Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lind
ahd. lindi, mhd. linde, lint, westgermanisch (engl. lithe ›biegsam‹), verwandt mit lat. lentus›biegsam‹ (↑ "Linde"); jünger und lind zunehmend verdrängend ↑ "gelind".1 Ursprünglich bezogen auf den Tastsinn ›was sich weich, glatt anfühlt‹ (frühnhd. und noch oberdt.), Gegensatz ⇑ "rauh", "hart": linde Haut/ Seide, lindes Haar.
2 In der neueren Schriftsprache (seit den Hainbunddichtern; L320 Trübner) wird lind (meist nur literarisch) auch auf das bezogen, was selbst in Bewegung ist und uns berührt im Sinne von ›mild, wohltuend‹ u.ä.: linder Hauch, linde Lüfte, Winde: die linden lüfte sind erwacht (Uhland; L059 DWb); nicht so allgemein: [den Brei] jedem lind ins Maul zu schmieren(Goethe), tat einige linde Griffe auf ihrem Saitenspiel (Herder), der linde Herbsttag (V. v.Scheffel), der in der Komödie bald linde, bald strenge sein mußte (Lessing), sei lind gegen das Mädel (Auerbach); übertragen mit ironischem Nebensinn: Die Folge ist ein linder Größenwahn (Tucholsky; L097 GWb).
3"S147" Neuerdings (L337 WdG 1970) Kurzform von lindgrün, das eigentlich zu Linde gehört, wegen der Zartheit der Farbe aber an lindangelehnt wird;
lindern (1487 Steinhöwel; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) schließt sich an die jetzige Bedeutung von ↑ "gelind" / gelinde an, ist aber noch mehr verallgemeinert ›etwas Unangenehmes abschwächen, so daß man es weniger empfindet‹: Schmerz, Not lindern. Dazu
Linderung (Luther; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
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