Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Lehen
ahd. lehan, mhd. lehen, len, altgermanisch (altnord. lan, engl. loan), zu ↑ "leihen", Plural die Lehen, bei Möser, Lessing (L059 DWb) auch Lehne. Ursprünglich allgemein1 ›geliehenes Gut‹, noch frühneuhochdeutsch: wolte jm zu seinem studio hülflich sein, etwa mit einem lehen (Luther; L059 DWb), jetzt noch in ↑ "Darlehen";
2 daneben jedoch schon althochdeutsches (L059 DWb) Rechtswort »ein vom oberherrn dem vasallen auf gewisse bedingungen.. verliehenes grundbesitzthum« (L059 DWb). Wendungen der Rechtssprache: etwas von jmdm. zu Lehen haben (tragen), dazu Lehensträger, bei jmdm. zu Lehen gehen. Vgl. auch L124 HRG1686ff.
lehnen1 ahd. lehanon, mhd. lehenen, lenen ›als Lehen geben‹, auch ›leihen‹;
1.1 ›als Darlehen geben, leihen‹, auch übertragen: meinem Herrn den Mund, so wie den Arm zu lehnen(Wieland), am längsten im Oberdeutschen erhalten,
1.2 ›als Darlehen empfangen, borgen‹, frühneuhochdeutsch und noch oberdeutsch; üblicher
entlehnen (ahd. ; L059 DWb), das in diesem Sinne jetzt fast nur oberdeutsch ist (daneben entleihen, ahd. ; L059 DWb), meist übertragen er hat diesen Ausdruck von Goethe entlehnt, das Wort ist aus dem Lateinischen entlehnt.
Lehnbedeutung (1911 E.Wellander; L301 Harro Stammerjohann 250) ⇓ "S208" ›Übernahme der Bedeutung eines laut- oder bedeutungsähnlichen fremdsprachigen Wortes‹ (z. B. "realisieren" ›sich bewußt machen‹ nach engl. realize, "Geist" nach franz. esprit).
Lehnbildung (1939 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›Neubildung in einer Sprache nach fremdsprachigem (inhaltlichen, formalen) Vorbild‹, zusammenfassender Terminus für Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnschöpfung (s. unten).
Lehnprägung (1939 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›Neubildung oder Neubedeutung nach fremdsprachigem Vorbild‹, zusammenfassender Terminus für Lehnbedeutung und Lehnbildung (s. oben).
Lehnschöpfung (1936 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›Neubildung nach fremdsprachigem inhaltlichem Vorbild ohne formale Anlehnung‹, freieste Variante der Lehnbildung (s. oben), z. B. "Hochschule" nach "Universität", "Mundart" nach "Dialekt".
Lehnübersetzung (1907 ⇓ "S032" L207 Fritz Mauthner, Die Sprache, 57: Lehnübersetzung bei Mauthner schließt Lehnbedeutung [s. oben] ein); ⇓ "S208" ›Glied-für-Glied-Übersetzung eines fremdsprachigen Vorbilds‹, z. B. Ge-wissen nach con-scientia.
Lehnübertragung (1939 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›freiere, nur teilweise wörtlich genaue Nachbildung eines fremdsprachigen Vorbilds‹, z. B. "Vaterland" nach lat. patria, "Wolkenkratzer" nach amerik. skyscraper.
Lehnwort (1856 H.W.Ebel) ⇓ "S208" ›entlehntes (im engeren Sinn: lautlich angeglichenes) fremdsprachiges Wort‹, z. B. "Wein" nach lat. vinum. Vgl. W.Betz, Deutsch und Lateinisch, 21965,27f.
2 daneben jedoch schon althochdeutsches (L059 DWb) Rechtswort »ein vom oberherrn dem vasallen auf gewisse bedingungen.. verliehenes grundbesitzthum« (L059 DWb). Wendungen der Rechtssprache: etwas von jmdm. zu Lehen haben (tragen), dazu Lehensträger, bei jmdm. zu Lehen gehen. Vgl. auch L124 HRG1686ff.
lehnen1 ahd. lehanon, mhd. lehenen, lenen ›als Lehen geben‹, auch ›leihen‹;
1.1 ›als Darlehen geben, leihen‹, auch übertragen: meinem Herrn den Mund, so wie den Arm zu lehnen(Wieland), am längsten im Oberdeutschen erhalten,
1.2 ›als Darlehen empfangen, borgen‹, frühneuhochdeutsch und noch oberdeutsch; üblicher
entlehnen (ahd. ; L059 DWb), das in diesem Sinne jetzt fast nur oberdeutsch ist (daneben entleihen, ahd. ; L059 DWb), meist übertragen er hat diesen Ausdruck von Goethe entlehnt, das Wort ist aus dem Lateinischen entlehnt.
Lehnbedeutung (1911 E.Wellander; L301 Harro Stammerjohann 250) ⇓ "S208" ›Übernahme der Bedeutung eines laut- oder bedeutungsähnlichen fremdsprachigen Wortes‹ (z. B. "realisieren" ›sich bewußt machen‹ nach engl. realize, "Geist" nach franz. esprit).
Lehnbildung (1939 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›Neubildung in einer Sprache nach fremdsprachigem (inhaltlichen, formalen) Vorbild‹, zusammenfassender Terminus für Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnschöpfung (s. unten).
Lehnprägung (1939 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›Neubildung oder Neubedeutung nach fremdsprachigem Vorbild‹, zusammenfassender Terminus für Lehnbedeutung und Lehnbildung (s. oben).
Lehnschöpfung (1936 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›Neubildung nach fremdsprachigem inhaltlichem Vorbild ohne formale Anlehnung‹, freieste Variante der Lehnbildung (s. oben), z. B. "Hochschule" nach "Universität", "Mundart" nach "Dialekt".
Lehnübersetzung (1907 ⇓ "S032" L207 Fritz Mauthner, Die Sprache, 57: Lehnübersetzung bei Mauthner schließt Lehnbedeutung [s. oben] ein); ⇓ "S208" ›Glied-für-Glied-Übersetzung eines fremdsprachigen Vorbilds‹, z. B. Ge-wissen nach con-scientia.
Lehnübertragung (1939 W.Betz; 8Paul, Dt.Wörterbuch) ⇓ "S208" ›freiere, nur teilweise wörtlich genaue Nachbildung eines fremdsprachigen Vorbilds‹, z. B. "Vaterland" nach lat. patria, "Wolkenkratzer" nach amerik. skyscraper.
Lehnwort (1856 H.W.Ebel) ⇓ "S208" ›entlehntes (im engeren Sinn: lautlich angeglichenes) fremdsprachiges Wort‹, z. B. "Wein" nach lat. vinum. Vgl. W.Betz, Deutsch und Lateinisch, 21965,27f.