Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Mittag
ahd. mittitag, mhd. mitte(n)tac, zusammengezogen aus mitte – frühneuhochdeutsches Adjektiv mittentsprechend mhd. mitte, attributiv ›ein in der Mitte befindlicher Teil‹, seit dem Mittelhochdeutschen bis Anfang des 17. Jahrhunderts vor allem in zeitlicher Bedeutung (⇑ "Mitternacht", "Mittwoch", "mitten", "Mitte", "Mittel") – und "Tag", frühneuhochdeutsch noch mit innerer Flexion: Dativ mittemtag, mittentag, daher der Hauptton früher auch auf dem zweiten Glied; ›der Zeitpunkt, zu dem die Sonne am höchsten steht‹: es geschahe am hellen Mittag (L004 Johann Christoph Adelung), danach früher häufig für ›Süden‹ (⇓ "S024" Lehnbedeutung nach lat. meridies) und zoch aus gegen dem Mittag (A180 Martin Luther, 1.Mose 12,9), heute veraltet, ebenso wie mittägig, mittäglichsüdlich‹; ⇑ "Nachmittag", "Vormittag"; als ›Hälfte des Tages‹ übertragen auf das Lebensalter: mein mittag ist dahin, der ohngefehr die wage des kurzen lebens hielt (Canitz; L059 DWb); bezogen auf die zu dieser Tageszeit eingenommene Mahlzeit kurz für Mittagessen, aus Dativ mittagezur Mittagszeit‹ und "essen" (vgl. L059 DWb): Zu Mittag oder zu imbiß essen (L200 Josua Maaler), daher Mittag machenseine Arbeit (für die Einnahme der Mittagsmahlzeit) unterbrechen‹: (der töpfer) stand hinter dem… ahornbaum, / und machte seinen mittag (Gleim; L059 DWb); Genitiv mittags adverbial Des abends / morgens vnd mittags wil ich klagen vnd heulen (A180 Martin Luther, Psalm 55,18).Mittagsschlaf Mittagsschlaf taug nicht (L308 Kaspar Stieler), ⇓ "S050" Diminutiv Mittagsschläfchen (Goethe; L059 DWb), familiärer Ton.
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