Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
licht
ahd. lioht, mhd. lieht ›leuchtend, hell‹, nur westgermanisch belegtes, aber aus got. liuhtjan zu erschließendes Wort (engl. light). Aus der zugrundeliegenden Wurzel leuk- stammen auch altnord. ljós ›Licht‹ (aus leuhs-), ↑ 1"Lohe" und viele Wörter in anderen indogermanischen Sprachen, z. B. griech. leukós (↑ "Levkoje"), lat. lux, luceo, lumen und luna.1 ⇓ "S218" In der neueren Zeit wird licht im allgemeinen nur in gehobener, literarischer Sprache gebraucht, da es durch ↑ "hell"(1.2) zurückgedrängt ist.
1.1 ›von Licht erfüllt‹: ein lichter Morgen bricht an; übertragen die, für die sein herz in lichter lohe brennt (Wieland; L059 DWb; vgl. "lichterloh" [s. unten], ↑ 1"Lohe"), diese sätze sind für mich nicht licht genug (I.Kant; L059 DWb), befassen wir uns einmal mit lichteren (›angenehmeren‹) Aspekten (Weiss; L097 GWb); noch allgemein üblich am hellen, lichten Tag;
1.2 gewöhnlich ist auch licht in abgeschwächtem Sinn als Gegensatz zu ↑ "dunkel", namentlich in Zusammensetzungen wie lichtbraun, lichtblau usw.: das lichte Grün der jungen Birken. In Österreich wird es noch mehrfach gebraucht, wo sonst ↑ "hell" angewendet wird: lichtes Bier, Haar, Kleid (vgl. L171 Paul Kretschmer 234). Wo es als Prädikat steht (es ist/ wird licht), kann man zweifeln, ob Adjektiv oder Substantiv vorliegt, doch kann die adjektivische Natur durch adverbiale Bestimmungen hervortreten: es wird seer liecht auf der Erden (A180 Martin Luther, Hesekiel 43,2). Dazu
2 ›dünn bewachsen, gelichtet‹ (1588–91; L059 DWb): »Lichtes Holz, (⇓ "S069" Forstwesen) ist ein hochstämmiger Wald, der so licht stehet, daß man durchsehen kann. Dem ist ein Dickig entgegen gesetzt« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1793); übertragen die Reihen der alten Kameraden wurden lichter (L097 GWb), die Zuschauerreihen lichteten sich. Dazu "Lichtung" (s. unten);
3 technisch die lichte Höhe (Breite) eines Gebäudes »die höhe, breite oder weite eines raumes, die derselbe am tageslichte, also mit ausschlusz der mauerdicke, hat« (L059 DWb), brücken seind gemeiniglich breit im liechten (1668 Böckler; ebenda), entsprechend (jetzt veraltet) das Haus ist im Lichten zwanzig Meter breit; veraltet jmdm. im Lichten stehen ›im Licht‹.
4 (zu[1.1]) von der Klarheit des Auges (1477 und noch bei Klopstock unser auge war licht, sah zu der göttin auf; L059 DWb), zuweilen auch im Sinne von ›hellsehend‹: leiseres Ohres, das Auge lichter(Klopstock), er säh' in tiefer Nacht so licht, / als mancher wohl am Tage nicht (Uhland). Vgl. auch ↑ "leuchten".
Licht ahd. lioht (westgermanisch), alte Substantivierung des Adjektivs licht (↑ "gut"), vielleicht aber auch eine Bildung nach got. liuhaþ ›Licht‹ mit Dentalsuffix zur Wurzel (vgl. W.L244 Wolfgang Pfeifer).
1 Zunächst ›Glanz, Helligkeit, die von einem Gegenstand ausstrahlt, sich über einen Gegenstand verbreitet‹: Es werde Liecht / Vnd es ward Liecht(A180 Martin Luther, 1.Mose 1,3); hierzu Mondlicht, Sonnenlicht usw., ↑ "Nordlicht".Der Plural Lichter erscheint in diesem Sinn als Gegensatz zu ↑ "Schatten", übertragen wo viel Licht ist, ist starker Schatten ›wo sich viel Gutes findet, ist auch viel Schlechtes‹ (Goethe; L320 Trübner), namentlich in bezug auf ein Gemälde: Trautmann, der sich den Rembrand zum muster genommen, und es in eingeschlossenen lichtern… , nicht weniger in effectvollen feuersbrünsten weit gebracht hatte (Goethe; L059 DWb). Mit Beziehung auf das Tageslicht ist zwischen (unter) Lichtsüdwestdeutsch ›in der Dämmerung‹; Gegensatz Dunkelheit (↑ "dunkel"), ⇑ "Finsternis", "Nacht"; übertragen Licht bin ich: ach, dass ich Nacht wäre! Aber dies ist meine Einsamkeit, dass ich von Licht umgürtet bin(1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 136); hierzu ↑ "Zwielicht".Übertragene Wendungen z. B.
