrieben wird, geringer werden lassen‹: von der Strenge der Glaubensverordnungen nachlassen (Schiller), jetzt häufiger mit, in etwas nachlassen; das Schicksal läßt nach uns zu verfolgen (Schiller); häufig nicht nachlassen. Mit Tätigkeits- und Zustandsbezeichnungen als Subjekt ist es ›schwächer werden‹: Regen, Wind, Kälte, Gewitter, Fieber, Eifer, die Kraft, die Verfolgung läßt nach. Als Substantiv dient dazu das Nachlassen, selten Nachlassung, zuweilen auch Nachlaß (s. unten). Das Adjektiv
nachlässig (1460; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bedeutet eigentlich ›nicht angespannt, schlaff‹, daher ›nicht sorgfältig‹. An die Verwendung als Adverb knüpft die Verbindung mit Nomina actionis an: nachlässige Kleidung, Erziehung, Arbeit. Dazu vernachlässigen.
Nachlaß zu nachlassen(1): (1716; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt)
1die Hinterlassenschaft eines Verstorbenen‹ auch ›eines Schriftstellers‹ (Goethe 1827; L059 DWb); zu nachlassen(2)
2Rabatt‹ (L033 Joachim Heinrich Campe), ⇓ "S106" Kaufmannsprache, ohne Nachlaß bezahlen müssen (ebenda) und
3 (selten) im Sinne von ›Erlaß‹ (der Schulden, der Sünden, vgl. L099 3GWb).
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