Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lenken
mhd. lenken(altengl. hlencan ›flechten‹, ahd. nur ir[h]lenkenverrenken‹, uz[h]lenkenaufschnallen‹), aus einem ⇓ "S239" untergegangenen Lanke Fem. abgeleitet (ahd. [h]lanca, mhd. lankeHüfte, Lende‹), aus dem auch ↑ "Gelenk" gebildet ist. Ursprünglich ›umbiegen‹, dann (mitteldt.; L059 DWb) ›eine Richtung nehmen‹ (heute gehoben veraltend): der Pfad lenkte in die Schlucht (L097 GWb). Jetzt meist im Sinne von ›die Richtung von etwas bestimmen‹: den Wagen lenken (ursprünglich von den Tieren, die den Wagen zogen), freier o zaudre nicht, im nahen sturmgewitter / das falsch gelenkte steuer zu ergreifen! (Schiller; L059 DWb). Häufig übertragen den Verdacht auf jmdn. lenken. Mit Verdunklung der Beziehung auf eine bestimmte Richtung ›regieren, führen‹, vgl. redensartlich der Mensch denkt, Gott lenkt (nach Luther; L027 Büchmann), früher auch mit Objekt (vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch). Das Reflexivum fungiert noch im 18. Jahrhundert in intransitivem Sinn, während es jetzt unüblich geworden ist: daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken (Luther), daß ich mich lieber zum Schwert will lenken (Schiller), wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt (Goethe). Auch bloßes lenken wird intransitiv gebraucht, wobei wohl ursprünglich Pferd oder Wagen zu ergänzen war (↑ "rennen"): ich lenkte deshalb nach einem Wäldchen (Goethe);Lenker (L308 Kaspar Stieler 1691),
1 im eigentlichen Sinn Kalesios, der des gespannes / lenker.. war (Voß; L059 DWb);
2 übertragen gehoben Lenker des Staates; auch v. a. für ›Gott‹: das verhüte / der allgerechte lenker unsrer tage (Schiller; L059 DWb);
3"S147" Neuerdings zudem Kurzform für Lenkrad, Lenkstange, dazu
sich den goldenen Lenker verdienen »sich einschmeicheln« (L177 Heinz Küpper 2: seit 1930).
Lenkrad (am Auto), ⇓ "S149" L056 Duden 121941.
Lenkstange"S149" (am Fahrrad) L344 Wessely-Schmidt 71930.
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