⊚⊚ etwas ans Licht bringen, ans Licht kommen ›offenbar machen‹ bzw. ›werden‹ (»von schlimmen handlungen, eigenschaften, entdeckungen« 1561; L059 DWb; im eigentlichen Sinn mittelhochdeutsch; ebenda), veraltet speziell von Schriften ›veröffentlichen, veröffentlicht werden‹ (Luther, Lessing); das Licht der Welt erblicken ›geboren werden‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741); jmdm. im Licht stehen ›hinderlich sein‹ (L200 Josua Maaler 1561, älter jmdm. vor dem Lichte stehen 1519/ 22 Pauli; L059 DWb); jmdn. hinters Licht führen ›jmdn. täuschen, betrügen‹ (Gryphius; L059 DWb). Etwas gegen das Licht halten (Papier, Banknoten usw.), um das Wasserzeichen zu erkennen; übertragen
⊚ bei Licht besehen ›bei richtigem Überlegen‹ (Luther; L059 DWb).
2 ›Bestimmte Art der Beleuchtung‹, übertragen z. B. etwas in einem andern, im besten, im wahren, in rosigem Licht sehen; etwas ins rechte, schiefe, beste, vorteilhafte Licht rücken(älter setzen; L320 Trübner); umgangssprachlich
⊚ grünes Licht geben ›die Erlaubnis für etwas geben‹ (»Neupräg.«; L337 WdG).
3 Jünger ist die Verwendung von Lichtfür einen leuchtenden Gegenstand: Vnd Gott machet zwey grosse Liechter, ein gros Liecht / das den Tag regiere / vnd ein klein Liecht / das die Nacht regiere (A180 Martin Luther, 1.Mose 1,16). Im Gegensatz zu Sonnenlicht und ↑ "Tageslicht" auch für künstlich gemachtes Licht; hierzu "Lichtkegel" (s. unten), ↑ "Schlußlicht", Lichtermeer, elektrisches Licht, "Lichtreklame" (s. unten), ↑ "Blitzlicht".
3.1 Insbesondere ist Licht seit dem 15. Jahrhundert (1464–75; L059 DWb; vorzugsweise norddeutsch; L171 Paul Kretschmer 326) ›Kerze‹ (ursprünglich nur die brennende). In dieser Bedeutung erscheint der Plural Lichte neben Lichter. Daher bei(m) Licht ›bei Kerzen- oder Lampenlicht‹; hierzu ↑ "Lebenslicht" (auf der Geburtstagstorte), Lichterbaum synonym für ⇑ "Tannenbaum", "Weihnachtsbaum"; Totenlicht; (katholische Kirche) das Ewige Licht ›ständig brennende Flamme zum Zeichen der Allgegenwart Gottes‹; Windlicht. Übertragen
⊚⊚ jmdm. das Licht (Lebenslicht) ausblasen ›jmdn. töten‹ (1735; L059 DWb), sein Licht (nicht) unter den Scheffel stellen ›seine Leistungen o.ä. (nicht) aus Bescheidenheit verbergen‹ (nach A180 Martin Luther, Matthäus 5,15f.; L019 Wilhelm Borchardt), mir geht ein Licht auf ›ich verstehe, durchschaue plötzlich etwas‹ (»in der Lutherbibel häufig, z. B. Hiob 25,3«; L320 Trübner), jmdm. ein Licht aufstecken ›jmdn. (tadelnd, vorwurfsvoll) Aufklärung geben‹ (L019 Wilhelm Borchardt), eigentlich vom Aufstecken des Lichtes auf den Leuchter.
