Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lecken
⇢ "leck"2"S087" ahd. leccon, mhd. lecken, ›mit der Zunge über etwas streichen‹ (umgangssprachlich synonym dazu ↑ "schlecken", schlotzen, ⇑ "lutschen", "nutschen"; vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–32; ↑ "Schlotzer"), westgermanisch (engl. lick), verwandt mit gleichbedeutend got. (bi)laigon. Entsprechungen auch in anderen indogermanischen Sprachen (griech. leichein, lat. lingere, altslaw. lizati). Redensartlich
⊚⊚ sich die (alle/ fünf/ zehn) Finger nach etwas lecken (↑ "Finger"), jmd. hat Blut geleckt (↑ "Blut"); übertragen umgangssprachlich derb leck mich am (früher im) Arsch schon bei Luther (L320 Trübner); umgangssprachlich vulgär leckenCunnilingus ausüben‹ (1975; L097 GWb); übertragen von Naturerscheinungen, Gegenständen, deren Bewegungen dem Lecken verglichen werden: flammen lecken (Freiligrath; L059 DWb), Die Ostsee leckte träge und breit den Strand (Grass; L337 WdG). Das Partizip
geleckt v. a. in der Wendung wie geleckt (L201 Lutz Mackensen 1952), eigentlich ›übermäßig geglättet, ausgefeilt‹ (wohl von dem Lecken der Katze), schon Jean Paul geleckte kindergärtchen (L059 DWb) ›herausgeputzt‹; umgangssprachlich salopp unbeleckt (L322 UWb 1987) ›keine Kenntnisse, Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet besitzend‹;
lecker mhd. lecker, eigentlich ›was man lecken kann, wohlschmeckend, köstlich‹, vereinzelt auch vom Reiz, den solche Speisen ausüben: der wunderliche Geruch… hatte so eine leckere Wirkung auf mich (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,21,22,9), auch im Sinne von ›feine Speisen liebend‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741, noch bei G.A.Bürger; L059 DWb); selten übertragen ›wählerisch‹: die gelehrten sind… in der wahl ihrer gegner ungemein lecker (Liscov; L059 DWb); synonym mit leckerhaft (zu untergegangenem Mask. mhd. leckerTellerlecker, Schmarotzer, Schelm‹): leckerhafter Wein (vgl. Fischart; L059 DWb); vom Menschen (leckerhafte Reiche) noch bei I.Kant (L059 DWb). Dazu
Leckerbissen (1548; L059 DWb), auch übertragen z. B. musikalischer LeckerbissenGenuß‹;
Leckermaul (1650 Moscherosch, jedoch schon 1586 das Diminutiv Leckmeuligen; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›jmd. , der gerne Leckerbissen, v.a Süßigkeiten ißt‹.
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