Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Maul
ahd. / mhd. mul, gemeingermanisch (urverwandt wohl griech. mýllon ›Lippe‹); allgemein für den tierischen Körperteil (doch im Gebrauch durch "Schnauze", "Rüssel" eingeschränkt), für den menschlichen in ⇓ "S047" derber Rede, doch landschaftlich, besonders ⇓ "S214" südwestdeutsch, ⇓ "S218" auch wie "Mund" gebraucht. Viele umgangssprachliche Redensarten mit Maul, die sich meist leicht von selbst erklären, neuerdings z. T. ↑ "Mund" eingesetzt:⊚⊚ das Maul wässert einem (vor Verlangen); er ist nicht aufs Maul gefallenist mit der Rede rasch bei der Hand‹; jmdm. das Maul stopfenzum Schweigen bringen‹; das Maul haltenschweigen‹ (vgl. L259 2Röhrich).
Maulaffe (15. Jahrhundert), Scheltwort für einen Menschen, der gaffend das Maul aufsperrt;
Maulaffen feilhalten (feil haben L308 Kaspar Stieler 1691).
Mäulchen häufig ›Küßchen‹ als ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. osculum(17. Jahrhundert);
maulen (16. Jahrhundert) ›das Maul verziehen, schmollenWir haben zu viel Lebensart, / Um hier mit euch zu maulen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4287f.);
Maulheld (L003 Johann Christoph Adelung 1777) ästhetische maulhelden (Heine; L059 DWb);
Maulkorb (16. Jahrhundert) eine art von… maulkorb… für den menschlichen verstand (Jean Paul; L059 DWb);
Maulschelle (1514; L239 PBB(H) 97,232) ›Ohrfeige‹;
Maultrommel (maultrumme 1582 Fischart; L059 DWb), ein zwischen den Zähnen gespieltes Instrument, Titel einer Gedichtsammlung von L. v. Schnüffis 1695;
Maul-
und
Klauenseuchehochansteckende Viruskrankheit der Klauentiere‹, (L264 Daniel Sanders): Klauen- und Maulseuche, in der heute üblichen Form (L218 Muret/ Sanders 1910).
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