4 ⇓ "S036" Biblisch »von dem hellen glanze, der gott, Christo und seiner himmlischen wohnung anhaftet« (L059 DWb): der Herr ist mein Licht, die Kinder des Lichts; davon ausgehend Lichtauf die Sinne des Menschen bezogen (daher bei Morgenstern die Zusammensetzung Seelenlicht; L320 Trübner). Licht ebenso von der göttlichen Lehre und Predigt, dann auch
5 »von der irdischen weisheit, von einer profanen lehre« (L059 DWb): da jetzt in Deutschland das licht der schönen wissenschaften aufgegangen (J.M.R.Lenz; L059 DWb). Zudem allgemein
5.1 ›Klarheit des Geistes‹: Sie(die Schwärmerei) gewöhnt ihr Auge an ein magisches Helldunkel, worin ihm das volle Licht der Vernunft nach und nach unerträglich wird (Wieland; L320 Trübner),
5.2 ›Erkenntnis‹ (I.Kant; L059 DWb): In dem Jahr sechzehnhundertundneun / Schien das Licht des Wissens hell / Zu Padua aus einem kleinen Haus (B.A025 Bertolt Brecht, Galilei; 3,1231);
6 übertragen ›Sehkraft, Auge‹ (1483; L059 DWb); als ⇓ "S118" Kosewort licht meiner augen (Wieland; L059 DWb); ⇓ "S100" jägersprachlich Lichter ›Augen des Wildes‹; hierzu Augenlicht, Lichtblick (s. unten).
Lichtbild
1 1777 Lavater aus Lichtstrahlen geformte Gestalt;
2 »ein durch einwirkung des lichts auf eine dazu chemisch vorbereitete platte hergestelltes bild« (L059 DWb1885); heute veraltend (L097 GWb).
Lichtblick ›Blick, den die Sonne gewährt‹ ein lichtblick… beleuchtet ein paar… grabestafeln (Goethe; L059 DWb); v. a. übertragen festliche lebensepochen, und lichtblicke traulicher verhältnisse (Goethe; ebenda), dann auch für einen erleuchtenden Gedanken (1846; ebenda).
Lichtjahr astronomische ›Maßeinheit für die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt‹ (19. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer; noch nicht L059 DWb1885).
Lichtkegel (L218 Muret/ Sanders) ›kegelförmiger Schein einer Lampe, eines Scheinwerfers‹.
Lichtmeß (zu Licht[3.1], s. oben) mhd. liehtmesse, (katholische Kirche) ⇓ "S110" Fest der Reinigung Mariä und Darstellung Christi (2.Februar), so benannt nach der an diesem Tag stattfindenden Kerzenweihe und Lichterprozession (A180 Martin Luther, Lukas 2,32).
Lichtreklame (1914; L081 FWb) Verbot der Lichtreklamen (Überschrift Frankfurter Zeitung 15.8.1914; L081 FWb).
lichtscheu (L037 Petrus Dasypodius 1536), lichtscheuer Vogel (L004 Johann Christoph Adelung), im 18. Jahrhundert auch übertragen Diese lichtscheue Botschaft fürchtet das Geräusch der Worte (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 3,6), ebenso adverbial; nach ein lichtscheuer Mann (Lessing; L033 Joachim Heinrich Campe) zur Gegenwart hin v. a. lichtscheues Gesindel (L337 WdG) im Sinne von ›die lichtscheue Welt des Gaunertums‹ (G.Hauptmann; ebenda).
lichten1 (1652 Rist; L164 Friedrich Kluge), zu licht (s. oben)
1 selten und literarisch intransitiv, z. B. der Tag lichtet;
2 transitiv ›hell machen‹: taghell ist die Nacht gelichtet (Schiller), eins nur lichtet seiner Seele Nacht(Körner); übertragen gehoben Je mehr der Tod die Kinderscharen lichtet (Toller; L337 WdG); auch: den Wald lichten. ↑ "belichten".
3 Reflexiv (gehoben) ›hell(er) werden, sich auflichten‹: Wüsten lichten sich in deiner Strahlenquelle (Schiller); übertragen ihr Gesicht, Blick lichtet sich; Ignoranz… die sich erst mit den Jahren langsam gelichtet hat (Th.Mann; L337 WdG);
lichterloh älter lichterlohe ›mit heller Flamme‹, Zusammenrückung aus dem adverbialen Genitiv li(e)chter Loh, 1"Lohe", schon 1586 (L059 DWb) in der Formel lichterlohe brennen; übertragen Laßt uns noch einmal prassen und protzen, alles entzünden und lichterloh scheinen (B.A254 Botho Strauß, Paare 169), ihr Herz brannte lichterloh ›sie war leidenschaftlich verliebt‹; selten attributiv (1650; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), übertragen jedesmal habe ich das lichterlohe Gefühl, ich halte es nicht aus (M.Frisch; L337 WdG);
Lichtung (L003 Johann Christoph Adelung 1777) gewöhnlich nur auf eine von Bäumen freie Stelle im Wald bezogen (vgl. franz. clairière); selten im allgemeinen Sinn ›das Lichtwerden‹: mit jeder neuen Lichtung des Himmels(H.Jacobi).
