Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
na
ahd. na,1 Sprechhandlungspartikel, im Spätalthochdeutschen als Fragepartikel in der Mitte oder am Ende verneinter Fragesätze (Notker; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); vielleicht bei Lautumstellung verwandt mit got./ lat. an (vgl. J.L095 Jacob Grimm, Dt. Grammatik 3,758) oder aber unter dem Einfluß der Tonlosigkeit aus nu (↑ "nun") abgeschwächt (vgl. H.Wunderlich, Unsere Umgangssprache in der Eigenart ihrer Satzfügung, 1894,38); mittelhochdeutsch nicht nachgewiesen;
2 seit dem 16. Jahrhundert v. a. als allgemein kontaktstiftende ⇓ "S079" Gliederungspartikel belegt: Na, na, genug von dem (1575 Fischart; L164 Friedrich Kluge), seither in der gesprochenen Sprache zumindest
2.1 als zugleich Freundlichkeit anzeigendes Einleitungssignal: Adam. Na, so sag du, und gakle, und kein Ende. / Na, hat Er bald sich ausgesagt? / Ruprecht. Na, sag ich. / Das ist ein Wort(H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug, 7.Auftritt); Na, und Sie haben schön geschlafen, Ziemßen? Fein, was? (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 68); Na, alter Jackie, freut mich, daß du gekommen bist (B.A025 Bertolt Brecht, Dreigroschenoper 2,420); auch zur Einleitung des Gesprächsendes: na, Lieschen, jetzt musz ich dich auf viertelstündchen verlassen (Gutzkow; L059 DWb); heute häufig nur noch als bloßes Einleitungs- oder ⇓ "S185" Rückmeldungssignal; darüber hinaus (v. a. in Fragen) auch
2.2 Ausdruck von Interesse, innerer Beteiligung oder persönlicher Anteilnahme: Nafragte ich und wie steht es mit der Wäsche? (O.E.A108 Otto Erich Hartleben, Ausgewählte Werke II,64); Da nahm er Diederich beiseite. »Na? Was macht die Kleine?… « (H.A182 Heinrich Mann, Untertan 23); ko(n)textbezogen auch alleinstehend mit Frageintonation: Schwitter: Aber der Puls – Fühlt. Muheim: Na?Schwitter: Geht langsam (A045 Friedrich Dürrenmatt, Meteor 50); Der Vater fragte ungeduldig: Na?(U.A313 Uwe Timm, Johannisnacht 9); dazu na alsoSprecher zeigt an, daß er das Geschehene erhofft und nicht anders erwartet hatte‹: Na also, dann ist ja alles in Ordnung (H.A182 Heinrich Mann, Untertan 91); »Aha«, machte Behrens. »Na also. Und was habe ich Ihnen gesagt?… « (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 701); na bitteSprecher zeigt an, daß er das Geschehene nicht anders erwartet hatte‹: Der Mann: Gesagt, gesagtwas soll der schon sagen? K. Aha. Na bitte! (B.A249 Botho Strauß, Kalldewey 102); na gut bzw. na schönSprecher erklärt sich trotz leichter Vorbehalte für einverstanden‹: Na gut; du hast ja großzügige Entwürfe in deinem Kopf (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 520); Na gut, na gut. Die Zeit heilt alle Wunden (B.A249 Botho Strauß, Kalldewey 111); »Na schön.« Wulckow stemmte die Fäuste auf die Schenkel (H.A182 Heinrich Mann, Untertan 319); na, klarSprecher kennzeichnet das Erfragte als selbstverständlich‹: Die Frau. Ist es nicht reines Art Deco? K. Reines Art Deco, na klar (B.A249 Botho Strauß, Kalldewey 105); na, sowas: »na, so was!« sagte er zwischen den Zähnen und machte halt (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 676); na los: Na, los. Schreib mal! (O.E.A108 Otto Erich Hartleben, Ausgewählte Werke III,225); na und?Sprecher kennzeichnet das Gesagte als bedeutungslos‹: und wenn die Mutti dahinten vom Hocker kippt und 'n Herzschlag kriegt na und? geht mich doch nichts an (B.A249 Botho Strauß, Kalldewey 13); dazu auch das drohende na, warte und das zustimmend-einräumende na schön: bei mir ist es Wein, na schön(Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 110); hierher ebenfalls das häufig das Gesprächsende einleitende naja, früher meist na ja, ›Sprecher stimmt dem (von ihm selbst oder anderen) Gesagten teilweise, zögernd oder leicht resignativ zu‹: Was hab' ich schon bereut, daß ich mein altes ehrliches Bett opferte! Na ja; zu spät (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 33); auch in der Bedeutung ›Sprecher erklärt sein Erstaunen über das Gesprochene oder über ein Ereignis‹, dafür jedoch meist nanu (aus na und ↑ "nun"): »Sie malen doch manchmal, Herr Hofrat«, sagte er plötzlich. Der Hofrat tat, als pralle er zurück. »Nanu? Jüngling, wie kommen Sie mir vor?« (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 358); daß über Parlamentsgebäuden grundsätzlich die Inschrift ›Nanu!?‹ stehen sollte (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 351); insbesondere auch als Ausdruck von Erstaunen darüber, daß dem Partner etwas nicht bekannt ist: »Gleich wann?« »Na, in drei Wochen.« »Ach so, du fährst wohl schon wieder nach Hause… « (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 14);
3"S209" Sprechhandlungspartikel, zumeist reduplizierend, ›Sprecher lehnt eine Äußerung oder Handlung des Hörers ab und spricht eine (vorsichtige oder gespielte) Warnung aus‹: »Na, na, Sie«, sagte die Lehrerin, und der Flaum ihrer Wangen rötete sich, indes sie lächelnd drohte (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 243); heute auch
4 Sprechhandlungspartikel, mit Frageintonation, freundschaftliches wechselseitiges Grußwort unter Freunden und Bekannten, insbesondere unter Jugendlichen (L106 Helmut Henne, Jugend 69 u.ö.).
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