Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
letzen
ahd. lezzen, mhd. letzen, gemeingermanisches Faktitivum zu "laß" (got. latjan, ↑ "lässig").1 (gemeingermanisch; L320 Trübner) ›aufhalten, hemmen‹, noch bei Brant: Die sich zu Disch dunt setzen / Und andre an dem Sitzen letzen (1494; L320 Trübner); daraus die Bedeutung
2 ›schädigen‹, insbesondere ›körperlich schädigen, versehren‹; diese frühneuhochdeutsch noch häufige Verwendung (vgl. man wird nirgend letzen noch verderben auf meinem heiligen Berge Luther) jetzt nur noch in ↑ "verletzen";
3 eine erst später (mhd. ) auftauchende Verwendungsweise steht in nahem Zusammenhang mit dem Substantiv Letze (↑ "zuletzt"): etwas letzen ›ein Ende mit einer Sache machen‹; unpersönlich jetzt muß es sein geletzet ›jetzt muß ein Ende gemacht, Abschied genommen werden‹, weiterhin sich von oder mit jmdm. letzen ›Abschied von jmdm. nehmen‹; letzteres noch bei Klopstock: es letzen vielleicht sich unsere Freunde auch ohne Tränen mit dir; sich mit jmdm. letzen ist auch ›Abschied feiern, Abschiedsschmaus oder -trunk einnehmen‹.
4 Von hier aus hat sich letzen im 18. Jahrhundert die Bedeutung ›sich laben, erquicken‹ angenommen, die ehedem literarischen und jetzt preziösen Klang hat. Ein Abschied muß nicht vorliegen, und letzengilt nicht nur für Speise oder Trank, sondern ganz allgemein (vgl. L382 JEGP32,524). Statt des Reflexivpronomens auch die Körperteile, die erquickt werden: das Auge, den Gaumen, das Herz, den Geist letzen.Endlich auch jmdn. letzen: welch himmlisch Labsal wird nach dem Todesschlaf mich letzen (Klopstock), Göttin, du wirst sie letzen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,144,19); letzlich (1575; L059 DWb) ›schließlich‹, aus Letze (mhd. ) ›Ende, Abschied‹ abgeleitet, später durch
letztlich (M.Montanus, Wegkurtzer 1557: letstlich; vgl. L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) verdrängt, welches aus letzlich lautlich entwickelt ist und nun zu (der) ↑ "letzte" gezogen wird; vgl. noch mit des Herzens lezlichem Tribut (A222 Friedrich Schiller, Der Venuswagen 152).
ahd. lezzen, mhd. letzen, gemeingermanisches Faktitivum zu "laß" (got. latjan, ↑ "lässig").1 (gemeingermanisch; L320 Trübner) ›aufhalten, hemmen‹, noch bei Brant: Die sich zu Disch dunt setzen / Und andre an dem Sitzen letzen (1494; L320 Trübner); daraus die Bedeutung
2 ›schädigen‹, insbesondere ›körperlich schädigen, versehren‹; diese frühneuhochdeutsch noch häufige Verwendung (vgl. man wird nirgend letzen noch verderben auf meinem heiligen Berge Luther) jetzt nur noch in ↑ "verletzen";
3 eine erst später (mhd. ) auftauchende Verwendungsweise steht in nahem Zusammenhang mit dem Substantiv Letze (↑ "zuletzt"): etwas letzen ›ein Ende mit einer Sache machen‹; unpersönlich jetzt muß es sein geletzet ›jetzt muß ein Ende gemacht, Abschied genommen werden‹, weiterhin sich von oder mit jmdm. letzen ›Abschied von jmdm. nehmen‹; letzteres noch bei Klopstock: es letzen vielleicht sich unsere Freunde auch ohne Tränen mit dir; sich mit jmdm. letzen ist auch ›Abschied feiern, Abschiedsschmaus oder -trunk einnehmen‹.
4 Von hier aus hat sich letzen im 18. Jahrhundert die Bedeutung ›sich laben, erquicken‹ angenommen, die ehedem literarischen und jetzt preziösen Klang hat. Ein Abschied muß nicht vorliegen, und letzengilt nicht nur für Speise oder Trank, sondern ganz allgemein (vgl. L382 JEGP32,524). Statt des Reflexivpronomens auch die Körperteile, die erquickt werden: das Auge, den Gaumen, das Herz, den Geist letzen.Endlich auch jmdn. letzen: welch himmlisch Labsal wird nach dem Todesschlaf mich letzen (Klopstock), Göttin, du wirst sie letzen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,144,19); letzlich (1575; L059 DWb) ›schließlich‹, aus Letze (mhd. ) ›Ende, Abschied‹ abgeleitet, später durch
letztlich (M.Montanus, Wegkurtzer 1557: letstlich; vgl. L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) verdrängt, welches aus letzlich lautlich entwickelt ist und nun zu (der) ↑ "letzte" gezogen wird; vgl. noch mit des Herzens lezlichem Tribut (A222 Friedrich Schiller, Der Venuswagen 152).