1.1 ›von Licht erfüllt‹: ein lichter Morgen bricht an; übertragen die, für die sein herz in lichter lohe brennt (Wieland; L059 DWb; vgl. "lichterloh" [s. unten], ↑ 1"Lohe"), diese sätze sind für mich nicht licht genug (I.Kant; L059 DWb), befassen wir uns einmal mit lichteren (›angenehmeren‹) Aspekten (Weiss; L097 GWb); noch allgemein üblich am hellen, lichten Tag;
1.2 gewöhnlich ist auch licht in abgeschwächtem Sinn als Gegensatz zu ↑ "dunkel", namentlich in Zusammensetzungen wie lichtbraun, lichtblau usw.: das lichte Grün der jungen Birken. In Österreich wird es noch mehrfach gebraucht, wo sonst ↑ "hell" angewendet wird: lichtes Bier, Haar, Kleid (vgl. L171 Paul Kretschmer 234). Wo es als Prädikat steht (es ist/ wird licht), kann man zweifeln, ob Adjektiv oder Substantiv vorliegt, doch kann die adjektivische Natur durch adverbiale Bestimmungen hervortreten: es wird seer liecht auf der Erden (A180 Martin Luther, Hesekiel 43,2). Dazu
2 ›dünn bewachsen, gelichtet‹ (1588–91; L059 DWb): »Lichtes Holz, (⇓ "S069" Forstwesen) ist ein hochstämmiger Wald, der so licht stehet, daß man durchsehen kann. Dem ist ein Dickig entgegen gesetzt« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1793); übertragen die Reihen der alten Kameraden wurden lichter (L097 GWb), die Zuschauerreihen lichteten sich. Dazu "Lichtung" (s. unten);
3 technisch die lichte Höhe (Breite) eines Gebäudes »die höhe, breite oder weite eines raumes, die derselbe am tageslichte, also mit ausschlusz der mauerdicke, hat« (L059 DWb), brücken seind gemeiniglich breit im liechten (1668 Böckler; ebenda), entsprechend (jetzt veraltet) das Haus ist im Lichten zwanzig Meter breit; veraltet jmdm. im Lichten stehen ›im Licht‹.
4 (zu[1.1]) von der Klarheit des Auges (1477 und noch bei Klopstock unser auge war licht, sah zu der göttin auf; L059 DWb), zuweilen auch im Sinne von ›hellsehend‹: leiseres Ohres, das Auge lichter(Klopstock), er säh' in tiefer Nacht so licht, / als mancher wohl am Tage nicht (Uhland). Vgl. auch ↑ "leuchten".
Licht ahd. lioht (westgermanisch), alte Substantivierung des Adjektivs licht (↑ "gut"), vielleicht aber auch eine Bildung nach got. liuhaþ ›Licht‹ mit Dentalsuffix zur Wurzel (vgl. W.L244 Wolfgang Pfeifer).
1 Zunächst ›Glanz, Helligkeit, die von einem Gegenstand ausstrahlt, sich über einen Gegenstand verbreitet‹: Es werde Liecht / Vnd es ward Liecht(A180 Martin Luther, 1.Mose 1,3); hierzu Mondlicht, Sonnenlicht usw., ↑ "Nordlicht".Der Plural Lichter erscheint in diesem Sinn als Gegensatz zu ↑ "Schatten", übertragen wo viel Licht ist, ist starker Schatten ›wo sich viel Gutes findet, ist auch viel Schlechtes‹ (Goethe; L320 Trübner), namentlich in bezug auf ein Gemälde: Trautmann, der sich den Rembrand zum muster genommen, und es in eingeschlossenen lichtern… , nicht weniger in effectvollen feuersbrünsten weit gebracht hatte (Goethe; L059 DWb). Mit Beziehung auf das Tageslicht ist zwischen (unter) Lichtsüdwestdeutsch ›in der Dämmerung‹; Gegensatz Dunkelheit (↑ "dunkel"), ⇑ "Finsternis", "Nacht"; übertragen Licht bin ich: ach, dass ich Nacht wäre! Aber dies ist meine Einsamkeit, dass ich von Licht umgürtet bin(1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 136); hierzu ↑ "Zwielicht".Übertragene Wendungen z. B.
