Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
locken
⇢ "Locke"2 ahd. lockon(auch altnord. lokka, altengl. loccian), zunächst
1 auf schmeichelnde Rufe und Gebärden bezogen, mit denen man ein Tier an sich zu ziehen sucht, dann
2 (Luther; L059 DWb) auch allgemein auf Menschen bezogen, früher oft verbunden mit dem Begriff der List: ein Freueler locket seinen Nehesten / vnd füret jn auff keinen guten weg (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 16,29) (noch bei G.A.Bürger; L059 DWb); literarisch übertragen auf Sonne, Luft, Frühling u.ä.: die nachtigall sie war entfernt, / der frühling lockt sie wieder (Goethe; L059 DWb). Auch auf Dinge bezogen: ein lockendes Angebot u.ä.; salopp
damit kann man keinen Hund vom Ofen lockendamit kann man kein Interesse wecken‹ (öfter bei Luther; L019 Wilhelm Borchardt s. v. Hund), umgangssprachlich jmdm. das Geld aus der Tasche lockenjmdn. zum Geldausgeben verleiten‹ (L337 WdG). Vgl. entlocken, hervorlocken, verlocken. Dazu
Lockspitzel (1888 K.Henckell) für älteres ↑ "Spitzel" als ⇓ "S122" Lehnbildung nach franz. agent provocateur.
Lockvogel (1512 Murner; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ›gefangener/ künstlicher Vogel zum Anlocken anderer Vögel‹, oft übertragen auf Personen, die andere zu bestimmten Handlungen verleiten sollen. wir sind lockvögel, baby!(Titel von E.Jelinek 1970).
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