Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
merken
germanisches Verb, ahd. merchen, mhd. merken (↑ "Marke"); ›die Sinne oder die innere Beobachtung auf ein bestimmtes Ziel richten‹, intransitiv wie für sich stehend merketpaßt auf‹ (nicht mehr gebräuchlich), wohl gemerkt; häufig früher mit auf: merkt auf ihn, auf seine Worte, gleichfalls nicht mehr üblich, vgl. "aufmerken", "aufmerksam"; das gleiche gilt von der Verbindung mit abhängigem Fragesatz: an dem Ufer merk' ich scharf umher, wo sich ein Vortheil auftät zum Entspringen (Schiller). Allgemein gebräuchlich ist einfaches merken wie "bemerken" mit einem Objekt, welches das durch die Beobachtung erfaßte Resultat ausdrückt. Dieses Objekt kann gebildet werden durch einen Satz mit daß (ich merke, daß ich betrogen bin), durch einen Fragesatz (ich merke, was du willst), durch ein einen Satz vertretendes Pronomen (er merkt es nicht), durch eine substantivische Tätigkeits- oder Vorgangsbezeichnung (er merkt den Betrug, den Irrtum). Das Mittel, wodurch man das Resultat erfaßt, wird gewöhnlich angeknüpft durch an (ich merke es an seiner Verlegenheit), früher auch durch bei: wobei soll ich's merken, daß ich's besitzen werde (Luther). Häufig etwas merken lassenzeigen‹. Nicht üblich ist merken mit einer Person oder einem Ding als Objekt, dafür vielmehr nur bemerken; doch vgl. flieh' nur, daß dich Zeus nicht merke (Schiller), da merkt ihn wohl Menelaos(Voß). Verschieden davon ist das früher übliche jmdn. merkenjmdn. verstehen‹, ›jmds. Meinung, Gesinnung erkennen‹: o Schalk, ich merke dich(Klinger). Bei merken lassen erscheint neben diesem Akkusativ noch die gewöhnliche Art des Objekts: ich fürchtete mich so sehr als die andern, ließ mich es aber nur weniger merken (Goethe), der persönliche Akkusativ wird auch wie sonst in ähnlichen Fällen durch den Dativ ersetzt: ohne mir meine Krankheit merken zu lassen (Lessing). Aus der Bedeutung ›durch Aufmerksamkeit erfassen‹ entwickelt sich dann ›dem Gedächtnis einprägen‹ (schon mhd. ), namentlich üblich in Verbindung mit reflexivem Dativ (ich habe mir seinen Namen nicht gemerkt). Auch schriftliche Aufzeichnung als Ersatz für das Gedächtnis wird zuweilen durch merken ausgedrückt: sobald ich auf meinem Zimmer war, merkte ich mir in meiner Schreibtafel den Tag und die Stunde (Schiller); so allgemein in "anmerken", "vermerken". Endlich erscheint merken im Mittelhochdeutschen und später in der Bedeutung ›mit einem Merkzeichen versehen‹ (vgl. "bemerken"): etliche wollten das Loch merken und zeichnen (Luther), ihre Gefäße waren mit einem wilden Widder gemerket (Winckelmann). – Vgl. "Augenmerk".merkbar L004 Johann Christoph Adelung 1798 »was gemerket.. werden kann«, sich durch etwas eigenthümliches merkbar zu machen (Lessing; L059 DWb);
merklichwahrnehmbar‹, mhd. merk(e)lich, einer Arbeit, in welcher auch die kleinsten Spuren der Zerstreuung so merklich werden (Lessing); adverbial: das Herz kaum merklich schlug(Uhland). Meistens liegt in merklich die Bedeutung ›beträchtlich‹.
Merkmal 1618 (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ein merkmal ist dasjenige an einem dinge, was einen theil des erkenntnis desselben ausmacht (I.Kant; L059 DWb), sprachwissenschaftlich semantisches Merkmal (v. a. im Strukturalismus).
MerkwortStichwort‹ (für die ⇓ "S040" Schauspieler, veraltet) Tieck, Jean Paul (L059 DWb); bei A121 Johann Gottfried Herder (Abhandlung über den Ursprung der Sprache, 1770, 2. Abschnitt) in Sprache übersetztes Merkmal (einer Sache): Das erste Merkmal, was ich erfaße, ist Merkwort für mich, und Mittheilungswort für Andre!
merkwürdig 1678 (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis Anfang des 19. Jahrhunderts ›bemerkenswert, bedeutend‹, dann und jetzt ›seltsam‹: zweierlei war das merkwürdigste an einem Vagabunden (Immermann); im Übergang von ›bedeutend‹ zu ›seltsam‹ im Sinne von ›interessant‹: Freunde herumzuführen [in einem Museum] und ihnen das merkwürdigste vorzuzeigen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 10.1.11).
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