Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Meister
ahd. meistar < lat. magister. ⇓ "S011" ⇓ "S052" Zunächst nach römischem Beispiel am fränkischen Hof als Titel und in der Bibel für den Lehrer der Religion und Weisheit (insbesondere für Christus). Danach im frühen Mittelalter jemand, der eine Wissenschaft oder Kunst beherrscht und eventuell sie lehrt. Für Künstler wird es bis ins 19. Jahrhundert, jetzt nur gelegentlich noch gebraucht. Aber auch als Bezeichnung eines Beamten, der die Leitung in irgendeinem Verwaltungsgebiet hat, ist Meister schon im Althochdeutschen aufgenommen, vgl. meister Hildebrant (Nibelungenlied 2185), "Bürgermeister", "Hofmeister", Jägermeister, Zeremonienmeister, Deutschordensmeister, Hochmeister. Im späten Mittelalter hat sich dann die jetzt üblichste Verwendungsweise entwickelt, Handwerksmeister.Südwestdeutsch, namentlich schweizerisch, auch der Vorsteher eines Haushaltes. In nicht streng eigentlichem Sinn heißt Meister einerseits jemand, der etwas vollkommen versteht, andererseits jemand, der Gewalt über etwas hat. Er ist ein Meister im Schachspiel, in der Kunst, sich zu verstellen;⊚ Übung macht den Meister; dazu Meisterschaft, meisterhaft, meisterlich.
⊚⊚ Er will den Meister spielen, er hat seinen Meister gefunden; da er sich zum Meister von ihrem Geheimnis gemacht (Wieland). Gewöhnlich wird dann Meister als Prädikat ohne Artikel gesetzt und nähert sich dadurch der Natur eines Adjektivs: er ist seiner Sinne nicht mehr Meister (wie "mächtig"), wohl mag er seiner selbst nicht Meister bleiben (Schiller); jetzt ungewöhnlich mit von: um von dem Hebräischen Meister zu werden (Goethe); früher auch sich Meister machen: sich Meister von ihren Besitztümern zu machen (Goethe). Die Annäherung an das Adjektiv zeigt sich besonders, wenn Meister zu einem Femininum oder zu einem Plural als Prädikat gesetzt wird: daß wir über eine Leidenschaft Meister werden (Schiller); selten ⇓ "S140" zu weiblichem Subjekt Meisterin: daß sie nicht mehr Meisterin von ihren Bewegungen war (Wieland); aber seit ca. 1970 offizielle und angewandte Bezeichnung im Handwerk.
Meister(ge)sang ⇓ "S127" Im Mittelhochdeutschen (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts; L257 3RL) ›meisterhafter, vorzüglicher Gesang‹, in erster Linie der der Sangspruch-Dichter, entsprechend Meistersinger ›meisterhafter Sänger‹. Im Ausgang des Mittelalters auch Meistersänger, in den Städten sich zunftmäßig (»Dichter-Handwerker«) zusammenschließende ›Liederdichter‹, die, wie in den Handwerken, aufgrund eines Probestückes zu Meistern der Singekunst erklärt und in die Genossenschaft aufgenommen wurden. Ein von ihnen verfaßtes und als korrekt anerkanntes Lied hieß Meisterlied, so auch seit dem 15. Jahrhundert diese ganze Art der Dichtung, diese auch Meistergesang (1571; L059 DWb); J.Grimm, Ueber den altdeutschen Meistergesang, 1811.
