Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Mord
⇓ "S077" Mask. , ursprünglich Neutr. (so noch L200 Josua Maaler 1561), gemeingermanisch für ›absichtliche, heimliche Tötung‹. Ursprünglich hat es nur ›Tod‹ bedeutet, wie die verwandten Wörter der übrigen indogermanischen Sprachen zeigen, vgl. lat. mors. Erst in neuerer ⇓ "S181" Rechtssprache wird Mord (↑ "Meuchelmord") von Totschlag unterschieden (vgl. L124 HRG). Die Verbindung Mord und Totschlag (Goethe; L059 DWb) heute umgangssprachlich ›heftiger Streit‹. In Zusammensetzungen ⇓ "S228" verstärkend: Mordlärm, Mordspektakel, Mordkälte, Mordhunger, Mordkerl, mordmäßig; dafür jetzt Mords-. Grundwort vieler Zusammensetzungen, z. B. Vatermord (L200 Josua Maaler), Brudermord, Kindermord, Tyrannenmord (L308 Kaspar Stieler 1691), "Selbstmord" (↑ "selbst").morden ahd. murdan, heute weitgehend ersetzt durch
ermorden;
Mörder ahd. murdreo, mhd. mordære, "Vatermörder" ↑ "Vater";
Mördergrube 15. Jahrhundert ⇓ "S036" biblisch für lat. spelunca latronum (Matthäus 21,12; Jeremia 7,11), heute umgangssprachlich
⊚ aus seinem Herzen keine Mördergrube machen ›seine Überzeugung offen aussprechen‹ (Bismarck; L320 Trübner);
mordio auch mordjo, mhd. auch mordigauw, frühnhd. gelegentlich mordigo, aus mord und der bekräftigenden, zunächst nachgestellten, dann enklitischen »particula exclamandi« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741) jo/ io ›es ist wirklich wahr‹, die sich vermutlich aus bereits im Gotischen in dieser Bedeutung vorhandenen ja/ jai(↑ "ja") entwickelt hat, vgl. diebio, feindio, feurio (↑ "Feuer"), hilfio; ⇓ "S209" Sprechhandlungspartikel, Ausruf, mit dem man einen begangenen Mord verkündete und zur Verfolgung des Mörders aufrief, »Umb hilff außschreyen und ruffen« (L200 Josua Maaler 1561), ab dem 15. Jahrhundert häufig belegt: o mordigauw, mordio, er fert da hin (W.Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch 21839; L017 BMZ); Schweizer.. fahr hin, Meuchelmörder Er sticht ihn tod. Räuber (in Bewegung) Mordjo! Mordjo – – Schweizer – Spiegelberg – Reißt sie auseinander! (A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,5); heute nur noch in Zeter und Mordio schreien ›laut herumschreien, sich lautstark beklagen‹ (schon Luther) ↑ "zeter": Und indem sie so in einem Dreieck standen, zitterten und mit den Armen vor sich hin in die Luft schlugen, schrieen sie Zeter Mordio und riefen: Geh fort! geh fort! (1856 G.A155 Gottfried Keller, Seldwyla 1,287).
ermorden;
Mörder ahd. murdreo, mhd. mordære, "Vatermörder" ↑ "Vater";
Mördergrube 15. Jahrhundert ⇓ "S036" biblisch für lat. spelunca latronum (Matthäus 21,12; Jeremia 7,11), heute umgangssprachlich
⊚ aus seinem Herzen keine Mördergrube machen ›seine Überzeugung offen aussprechen‹ (Bismarck; L320 Trübner);
mordio auch mordjo, mhd. auch mordigauw, frühnhd. gelegentlich mordigo, aus mord und der bekräftigenden, zunächst nachgestellten, dann enklitischen »particula exclamandi« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741) jo/ io ›es ist wirklich wahr‹, die sich vermutlich aus bereits im Gotischen in dieser Bedeutung vorhandenen ja/ jai(↑ "ja") entwickelt hat, vgl. diebio, feindio, feurio (↑ "Feuer"), hilfio; ⇓ "S209" Sprechhandlungspartikel, Ausruf, mit dem man einen begangenen Mord verkündete und zur Verfolgung des Mörders aufrief, »Umb hilff außschreyen und ruffen« (L200 Josua Maaler 1561), ab dem 15. Jahrhundert häufig belegt: o mordigauw, mordio, er fert da hin (W.Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch 21839; L017 BMZ); Schweizer.. fahr hin, Meuchelmörder Er sticht ihn tod. Räuber (in Bewegung) Mordjo! Mordjo – – Schweizer – Spiegelberg – Reißt sie auseinander! (A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,5); heute nur noch in Zeter und Mordio schreien ›laut herumschreien, sich lautstark beklagen‹ (schon Luther) ↑ "zeter": Und indem sie so in einem Dreieck standen, zitterten und mit den Armen vor sich hin in die Luft schlugen, schrieen sie Zeter Mordio und riefen: Geh fort! geh fort! (1856 G.A155 Gottfried Keller, Seldwyla 1,287).