Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lernen
ahd. lernen, lirnen, mhd. lernen, li(e)rnen, westgermanisch (engl. learn), verwandt mit ↑ "lehren" und ↑ "List". Inchoativum zu got. lais ›ich weiß‹, also eigentlich ›wissend werden‹: lerne vor selbs / ehe du ander lerest(A180 Martin Luther, Sirach 18,19), Vokabeln, Geige (spielen) lernen, verzichten lernen, ein Handwerk lernen. Zuweilen wird in der Vergangenheitsform statt des Partizips der Infinitiv verwendet (↑ "lassen"): einen gar braven Mann… habe ich kennen lernen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,13,21); umgangssprachlich auch für ›Hausaufgaben machen‹ (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–33; ↑ "Hausarbeit"). Das Partizip gelernt wird gegen die allgemeine Regel adjektivisch mit aktivem Sinn verwendet: ein gelernter Schneider, Gegensatz ungelernt ungelernter Arbeiter. Wie ↑ "lehren" für lernen, so erscheint umgekehrt seit dem 15. Jahrhundert und noch heute umgangssprachlich lernen für lehren, vgl. L355 ZDA4,431,264/ 5: das hat sie der Geier gelernt (Lessing), und[ich] lerne sie allerlei lustige Lieder (Goethe), lern' mich die Pfiffe nicht (Schiller), Der [Lehrer] hat uns… das Telefonieren gelernt(Kempowski; L097 GWb). Auch reflexiv: das Gedicht lernt sich leicht. Dazu ⇑ "auslernen", "erlernen", "verlernen"; anlernen, dazulernen, kennenlernen, liebenlernen, schätzenlernen, umlernen. Lernbegierde (L003 Johann Christoph Adelung 1777, L108 Johann Friedrich Heynatz 1797 »von neuern Schriftstellern gebraucht«; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); dazu lernbegierig (L004 Johann Christoph Adelung) und, erst im 20. Jahrhundert, pädagogisch lernbehindert (L097 GWb1978) ›schwach begabt‹;
Lerner mhd. lernære ›Schüler‹ (L190 Lexer), »selten« (L264 Daniel Sanders), wir wissen auch zu wenig und sind schlechte Lerner: so müssen wir schon lügen (1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 164); heute häufig im sprachdidaktischen Kontext (unter Einfluß von engl. learner).
ahd. lernen, lirnen, mhd. lernen, li(e)rnen, westgermanisch (engl. learn), verwandt mit ↑ "lehren" und ↑ "List". Inchoativum zu got. lais ›ich weiß‹, also eigentlich ›wissend werden‹: lerne vor selbs / ehe du ander lerest(A180 Martin Luther, Sirach 18,19), Vokabeln, Geige (spielen) lernen, verzichten lernen, ein Handwerk lernen. Zuweilen wird in der Vergangenheitsform statt des Partizips der Infinitiv verwendet (↑ "lassen"): einen gar braven Mann… habe ich kennen lernen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,13,21); umgangssprachlich auch für ›Hausaufgaben machen‹ (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–33; ↑ "Hausarbeit"). Das Partizip gelernt wird gegen die allgemeine Regel adjektivisch mit aktivem Sinn verwendet: ein gelernter Schneider, Gegensatz ungelernt ungelernter Arbeiter. Wie ↑ "lehren" für lernen, so erscheint umgekehrt seit dem 15. Jahrhundert und noch heute umgangssprachlich lernen für lehren, vgl. L355 ZDA4,431,264/ 5: das hat sie der Geier gelernt (Lessing), und[ich] lerne sie allerlei lustige Lieder (Goethe), lern' mich die Pfiffe nicht (Schiller), Der [Lehrer] hat uns… das Telefonieren gelernt(Kempowski; L097 GWb). Auch reflexiv: das Gedicht lernt sich leicht. Dazu ⇑ "auslernen", "erlernen", "verlernen"; anlernen, dazulernen, kennenlernen, liebenlernen, schätzenlernen, umlernen. Lernbegierde (L003 Johann Christoph Adelung 1777, L108 Johann Friedrich Heynatz 1797 »von neuern Schriftstellern gebraucht«; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); dazu lernbegierig (L004 Johann Christoph Adelung) und, erst im 20. Jahrhundert, pädagogisch lernbehindert (L097 GWb1978) ›schwach begabt‹;
Lerner mhd. lernære ›Schüler‹ (L190 Lexer), »selten« (L264 Daniel Sanders), wir wissen auch zu wenig und sind schlechte Lerner: so müssen wir schon lügen (1883 A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 164); heute häufig im sprachdidaktischen Kontext (unter Einfluß von engl. learner).