⊚⊚ etwas ans Licht bringen, ans Licht kommen ›offenbar machen‹ bzw. ›werden‹ (»von schlimmen handlungen, eigenschaften, entdeckungen« 1561; L059 DWb; im eigentlichen Sinn mittelhochdeutsch; ebenda), veraltet speziell von Schriften ›veröffentlichen, veröffentlicht werden‹ (Luther, Lessing); das Licht der Welt erblicken ›geboren werden‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741); jmdm. im Licht stehen ›hinderlich sein‹ (L200 Josua Maaler 1561, älter jmdm. vor dem Lichte stehen 1519/ 22 Pauli; L059 DWb); jmdn. hinters Licht führen ›jmdn. täuschen, betrügen‹ (Gryphius; L059 DWb). Etwas gegen das Licht halten (Papier, Banknoten usw.), um das Wasserzeichen zu erkennen; übertragen
⊚ bei Licht besehen ›bei richtigem Überlegen‹ (Luther; L059 DWb).
2 ›Bestimmte Art der Beleuchtung‹, übertragen z. B. etwas in einem andern, im besten, im wahren, in rosigem Licht sehen; etwas ins rechte, schiefe, beste, vorteilhafte Licht rücken(älter setzen; L320 Trübner); umgangssprachlich
⊚ grünes Licht geben ›die Erlaubnis für etwas geben‹ (»Neupräg.«; L337 WdG).
3 Jünger ist die Verwendung von Lichtfür einen leuchtenden Gegenstand: Vnd Gott machet zwey grosse Liechter, ein gros Liecht / das den Tag regiere / vnd ein klein Liecht / das die Nacht regiere (A180 Martin Luther, 1.Mose 1,16). Im Gegensatz zu Sonnenlicht und ↑ "Tageslicht" auch für künstlich gemachtes Licht; hierzu "Lichtkegel" (s. unten), ↑ "Schlußlicht", Lichtermeer, elektrisches Licht, "Lichtreklame" (s. unten), ↑ "Blitzlicht".
3.1 Insbesondere ist Licht seit dem 15. Jahrhundert (1464–75; L059 DWb; vorzugsweise norddeutsch; L171 Paul Kretschmer 326) ›Kerze‹ (ursprünglich nur die brennende). In dieser Bedeutung erscheint der Plural Lichte neben Lichter. Daher bei(m) Licht ›bei Kerzen- oder Lampenlicht‹; hierzu ↑ "Lebenslicht" (auf der Geburtstagstorte), Lichterbaum synonym für ⇑ "Tannenbaum", "Weihnachtsbaum"; Totenlicht; (katholische Kirche) das Ewige Licht ›ständig brennende Flamme zum Zeichen der Allgegenwart Gottes‹; Windlicht. Übertragen
⊚⊚ jmdm. das Licht (Lebenslicht) ausblasen ›jmdn. töten‹ (1735; L059 DWb), sein Licht (nicht) unter den Scheffel stellen ›seine Leistungen o.ä. (nicht) aus Bescheidenheit verbergen‹ (nach A180 Martin Luther, Matthäus 5,15f.; L019 Wilhelm Borchardt), mir geht ein Licht auf ›ich verstehe, durchschaue plötzlich etwas‹ (»in der Lutherbibel häufig, z. B. Hiob 25,3«; L320 Trübner), jmdm. ein Licht aufstecken ›jmdn. (tadelnd, vorwurfsvoll) Aufklärung geben‹ (L019 Wilhelm Borchardt), eigentlich vom Aufstecken des Lichtes auf den Leuchter.
