Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
mobil
Adjektiv, im 18. Jahrhundert < franz. mobile < lat. mobilis ›beweglich‹, zu lat. movere ›in Bewegung setzen‹, zuerst in militärischer Bedeutung1für den Kriegseinsatz bereit, marschbereitda es den Endzweck eines Kriegsheeres erfordert, dasselbe allezeit im mobilen Stande zu erhalten (Justi 1758; L081 FWb), gebucht L031 Joachim Heinrich Campe Erg. 1801; fest in der Wendung mobil machen (s. unten mobilmachen), daher übertragen redensartlich jmdn. mobil machen ›jdmn. antreiben‹, etwas mobil machen ›etw. aktivieren, einsetzen‹; dann allgemein
2nicht an einen Ort gebunden, beweglichund wir uns zuletzt mit allem mobilen Hab und Gut wieder zusammenfanden (Goethe, 1822; L081 FWb); umgangssprachlich
3munter, lebhaft, wohlaufDer Alte ist immer noch mobil (L266 Daniel Sanders FWb); mobil auch substantivisch: der Sesshafte iss rücksichtsvoll & will erhaltn; der Mobile rücksichtslos & rennt Alles um (A.A229 Arno Schmidt, Abend mit Goldrand; BA/ CD-ROM); Gegensatz immobil; redensartlich jmdn. mobil machenjmdn. antreiben‹, etwas mobil machenetw. aktivieren, einsetzen‹; substantivisch
Mobil Neutr. , Kurzform von ↑ "Automobil", in Zusammensetzungen nach 1945 oft zweiter Bestandteil: Campmobil, Lokomobil (↑ "Lokomotive"), Papstmobil, Snowmobil, Wohnmobil, daneben: Mobilfunknetz und, Juli 2000,
MobiltelefonHandy‹ (↑ "Handy");
Mobile Neutr. ›bewegliches Gebilde aus Fäden und Stäben, an denen Objekte aufgehängt sind‹ (L097 GWb), Herkunft umstritten (vgl. L010 AWb): nach engl. mobile, einer Eigenbezeichnung des amerikanischen Bildhauers A.Calder von 1936 für sein neues Kunstgebilde, oder nach franz. mobilebeweglich‹, »1932 von M.Duchamp für die kinetischen Metallplastiken Calders« geprägt (ebenda), Die Städtische Kunsthalle Mannheim zeigt… Mobiles und Stabiles von Alexander Calder (Mannheimer Morgen 6.11.1959; ebenda); dazu
Perpetuum
mobile Neutr. ›Maschine, die ohne Energiezufuhr Arbeit leistet‹ < lat. perpetuus ›ununterbrochen, lebenslänglich‹, L031 Joachim Heinrich Campe Erg. 1801 verdeutscht »ewiger Selbstbeweger«, belegt 1652: Mobile perpetuum (L081 FWb), übertragen: seine Regierung ein perpetuum mobile militare zu nennen [ist] (1692; ebenda);
mobilmachen"S136" im 20. Jahrhundert in lexikalischer Form (L337 WdG), davor: mobil machen, bei L031 Joachim Heinrich Campe Erg. 1801 bezogen auf das Heer, dann erweitert
1Streitkräfte bzw. den Staat in den Kriegszustand versetzen‹; daneben übertragen
2Anstrengungen machen, um etwas durchzusetzen‹; entsprechend
Mobilmachung (1809; L081 FWb) auch übertragen: Mobilmachung des Geistes (Arndt 1804 Reisen III; ebenda);
mobilisieren < gleichbedeutend franz. mobiliser, (1814; L081 FWb), ⇓ "S136" militärisch
1Streitkräfte einberufen und die Wirtschaft eines Staates in den Kriegszustand überführenSobald mobilisiert wird, rück ich ein. Ich bin Leutnant (H.Hesse, Demian; L337 WdG),
2jmdn. / etwas in Bewegung setzen, aktivieren, zum Handeln bringenDie Liebe zu Ulrich hat… Haß und Feindschaft gegen die Welt mobilisiert (Musil, Mann ohne Eigenschaften; ebenda);
Mobilisierung belegt seit 1814 und bis »in die erste Hälfte des 20.Jhs. geläufig« (L245 2W.Pfeifer), bei Gelegenheit der vorjährigen Mobilisierung (A060 Theodor Fontane, Schach von Wuthenow 1, 570);
Mobilität nur Singular, folgt Bedeutung (2) von mobil (s. oben); Leider sind diese Leichtigkeiten der Bewegung nicht in die Jahre meiner Mobilität gefallen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, An J. J. und Marianne Willemer, 8.10.1830; 4,47,282).
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