Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Mittelalter
zunächst1 ›mittleres Lebensalter‹ in seiner jugend und auch in seinem mittelalter (1684; L059 DWb), bis heute (L264 Daniel Sanders: »meist mit kom.[ischem] Nebensinn«) umgangssprachlich für Personen mittleren Alters: schicke… Sachen für das Mittelalter(L097 GWb), auch übertragen Weine von einem Mittel-Alter (1731; L320 Trübner); im 18. Jahrhundert erscheint medium aevum häufig in Buchtiteln, die deutsche ⇓ "S124" Lehnübersetzung zunächst schwankend, z. B. aus den mittlern Zeiten (Lessing; L320 Trübner), Dichterwerke des mittleren Zeitalters(Wieland; ebenda), bei Schlözer 1772 (L320 Trübner) dann Mittelalter;
2 ⇓ "S061" ›historischer Zeitraum zwischen Altertum und Neuzeit‹. »Eingebürgert haben es die Romantiker« (L320 Trübner), u. a. Jean Paul, Tieck, Eichendorff (vgl. die entsprechenden Bildungen engl. Middle Ages, franz. moyen âge, niederländ. middeleeuwen); dazu mittelalterlich (Anfang des 19. Jahrhunderts; L059 DWb); redensartlich
⊚⊚ (das sind ja) mittelalterliche Zustände!und (das ist ja) finsteres Mittelalter! im Sinne von ›Rückständigkeit‹, was die (oberflächliche und eher populäre) negative Bewertung des Mittelalter widerspiegelt (wobei finsteres Mittelalter zugleich den Charakter eines ⇓ "S192" Schlagworts hat); gleichfalls abwertend Mittelalterei: Und ob ich gleich der Mittelalterei keineswegs günstig bin (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 29.1.31); die Mittelalterei obliegt einem Mittelältler: unsere modernen religiösen Mittelältler (ebenda Brief vom 25.11.08); aktuell eine Aufwertung, u. a. unter dem Begriff Alterität (›das Anderssein‹) des Mittelalters (vgl. H.R.Jauss, Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur 1977).
zunächst1 ›mittleres Lebensalter‹ in seiner jugend und auch in seinem mittelalter (1684; L059 DWb), bis heute (L264 Daniel Sanders: »meist mit kom.[ischem] Nebensinn«) umgangssprachlich für Personen mittleren Alters: schicke… Sachen für das Mittelalter(L097 GWb), auch übertragen Weine von einem Mittel-Alter (1731; L320 Trübner); im 18. Jahrhundert erscheint medium aevum häufig in Buchtiteln, die deutsche ⇓ "S124" Lehnübersetzung zunächst schwankend, z. B. aus den mittlern Zeiten (Lessing; L320 Trübner), Dichterwerke des mittleren Zeitalters(Wieland; ebenda), bei Schlözer 1772 (L320 Trübner) dann Mittelalter;
2 ⇓ "S061" ›historischer Zeitraum zwischen Altertum und Neuzeit‹. »Eingebürgert haben es die Romantiker« (L320 Trübner), u. a. Jean Paul, Tieck, Eichendorff (vgl. die entsprechenden Bildungen engl. Middle Ages, franz. moyen âge, niederländ. middeleeuwen); dazu mittelalterlich (Anfang des 19. Jahrhunderts; L059 DWb); redensartlich
⊚⊚ (das sind ja) mittelalterliche Zustände!und (das ist ja) finsteres Mittelalter! im Sinne von ›Rückständigkeit‹, was die (oberflächliche und eher populäre) negative Bewertung des Mittelalter widerspiegelt (wobei finsteres Mittelalter zugleich den Charakter eines ⇓ "S192" Schlagworts hat); gleichfalls abwertend Mittelalterei: Und ob ich gleich der Mittelalterei keineswegs günstig bin (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 29.1.31); die Mittelalterei obliegt einem Mittelältler: unsere modernen religiösen Mittelältler (ebenda Brief vom 25.11.08); aktuell eine Aufwertung, u. a. unter dem Begriff Alterität (›das Anderssein‹) des Mittelalters (vgl. H.R.Jauss, Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur 1977).