Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Luder
mhd. luoder, wohl älter, eigentlich ›Lockspeise‹, daraus1 (bei den Falknern) ›eine in Gestalt eines Vogels geformte Lockspeise, mit dem der zur Beizjagd abgerichtete Greifvogel angelockt wird‹ (mhd. ; L059 DWb); dann ⇓ "S100" jägersprachlich – noch heute – ›totes Tier, das als Köder für Raubwild verwendet wird‹ (Zincke 1731; L059 DWb).
2Aas‹ (1697 Ch.Reuter; L320 Trübner): drum hat er zu viel Luder gefressen, als unsere schönen Pferde verreckten (J.P.Hebel), das Luder des verfluchten Landstreichers (Holtei). Hierher auch ↑ "Schindluder".
3"S031" Wie ↑ "Aas" ist Luder zu einem allgemeinen ⇓ "S191" Schimpfwort geworden (mhd. ; L059 DWb): du dummes Luder, von einer weiblichen Person, die Männer einfängt: Ihr sollt stolz werden auf Euer Töchterlein. Ein Luder will ich werden, wie es die Welt noch nicht gesehen hat (A230 Arthur Schnitzler, Else 362); bisweilen abgeschwächt das arme Luder und als ⇓ "S118" Kosewort gedacht ein süßes Luderein reizendes Mädchen‹; umgangssprachlich auch für einen durchtriebenen Menschen: sie ist ein kleines Luder »eine gewitzte kokette Person« (L323 2UWb).
4 Ausgehend von der eigentlichen Bedeutung schon mittelhochdeutsch (L059 DWb) auch ›Schlemmerei; leichtfertiges, unsittliches Leben‹; daher noch heute Luderleben (L308 Kaspar Stieler 1691), synonym Lotterleben (↑ {{link}}Lotter{{/link}}-). Das Simplex in dieser Bedeutung veraltet. Dazu ein Verb
ludern, mhd. luodern in verschiedenen Bedeutungen, auch ›durch Köder anlocken‹ (frühnhd.);
1Aas fressen‹: von dem wilden Esel ist es bekannt, daß er ludert (Lessing).
2ein Luderleben führen‹: wie wird nicht hier geludert (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4280) (heute veraltet). Vgl. auch "liederlich".
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