meistern ahd. meisteron;
1 ›in seiner Gewalt haben, bezwingen, regieren‹, weißt du, wie der Himmel zu regieren ist? oder kannst du ihn meistern auf Erden? (Luther), die nordischen Herren wußt ich wohl zu meistern (Goethe); jetzt nicht mehr von Personen, nur noch Schwierigkeiten meistern, die Lage meistern, seine Erregung, Leidenschaften meistern, auch sein Fachgebiet meistern;
2 ›unterweisen, Vorbild sein‹ im Fleiß kann dich die Biene meistern, in der Geschicklichkeit ein Wurm dein Lehrer sein (A222 Friedrich Schiller, Die Künstler 30). Daraus abgeleitet ›zurechtweisen‹ (mit Akkusativ), deswegen ich dich auch keineswegs deshalb meistern und quälen will (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 11.1.11). Auch mit nichtpersönlichem Objekt wie "tadeln": daß die Menschen aneinander entgegengesetzte Qualitäten meistern (Jean Paul);
3 vereinzelt intransitiv: wenn dein Finger durch die Saiten meistert (›meisterhaft hindurchfährt‹) (A222 Friedrich Schiller, Laura am Klavier; 1,53).
⊚⊚ Er will den Meister spielen, er hat seinen Meister gefunden; da er sich zum Meister von ihrem Geheimnis gemacht (Wieland). Gewöhnlich wird dann Meister als Prädikat ohne Artikel gesetzt und nähert sich dadurch der Natur eines Adjektivs: er ist seiner Sinne nicht mehr Meister (wie "mächtig"), wohl mag er seiner selbst nicht Meister bleiben (Schiller); jetzt ungewöhnlich mit von: um von dem Hebräischen Meister zu werden (Goethe); früher auch sich Meister machen: sich Meister von ihren Besitztümern zu machen (Goethe). Die Annäherung an das Adjektiv zeigt sich besonders, wenn Meister zu einem Femininum oder zu einem Plural als Prädikat gesetzt wird: daß wir über eine Leidenschaft Meister werden (Schiller); selten ⇓ "S140" zu weiblichem Subjekt Meisterin: daß sie nicht mehr Meisterin von ihren Bewegungen war (Wieland); aber seit ca. 1970 offizielle und angewandte Bezeichnung im Handwerk.
Meister(ge)sang ⇓ "S127" Im Mittelhochdeutschen (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts; L257 3RL) ›meisterhafter, vorzüglicher Gesang‹, in erster Linie der der Sangspruch-Dichter, entsprechend Meistersinger ›meisterhafter Sänger‹. Im Ausgang des Mittelalters auch Meistersänger, in den Städten sich zunftmäßig (»Dichter-Handwerker«) zusammenschließende ›Liederdichter‹, die, wie in den Handwerken, aufgrund eines Probestückes zu Meistern der Singekunst erklärt und in die Genossenschaft aufgenommen wurden. Ein von ihnen verfaßtes und als korrekt anerkanntes Lied hieß Meisterlied, so auch seit dem 15. Jahrhundert diese ganze Art der Dichtung, diese auch Meistergesang (1571; L059 DWb); J.Grimm, Ueber den altdeutschen Meistergesang, 1811.
meistern ahd. meisteron;
1 ›in seiner Gewalt haben, bezwingen, regieren‹, weißt du, wie der Himmel zu regieren ist? oder kannst du ihn meistern auf Erden? (Luther), die nordischen Herren wußt ich wohl zu meistern (Goethe); jetzt nicht mehr von Personen, nur noch Schwierigkeiten meistern, die Lage meistern, seine Erregung, Leidenschaften meistern, auch sein Fachgebiet meistern;
2 ›unterweisen, Vorbild sein‹ im Fleiß kann dich die Biene meistern, in der Geschicklichkeit ein Wurm dein Lehrer sein (A222 Friedrich Schiller, Die Künstler 30). Daraus abgeleitet ›zurechtweisen‹ (mit Akkusativ), deswegen ich dich auch keineswegs deshalb meistern und quälen will (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 11.1.11). Auch mit nichtpersönlichem Objekt wie "tadeln": daß die Menschen aneinander entgegengesetzte Qualitäten meistern (Jean Paul);
3 vereinzelt intransitiv: wenn dein Finger durch die Saiten meistert (›meisterhaft hindurchfährt‹) (A222 Friedrich Schiller, Laura am Klavier; 1,53).