Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Marsch
1 Mask. »um 1600« (L081 FWb) < franz. marche mit Genuswechsel (wohl nach deutsch "Zug").1"S136"das Marschieren‹, auch übertragen ⇓ "S175" der lange Marsch durch die Institutionen (nach dem Marsch unter Mao Tse-tung 1934/ 35) seit 1968 ›Bewirken politischer Veränderung durch Besetzung gesellschaftlich bedeutsamer Positionen‹ (vgl. L098 2GWb);
2 »marschmäßiges Musikstück« (1729; L081 FWb), einen Marsch spielen,
jmdm. den Marsch blasen umgangssprachlich ›jmdn. zurechtweisen‹.
marschieren (1608; L081 FWb) < franz. marcher für älteres
1 gleichschreiten, v. a. militärisch seine Armee marschieren lassen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dann auch
2 »von wanderungen« (L059 DWb1885): heute sind wir tüchtig marschiert(ebenda); auch übertragen
3planmäßig auf ein Ziel zu bewegenDie Sozialisierung marschiert(SPD-Plakat 1919; L281 Cornelia Schmitz-Berning); ⇓ "S139" »Modewort« (ebenda) im ⇓ "S145" Nationalsozialismus Über Braunhemden… marschieren am Führer vorbei (ebenda), auch übertragen im Sinne von ›Bahn brechen, Zukunft gestaltenin uns marschiert Deutschland(A.Hitler; ebenda).
marsch Interjektion (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741) nach franz. marche, Imperativ von marcher (ältere deutsche Form: marche)
1.1militärisches Kommando loszumarschierenMarsch das Zeichen zu marschiren (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch); dann auch verallgemeinert
1.2 Adam zum Büttel. Die Kläger rufst du marsch! (H.v.A160 Heinrich von Kleist 1, 92).
2 Fem. , von altgermanisch mari- ›Meer‹ abgeleitet (engl. marsh ›Sumpf‹), ↑ "Morast"; L284 Justus Georg Schottelius 1663, zunächst ⇓ "S159" norddeutsch ›fruchtbare, dem Meer abgewonnene Niederung‹, im Gegensatz zu ↑ "Geest".
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