Legende
mhd. legende ›Heiligenerzählung, Lesung‹, nach mittellat. legenda, Plural von legendum ›das zu Lesende‹.1.1 Wie im Mittelhochdeutschen ›Erzählung vom Leben und Leiden von Heiligen‹; schon früh (1471; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt)
1.2 ›Bericht‹, dann konkret ›unbeglaubigter‹ bzw. ›unglaubwürdiger‹, von Luther verformt zu Lügenden: wer der heiligen lügenden… on zal… aufbracht (L059 DWb); es fehlt dir nie an närrischen legenden, / fängst wieder an dergleichen auszuspenden (Goethe; L059 DWb); dazu umgangssprachlich
⊚ das ist eine Legende (L337 WdG) ›unwahr‹ und legendenhaft ›unwahr, unwirklich‹ (L201 Lutz Mackensen 1952, L266 Daniel Sanders FWb noch: »in der Weise der Legenden«), veraltet; vgl. auch operative Legende, abgekürzt Legende, Fachjargon der Stasi zum Zwecke der Täuschung, dazu Legendierung (vgl. L365 ZGL23,1995,210–214);
2.1 fachsprachlich ›Inschrift‹ bzw. ›Um-Schrift (am Rand) auf Münzen‹ (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1782), dann auch
2.2 ›Zeichenerklärung auf Karten und Verwandtem‹ (L109 Moriz Heyne).
legendär (1879 L111 Johann Christian August Heyse) im 19. Jahrhundert ›nach Art der Legenden‹, im 20. Jahrhundert (L056 Duden ¹²1941) ›sagenhaft‹.