Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
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1 ahd. irlescan, mhd. leschen starkes Verb (Verbalstamm lesknur deutsch, vielleicht Weiterbildung zu ↑ "liegen" im Sinne von ›sich legen‹; vgl. W.L244 Wolfgang Pfeifer, L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold); Wandel von mhd. e zu nhd. ö setzt im 15. Jahrhundert ein, ist aber im 18. Jahrhundert noch nicht abgeschlossen (H.L236 Hermann Paul, Deutsche Grammatik 1,216); Präteritum und Partizip Prät. seit dem 17. Jahrhundert (L320 Trübner) losch, geloschen (früher lasch), gelegentlich auch unter Vermischung mit dem Transitivum löschte, gelöscht (s. unten);1 intransitiv, allgemein üblich noch in erlöschen, verlöschen; absolut öfter literarisch: die Flamme lischt (Goethe und Wieland); es löschen alle Sterne (Wieland); die Lampe losch (Goethe); aus dem Gedächtnis lischt mir nie dein Bild (Heine).
2 (ahd. lesken, mhd. leschen) schwaches Verb, Faktitivum zu (1), also eigentlich
2.1erlöschen machen, ausmachen‹ (das Feuer o.ä.): wie das Wasser ein brennend Fewr löscht (A180 Martin Luther, Sirach 3,33), auch in bezug auf die Laterne, allgemein übertragen von Lampe, Licht; Wän trifft Cupido, den entzyndt Amor syn Bruder, das er bryndt Und mag nit leschen wol die Flam (Brant; L320 Trübner); redensartlich den Durst löschen; übertragen: deine kalte Weisheit löschte meine Begeisterung(Schiller);
2.2 ohne Bezug auf etwas Brennendes, Leuchtendes ›tilgen‹: etwas Geschriebenes löschen, gewöhnlich auslöschen; von hier aus Übernahme in die ⇓ "S106" Kaufmannsprache (1676; L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache): ein Konto löschen, eine Schuld löschen, die Firma löschenim Handelsregister tilgen‹; in der ⇓ "S043" EDV zunächst (L238 Gerhard Paulin 1967) unter Einfluß von engl. to clearden Bildschirminhalt tilgen‹, sodann und heute vorwiegend (L306 Josef Steiner 1985, 60) nach engl. to deletein den Computer eingegebene Daten tilgen‹.
2.3"S220" technisch Kalk löschengebrannten Kalk mit Wasser übergießen‹ (Trochus 1517; L059 DWb). Mitunter zeigt sich Vermischung von (1) und (2), indem die schwachen Formen intransitiv gebraucht werden: es löscht das Licht der Sterne(Schiller), der Nationalhaß erlöscht (Lessing), mein Gedächtnis löscht aus (Schiller), sie löschte sanft aus (›starb‹) wie ein Licht (Pestalozzi). Zu löschen(2.2)
Löschblattsaugfähiges Papier zum Trocknen von Tinte‹, Plural Löschblätter oder häufiger
Löschpapier (beide Duez 1664; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), dafür süddeutsch auch "Fließpapier" (vgl. L171 Paul Kretschmer).
2"S196" Seemannssprachlich ›Waren aus einem Schiff ausladen‹, nach mittelniederdt./ niederdt. lössen (mittelniederländ./ niederländ. lossen; ↑ "los"), hochdeutsch 1725 (L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), an 1löschen lautlich angeglichen.
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