Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Los
ahd. (h)loz, mhd. loz, gemeingermanisch (vgl. engl. lot, got. hlauts; urverwandt lett. klutas ›Schicksal‹, lat. clavis ›Schlüssel‹), auch in die romanischen Sprachen übergegangen (ital. lotto, franz. lot).1 Der Gebrauch des Losens beruht ursprünglich auf religiösen Anschauungen (vgl. Tacitus, Germania 10); er hat sich erhalten als Aushilfe für Fälle, in denen es an einem anderen Entscheidungsgrunde fehlt, und für die Lotterie. Das Los wird gezogen (vom Halmziehen) oder geworfen (letzteres veraltet); das Los fällt auf jmdn. , trifft jmdn. In der Lotterie ist Los seit dem 18. Jahrhundert (Gellert; L059 DWb)
2 auch der Schein, der den Anspruch auf den Gewinn begründet, der auf das eigentliche Los fällt; das Große LosHauptgewinn‹ auch übertragen (Jean Paul; L059 DWb).
3 Los ebenso für etwas durch ein Los Zugefallenes, z. B. einen bestimmten Anteil an Land (Landlos bereits in der Antike, danach Luther) oder an einer Position einer Versteigerung. Häufig übertragen und daher ›was jmdm. durch das Schicksal zugefallen ist‹ (Gellert; L059 DWb). Dazu
losen1 mhd. lozen und
Losung1"S087" ahd. (h)lozunga, mhd. lozunge eigentlich ›das Loswerfen‹, dann ›vereinbartes Kennwort für die Angehörigen eines Heeres‹ (L037 Petrus Dasypodius 1541), weiterentwickelt zu ›Wahlspruch, Parole‹, z. B. in der DDR die Losung des Tages (L337 WdG), z. T. noch in der Revolution von 1989: ⇓ "S046" Eine der ersten gerufenen Losungen in Leipzig war ›Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‹ (L282 Wolfgang Schneider, Demontagebuch 1990, 9). Auch in freierer Verwendung im Sinne von ›Stichwort, Merkwort‹: man wartet nur auf die Losung, von mir abzufallen (Schiller), Strom von Empfindungen, den sie in dieser Losung (»Klopstock«) über mich ausgoß (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,52,26); ⇓ "S241" verdeutlichende Zusammensetzung
Losungswort (Heilmann 1760; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
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