Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Marter
Fem. , ahd. martira, martara < ⇓ "S082" griech.-lat. martyrium; zunächst1"S110" für Verfolgung und Leid in biblischem Sinn: Dis sey gnug von dem heidnischen Opffer / vnd der grausamen marter (A180 Martin Luther, 2.Makkabäer 7,42), daher Diminutiv Marterl"S212" süddeutsch ›Mahnmal mit christlicher Symbolik zur Erinnerung an ein Unglück‹ (vgl. L059 DWb); bereits im Mittelhochdeutschen rechtssprachlich
2Folterung‹ (historisch): Peinliche Marter (L308 Kaspar Stieler); seit dem Frühneuhochdeutschen verallgemeinert zu
3Qual‹, häufig im Plural, physisch: habe… an der gicht grosze marter ertragen (Schweinichen; L059 DWb), psychisch: willst du meine martern noch höllischer machen?(Lessing; L059 DWb).
martern ahd. martiron, martaron, im Anschluß an das Substantiv; häufig passivisch, gemartert werden (L308 Kaspar Stieler), aktivisch übertragen: es martert sie der tag (J.Ch.Günther; L059 DWb), reflexiv wer mit gram… ist,… martert sich (Luther; L059 DWb), besonders in der Zusammensetzung zermartern (L308 Kaspar Stieler).
Märtyrer (17. Jahrhundert), jüngere Form von Marterer (so noch bis ins 19. Jahrhundert; vgl. L059 DWb), ahd. martirari, mhd. merterer; zunächst auf Christus und verfolgte Christen bezogen: zu deinem lob, herr Jesu Christ, / weil du der märtyrer krone bist (Wackernagel; L059 DWb), dann wie Marter verallgemeinert, übertragen märtyrer der liebe (Hagedorn; L059 DWb), für den entsagungsbereiten Verfechter einer Idee: Der Märtyrer, der aus moralischen Gründen gegen den Bau der Wasserstoffbombe gekämpft hat (1964 A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 242).
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