Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Möbel
Neutr. , Anfang des 17. Jahrhunderts (vereinzelt schon im 15. Jahrhundert als ›fahrende Habe‹) < ⇓ "S070" franz. meuble, gewöhnlich im Plural: Möbel, Möbelstücke, daneben, namentlich ⇓ "S212" süddt. Möbeln, veraltet Möbels. Bei Lessing einmal als Femininum. S. unten vermöbeln;aufmöbeln, Präfixbildung aus dem von Campe 1809 vorgeschlagenen Ersatzwort möbeln für möblieren (L033 Joachim Heinrich Campe), vielleicht die Vorstellung vom Aufarbeiten der alten Möbel mit der Semantik von ↑ "mobil" verknüpfend (L245 2W.Pfeifer), gebucht L056 Duden 151961 und L337 WdG, insgesamt umgangssprachlich. Die ursprüngliche Bedeutung
1.1etwas aufbessern, verschönern‹, nämlich ›neu oder besser einrichten‹ (L245 2W.Pfeifer), wohl bezogen v. a. auf Möbelstücke (L055 Duden Herkunftswb..), ohne historischen Beleg, ist weiterhin gebräuchlich: Ich will meine Frühjahrsgarderobe aufmöbeln (Berliner Zeitung, 30.01.1996; 2DWb-Archiv),
1.2etwas betrügerisch im Wert steigern‹, später auch auf »Verschönerungen am Menschen« (waschen, rasieren usw.) übertragen, um 1900 gebräuchlich in der Bedeutung
2jmdn. aufmuntern, begeistern‹ (L055 Duden Herkunftswb.), auch reflexiv: sich aufmöbelnsich erfrischen, beleben‹, sich aufmöbeln lassensich einer Kur unterziehen‹, schlesisch auch ›sich satt essen, dicker werden‹ (W.Mitzka: Schles. Wörterbuch., Bd. 1, 1963), man konnte ein bisschen trinken, um sich aufzumöbeln (H.Fallada: Wolf unter Wölfen, 2. Teil: Das Land in Brand. o. J. [1937]; 2DWb-Archiv), auch ins Negative übertrieben
3jmdn. anherrschen, rügen‹, dialektal sogar ›jmdn. verprügeln, schlagen‹ (Brandenburgisch.-Berlinisches Wörterbuch. 1, 288; 2DWb-Archiv).
vermöbeln 1757 ⇓ "S211" studentensprachlich ›verkaufen‹ (L360 ZDW3,101) seine Sachen vermöbeln (L033 Joachim Heinrich Campe); die heutige umgangssprachliche Bedeutung ›verprügeln‹ 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (L254 Der richtige Berliner 1878): Wie die grunzt, hat woll Keile gekriegt, die hat eener vermöbelt (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 441). Zum Übergang vgl. "verhauen", "verkloppen", verkeilen.
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