Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Mark
1"S087" Neutr. , ahd. mar(a)g, mhd. marc, marges, das kalso von den flexionslosen Formen aus verallgemeinert, altgermanisch (altnord. mergr, engl. marrow), norddt. umgangssprachlich Markserstarrte Genitivform; ›weiches Gewebe im Innern der Knochen‹: Das Mark im Rückgrat (L308 Kaspar Stieler), stärkendes Nahrungsmittel aus dem tierischen Markknochen, daher übertragen ›das Innerste und Beste‹: das mark im lande (A180 Martin Luther, 1.Mose 45,18), man sog das mark des landes aus(Dahlmann; L059 DWb), sie dringen in die Wissenschaft bis in ihr tiefstes Mark (Klopstock), daher auch ›Sitz der Kraft‹ (↑ "ausgemergelt"): so viel mark in seinen henden(Luther; L059 DWb), daß mir das mark nicht mehr in den knochen sitzt (Goethe; L059 DWb); von starken Eindrücken, sehr intensiv: bis ins innerste Mark fachte er mir die Flammen (Goethe), müde bis ins Mark (Uhland), denn ihm drang durch Mark und Leben die verderblich holde Flamme (Goethe); namentlich ⇓ "S243" Mark und Bein: das dringt durch Mark und Bein, das erquickt mir Mark und Bein (Goethe). Ihr Wissen war in ihrem Fleisch,… in ihren Haaren, Zähnen, Fingernägeln, in Mark und Bein (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 137); übertragen auf das Innere von Stämmen und Zweigen (mhd. ; vgl. L059 DWb), auf saftige Früchte (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), Tomatenmark, Erdbeermark.
markig L308 Kaspar Stieler 1691 zunächst markicht, meistens ›kraftvoll‹, auf Sprache bezogen mit markigen Worten.
2"S087" Fem. , ahd. marc(h)a, mhd. markeZeichen‹, dafür schweiz. March, germanisch (got. marka, altnord. mörk, engl. mark), urverwandt lat. margo ›Rand‹, heute nur noch archaisierend; dafür "Grenze". Zunächst
1Grenze eines Gemeindegebietes, einer Landschaft oder eines Landes‹; übertragen bei A222 Friedrich Schiller die Mark seiner Bestimmung (Räuber 3,2), die Mark seiner Tugend.
2Grenzgebiet, äußerster Teil eines Gebietes‹, innerhalb eines Gemeindegebietes im Sinne von ↑ "Allmende": der Teilung der Gemeinheiten oder Marken, Huten und Weiden (Möser); im mittelalterlichen Deutschen Reich Grenzland, über das ein eigener Graf (Markgraf) zum Schutz der Grenzen gesetzt war, daher auch die Ländernamen Altmark, Uckermark, Neumark, Steiermark; Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862–1882 A060 Theodor Fontane); völkisch wiederbelebt, ⇓ "S145" Ostmark »in der NS-Sprache beliebte Bez. für Österreich« (L015 Cornelia Berning), dazu Markgräfler LandSüdbaden‹ und ⇓ "S234" Markgräfler der dort wachsende Wein, Märker, mhd. merker: Ist's, wo der Märker Eisen reckt?(E.M.A003 Ernst Moritz Arndt, Was ist des deutschen Vaterland?);
3ein bestimmt umgrenztes Gebiet‹, so noch Feldmark, Flurmark.Dazu MarkungGrenzbestimmung, abgegrenztes Gebiet‹, üblicher "Gemarkung" (16. Jahrhundert);
Markscheide mhd. mar(c)scheide, speziell im Bergbau ›Grenze zwischen zwei Grubenfeldern‹, daher Markscheidekunst (17. Jahrhundert) ›Vermessungswesen im Bergbau‹; der sie ausübt: Markscheider 14. Jahrhundert;
Markstein zu 2Mark(1), ahd. / mhd. marcstein, übertragen seit dem 18. Jahrhundert: sich wie um einen markstein sammeln (Goethe; L059 DWb), vor allem ›wichtiges Ereignis, Wendepunkt‹, Markstein der Entwicklung (vgl. L320 Trübner).
3"S087" Fem. , mhd. marc, marke, scherzhaft Plural Märker (vgl. L320 Trübner), wohl über eine alte Bedeutung ›Grenzzeichen, Merkzeichen‹ auf 2Mark zurückgehend, ↑ "Marke";
1Gewicht für edle Metalle‹ (halbes Pfund), nach Zeit und Ort in der Größe wechselnd; danach
2Geldstück‹, das ursprünglich dieses Gewicht hatte, aber allmählich kleiner wurde, bis 1873 erhalten in Hamburg und Lübeck, am 9.7.1873 im Deutschen Reich eingeführt, auch in der DDR: Die Mark der Deutschen Demokratischen Republik (L337 WdG); dazu Rentenmark 10.10.1923, Reichsmark 30.8.1924; Deutsche Mark 20.6.1948, ⇓ "S094" abgekürzt DM, D-Mark.Währungseinheit der BRD (ab 1.7.1990 auch der neuen Bundesländer), wird seit 1.1.1999 durch den ↑ "Euro" abgelöst (1.1.2002 endgültig).
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