Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
mühen
altgermanisch (got. afmauiþs Partizip), urverwandt lat. moles ›Last, Masse, Mühe‹, ahd. muoen, mhd. müe(je)n; in der älteren Sprache1quälen, Schmerz verursachen‹ mit persönlichem oder nichtpersönlichem Subjekt; noch jetzt süddt. mundartlich das müht ihndas tut ihm leid‹; jetzt
2jmdm. Arbeit, Anstrengung bereiten‹, was mühest (geändert in bemühest) du weiter den Meister (Luther), er(dieser Dienst) hat mich viel gemühet, nie gereut(Uhland); jetzt "bemühen"; allgemein üblich (leicht gehoben) reflexiv literarisch, zuweilen dafür bloß mühen: so streben, mühn, arbeiten wir umsonst (Klopstock), sie mühn und zwängen und kommen zu nichts (Goethe), ebenso beim substantivierten Infinitiv: ihr Mühen wird belohnt werden; allgemeinsprachlich nur ↑ "bemühen". Aus mühen abgeleitet
Mühe ahd. muohi, mhd. müeje, bis zum Frühneuhochdeutschen
1Qual, Unannehmlichkeit‹: Wer vnrecht seet / Der wird mühe erndten (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 22,8); daneben und bis heute
2Anstrengung‹, in festen Wendungen: Mit großer Mühe (L308 Kaspar Stieler), Erreicht den Hof mit Müh' und Not(Goethe, Erlkönig), sich Mühe geben (L004 Johann Christoph Adelung, L059 DWb), jmdm. Mühe machen, Mühe kosten (L004 Johann Christoph Adelung), nicht der Mühe wert sein, es lohnt die/ der Mühe nicht(ebenda), weder kosten noch mühe sparen (Lessing; L059 DWb), heute: scheuen, als Höflichkeitsfloskel machet euch nicht so viel mühe! (Gryphius; L059 DWb);
Mühsal"S077" Fem. , früher auch Neutr. , mhd. müesal, wohl von Klopstock belebt; die Bedeutung von Mühe verstärkend, im Plural: Eine Frau… deren Körper und Geist… Entbehrungen, Mühsale und Überanstrengungen… zerrüttet hatten (G.Hauptmann; L337 WdG); wohl ⇓ "S183" rückgebildet aus
mühselig mhd. müesalic, ↑ "selig".
mühsam (1509; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), bis Mitte des 18. Jahrhunderts auch ›bemüht, arbeitsam‹, sein mühsames Gesind (Opitz), auch adverbial; seit dem 17. Jahrhundert (L059 DWb) an Mühe(2) anschließend im Sinne von ›kaum‹: sich mühsam ernähren (L004 Johann Christoph Adelung), abwertend, wenn »die angewandte Mühe zu sehr in die Augen fällt« (ebenda).
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