Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Milch
ahd. miluh, germanisch (got. miluks, engl. milk), angeglichen an ↑ "melken" (vgl. L141 IF22,92), als Nährflüssigkeit von Kühen, Ziegen und Schafen wichtiges Grundnahrungsmittel, daher zum Ausdruck von Reichtum, Fruchtbarkeit (ein Land,) wo Milch und Honig fließen (vgl. A180 Martin Luther, 2.Mose 3,8), nach der weißen Farbe literarisch für weiße Haut: ich sah… nichts als milch und blut(Hoffmannswaldau; L059 DWb), als Oxymoron bei Celan: Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends (A035 Paul Celan, Todesfuge); als erste Nahrung von Säuglingen
etwas mit der Milch einsaugen/ eingeflößt bekommen etc. (vgl. Belege in L059 DWb) für unveränderliche Eigenschaften, unauslöschliches Wissen u.ä.; übertragen auf Pflanzensaft (Wolfsmilch); Saft in den unreifen Getreidekörnern (daher das Korn steht in der Milch); Samen der Fische, daher Milcher, (14. Jahrhundert), Milchner (15. Jahrhundert) ›männlicher Fisch‹, auf die Brustdrüse des Kalbes: Kalbsmilch, auch Brieschen.
Milchbruder (16. Jahrhundert) ›der von der gleichen Amme Gesäugte‹ (ahd. spunnibruodar); entsprechend
Milchschwester bei Jean Paul übertragen zwei milchschwestern der freundschaft(L059 DWb).
Milchmädchenrechnung spät gebucht (L321 Ullstein Lexikon 1969), nach La Fontaines Fabel, die u. a. von Gleim 1757 bearbeitet wurde (L259 2Röhrich) ›Rechnung, die auf Trugschlüssen beruht‹ auch
eine Milchmädchenrechnung aufmachen; ⇓ "S195" in der Schweiz dafür Milchbübleinrechnung;
milchenMilch geben‹ (L308 Kaspar Stieler) ↑ "melken".
Milchstraße L308 Kaspar Stieler 1691, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. via lactea (15. Jahrhundert Milchweg nach mittellat. galaxia; mhd. Iringes wec); ›Galaxis‹.
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