Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ledig
mhd. ledec, althochdeutsch nicht belegt (wohl aber altnord. liðugr, altfries. ledoch), abgeleitet von ahd. litGlied‹ (das auch in ahd. gilidGlied‹ steckt; ↑ "Glied"), eigentlich ›mit Gliedern versehen, beweglich‹.1 absolut ›frei (von Strafe, Verpflichtung usw.), nicht gefangen‹ (mhd. ; L059 DWb): Gib die Gefangenen ledig (A222 Friedrich Schiller, Jungfrau 5,9), noch bei M.Frisch, Grass (L097 GWb); meist tritt eine nähere Bestimmung hinzu, entweder (jetzt gehoben) im Genitiv der Schuld, der Pflicht, einer Sache, jmds. ledig sein, jmdn. einer Sache ledig sprechen oder mit von angeknüpft;
2"S114"unverheiratet‹ (mhd. ; L059 DWb), auch (jetzt veraltend) ein lediges (›uneheliches‹) Kind;
3unbesetzt (von Stellen, Ämtern usw.)‹ (frühnhd.; L059 DWb), noch bei Goethe: als die stelle eines oberamtmanns in Emmendingen ledig ward (L059 DWb), dafür jetzt ↑ "frei";
4 Früher war die Anwendung eine freiere, ausgedehntere, z. B. ledige (›leere‹) Kisten, lediges (›reiterloses‹) Pferd (noch landschaftlich; L097 GWb), lediger (›in der Brache befindlicher‹) Acker.
5 Frühneuhochdeutsch ledig als Adjektiv auch im Sinne von ›ohne daß etwas anderes dabei ist, bloß‹: ein lediges Zeichen (Luther), landschaftlich noch später: mit nichts als ledigen schwarzen Strichen (A.Stifter). Daran angeschlossen
6 adverbial ›nur, bloß‹ (1533 Franck; L059 DWb): es ist ledig meine Schuld (Lessing), war's doch ledig ein Traum(Schiller); dafür jetzt
lediglich (L308 Kaspar Stieler 1691), das bereits mittelhochdeutsch ist und sich zunächst ledig(1) anschließt. ↑ "erledigen".
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