Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
letzte
Superlativ von "laß", um 1400 zuerst in mitteldeutschen Handschriften, geht wohl auf mittelniederdt. letste zurück. Mittelhochdeutsch lautet das Wort lezzeste (ahd. lezzisto), zusammengezogen leste, so noch in oberdeutschen Mundarten (vgl. engl. last). Vom Ausgangswort "laß" (↑ "lässig") aus ist zu vermuten, daß der letzte zunächst den Langsamsten in einem Zug (vgl. engl. late›spät‹), den zuletzt Kommenden bezeichnete; dann übertragen auf jegliche räumliche und zeitliche Folge. Insbesondere steht es von den letzten Geschehnissen vor dem Tod: letzte Worte, letzte Reise, letzte Ölung, letzte Dinge; letzter Wille. Indem letztestillschweigend von dem bereits wirklich Eingetretenen verstanden wird, bekommt es die Beziehung auf das der Gegenwart zunächst liegende Vergangene (letzten Sonntag u.dgl.). ⇓ "S215" In diesem Sinn steht als Adverb letzt, vgl. wär' ich letzt dabei gewesen, ihr hättet die Armbrust nicht verloren (Goethe), wofür jetzt letzthin (17. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) vorgezogen wird (↑ "hin" [1]); sonst ↑ "zuletzt", nur vereinzelt letzt, vgl. er wird dich letzt erfreun(P.Gerhardt), prägnant bei Goethe: in der Kirche spricht erst und letzt, der, den man hat hinaufgesetzt. Seltener als zuletzt ist am letzten. Die Wendung zu guter Letzt hat mit dem Superlativ ursprünglich nichts zu tun, sondern gehört zu mhd. letzeAbschied‹ (s. unten). In Aufzählungen erscheint letztens nach ↑ "erstens", zweitens usw.; seltener ist letztenszuletzt, jüngst‹. Einen hohen Grad ausdrückend: der Weisheit letzter Schluß, das Letzte aus sich herausholen, das ist doch das Letzte!. Zu letzte erscheint seit Anfang des 17. Jahrhunderts ein Komparativ letztere (vgl. erstere ↑ "erst"[1]), der jetzt gebraucht wird, wo von zweien oder zwei Gruppen geredet wird. Früher wird aber diese Bildung auch sonst ohne merkliche Verschiedenheit von letzte verwendet, vgl. in seinen spätern und letztern Stücken (Lessing), wenn Eure Hoheit sich des letzteren Turniers zu Saragossa noch entsinnen (Schiller). Im Sinn des sonstigen allerletzte bildet A075 Johann Wolfgang von Goethe einen neuen Superlativ: Selbst nach dem letzten Kuß… / Den letztesten mir auf die Lippen drückte (Elegie 51f.;1,3,23).Letzt in der Formel zu guter Letzt ist erstarrtes Letze Fem. , eigentlich ›Ende von etwas‹, besonders ›Abschied‹, früher auch ohne t: nun begann das dritte Spiel dem Volk zu guter Letze (1784 Blumauer; L320 Trübner); ⇓ "S215" nicht nur in der Form, sondern auch in der Bedeutung heute eng an das Adjektiv letzt(s. oben) gerückt; ↑ "zuletzt".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: letzte