Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Mythos
Mask. , Plural Mythen, heute üblichste Form (zuerst L037 Petrus Dasypodius 1536: »erdichtete Märe«), entsprechend ⇓ "S081" griech. mythosWort, Rede‹, ›Erzählung, Sage‹ abgeblaßt in einer Wendung wie das ist doch bloß ein Mythosdas stimmt nicht‹ ↑ "Topos"; auch in lateinischer FormMythus Mask. , im 19. Jahrhundert eingedeutscht
Mythe Fem. ; vgl. franz. mythe Mask. , engl. myth; die alten Dichter ganz bekannte Mythen in ihren Dramen vortrugen (Goethe; L151 Josef Kehrein); die Mythe log (A010 Gottfried Benn, Verlorenes Ich);
mythisch (18. Jahrhundert).
Mythologie Die teutsche Mythologie Buchtitel 1712 (Betz 13, s. unten);
1.1Gesamtheit der Mythen eines Volkes, KulturkreisesDurch Klopstocks Oden war denn auch in die deutsche Dichtkunst… die nordische Mythologie… eingeleitet (Goethe; L151 Josef Kehrein),
1.2Wissenschaft von den Mythen‹. Die Mythologie erscheint v. a. bei Herder und den Romantikern eng mit der Dichtungstheorie verbunden; vgl. F.Schlegel, Rede über die Mythologie (weiter L256 2RL). Die im 18. Jahrhundert begonnenen Bemühungen um eine spezifisch deutsche Mythologie setzen im 19. Jahrhundert z. B.J.Grimm (Deutsche Mythologie 1835) und Nietzsche fort. Mit A.Rosenbergs Mythus des 20. Jahrhunderts (1930) wird ein politisierter Mythosbegriff pervertiert. Literatur: W.Betz, Vom ›Götterwort‹ zum ›Massentraumbild‹. Zur Wortgeschichte von ›Mythologie‹, in: H.Koopmann (Hg.), Mythos und Mythologie in der Literatur des 19. Jahrhunderts, 1979,11ff.; A.Horstmann, Der Mythosbegriff vom frühen Christentum bis zur Gegenwart, in: L001 ABG 23,7ff., 197ff.
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