Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Metapher
Fem. , griech. metaphorá, lat. metafora, von griech. metaphérein ›anderswohin tragen‹, »Übertragung [… ] entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung oder von einer Art auf die andere oder gemäß der Analogie« (Aristoteles, Poetik §21); zunächst Metaphor, Plural Metaphoren (1664 Kindermann; L081 FWb), in der Form Metapher seit dem 18. Jahrhundert (1740 Breitinger; L081 FWb), ⇓ "S127" »in der Sprach= und Redekunst, eine Figur, nach welcher die gewöhnliche oder angenommene Idee eines Wortes oder einer Redensart gebraucht wird, ein anderes Ding, wegen einer anscheinenden Ähnlichkeit, zu bezeichnen« (L004 Johann Christoph Adelung), ›bewußte Ausdehnung des Referenzbereichs eines Wortes, die (besonders in Wissenschaft, Literatur und Philosophie) dazu dient, wichtige Eigenschaften von Gegenständen hervorzuheben, andere dafür auszublenden, die Gegenstände so in neuem Licht zu sehen und dadurch die Grenzen des bisher Sag- und Denkbaren auf der Basis der verfügbaren Sprachzeichen produktiv zu überschreiten‹ (vgl. L028 Karl Bühler, Sprachtheorie 1934, 342ff.). »Das dem Verständnis und Interesse ferner liegende wird.. durch etwas Näherliegendes anschaulicher und vertrauter gemacht« (H.L237 Hermann Paul, Prinzipien 1920, §68); Wir glauben etwas von den Dingen selbst zu wissen, wenn wir von Bäumen, Farben, Schnee und Blumen reden, und besitzen doch nichts als Metaphern der Dinge, die den ursprünglichen Wesenheiten ganz und gar nicht entsprechen (1873 A200 Friedrich Nietzsche, Wahrheit und Lüge 1, 879f.); die Wörter, mit denen man Wörter (innere Zustände) beschreibt, sollen wie Glas sein! Diese Metapher ist also in jedem Fall ein plumper Betrug, wie ja schon die Verwendung einer Metapher, wenn die Begriffe nicht mehr weiterführen, Argwohn erregen muß (P.Handke, Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms, 1972/ 1981,42); Sie dienen zu Zielscheiben. Das ist eine Metapher (A104 Peter Handke, Publikumsbeschimpfung 23); ⇑ "Allegorie", "übertragen"; dazu verblaßte Metaphern oder tote MetaphernÜbertragungen, die konventionell geworden sind und daher gewöhnlich nicht mehr als solche erkannt werden‹: Daher ist jede Sprache in Rücksicht geistiger Beziehungen ein Wörterbuch erblasseter Metaphern (1804 A139 Jean Paul, Vorschule der Ästhetik §50).Metaphorik Fem. ,
1Bildung und Gebrauch von Metaphern als (literarisches) Stilmittel‹;
2die in einem Text verwendeten Metaphern‹: die Worte der Einsager… , die auf die Metaphorik vorbereiten (P.Handke, Kaspar, 1967,43);
metaphorischübertragen‹, ›auf einer Metapher beruhend‹ (17. Jahrhundert), »Die metaphorische Bedeutung eines Wortes, die figürliche« (L004 Johann Christoph Adelung): Wie war das übrigens mit der »Lage«? Um sich in einer Lage zu befinden, mußte er liegen und nicht stehen, damit das Wort seinen gerechten und ordentlichen Sinn, statt eines bloß metaphorischen, gewänne (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 684).
"Bedeutungsübertragung"
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