4 ⇓ "S036" Biblisch »von dem hellen glanze, der gott, Christo und seiner himmlischen wohnung anhaftet« (L059 DWb): der Herr ist mein Licht, die Kinder des Lichts; davon ausgehend Lichtauf die Sinne des Menschen bezogen (daher bei Morgenstern die Zusammensetzung Seelenlicht; L320 Trübner). Licht ebenso von der göttlichen Lehre und Predigt, dann auch
5 »von der irdischen weisheit, von einer profanen lehre« (L059 DWb): da jetzt in Deutschland das licht der schönen wissenschaften aufgegangen (J.M.R.Lenz; L059 DWb). Zudem allgemein
5.1 ›Klarheit des Geistes‹: Sie(die Schwärmerei) gewöhnt ihr Auge an ein magisches Helldunkel, worin ihm das volle Licht der Vernunft nach und nach unerträglich wird (Wieland; L320 Trübner),
5.2 ›Erkenntnis‹ (I.Kant; L059 DWb): In dem Jahr sechzehnhundertundneun / Schien das Licht des Wissens hell / Zu Padua aus einem kleinen Haus (B.A025 Bertolt Brecht, Galilei; 3,1231);
6 übertragen ›Sehkraft, Auge‹ (1483; L059 DWb); als ⇓ "S118" Kosewort licht meiner augen (Wieland; L059 DWb); ⇓ "S100" jägersprachlich Lichter ›Augen des Wildes‹; hierzu Augenlicht, Lichtblick (s. unten).
Lichtbild
1 1777 Lavater aus Lichtstrahlen geformte Gestalt;
2 »ein durch einwirkung des lichts auf eine dazu chemisch vorbereitete platte hergestelltes bild« (L059 DWb1885); heute veraltend (L097 GWb).
Lichtblick ›Blick, den die Sonne gewährt‹ ein lichtblick… beleuchtet ein paar… grabestafeln (Goethe; L059 DWb); v. a. übertragen festliche lebensepochen, und lichtblicke traulicher verhältnisse (Goethe; ebenda), dann auch für einen erleuchtenden Gedanken (1846; ebenda).
Lichtjahr astronomische ›Maßeinheit für die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt‹ (19. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer; noch nicht L059 DWb1885).
Lichtkegel (L218 Muret/ Sanders) ›kegelförmiger Schein einer Lampe, eines Scheinwerfers‹.
Lichtmeß (zu Licht[3.1], s. oben) mhd. liehtmesse, (katholische Kirche) ⇓ "S110" Fest der Reinigung Mariä und Darstellung Christi (2.Februar), so benannt nach der an diesem Tag stattfindenden Kerzenweihe und Lichterprozession (A180 Martin Luther, Lukas 2,32).
Lichtreklame (1914; L081 FWb) Verbot der Lichtreklamen (Überschrift Frankfurter Zeitung 15.8.1914; L081 FWb).
lichtscheu (L037 Petrus Dasypodius 1536), lichtscheuer Vogel (L004 Johann Christoph Adelung), im 18. Jahrhundert auch übertragen Diese lichtscheue Botschaft fürchtet das Geräusch der Worte (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 3,6), ebenso adverbial; nach ein lichtscheuer Mann (Lessing; L033 Joachim Heinrich Campe) zur Gegenwart hin v. a. lichtscheues Gesindel (L337 WdG) im Sinne von ›die lichtscheue Welt des Gaunertums‹ (G.Hauptmann; ebenda).
lichten1 (1652 Rist; L164 Friedrich Kluge), zu licht (s. oben)
1 selten und literarisch intransitiv, z. B. der Tag lichtet;
2 transitiv ›hell machen‹: taghell ist die Nacht gelichtet (Schiller), eins nur lichtet seiner Seele Nacht(Körner); übertragen gehoben Je mehr der Tod die Kinderscharen lichtet (Toller; L337 WdG); auch: den Wald lichten. ↑ "belichten".
3 Reflexiv (gehoben) ›hell(er) werden, sich auflichten‹: Wüsten lichten sich in deiner Strahlenquelle (Schiller); übertragen ihr Gesicht, Blick lichtet sich; Ignoranz… die sich erst mit den Jahren langsam gelichtet hat (Th.Mann; L337 WdG);
lichterloh älter lichterlohe ›mit heller Flamme‹, Zusammenrückung aus dem adverbialen Genitiv li(e)chter Loh, 1"Lohe", schon 1586 (L059 DWb) in der Formel lichterlohe brennen; übertragen Laßt uns noch einmal prassen und protzen, alles entzünden und lichterloh scheinen (B.A254 Botho Strauß, Paare 169), ihr Herz brannte lichterloh ›sie war leidenschaftlich verliebt‹; selten attributiv (1650; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), übertragen jedesmal habe ich das lichterlohe Gefühl, ich halte es nicht aus (M.Frisch; L337 WdG);
Lichtung (L003 Johann Christoph Adelung 1777) gewöhnlich nur auf eine von Bäumen freie Stelle im Wald bezogen (vgl. franz. clairière); selten im allgemeinen Sinn ›das Lichtwerden‹: mit jeder neuen Lichtung des Himmels(H.Jacobi).