Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Leber
ahd. lebara, mhd. leber, altgermanisch (engl. liver), Herkunft unsicher, vielleicht Ableitung von ↑ "leben" im Sinne von ›Sitz des Lebens‹ (vgl. W.L244 Wolfgang Pfeifer). Die Leber erscheint als Sitz der Leidenschaft: am frischen Morgen hat Amor mir die Leber angezündet (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Claudine von Villa Bella, 2.Fassung 1432); besonders als Sitz des Zornes: da er… sich wieder einmal im Zorn habe ergehen müssen, um die Leber zu befreien (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise 13.5.87); daher umgangssprachlich jmdm. ist eine Laus über die Leber gelaufenjmd. hat schlechte Laune, ist verärgert‹ (↑ "Laus") und
frisch von der Leber reden/ sprechen/ wegfreimütig, ohne Rücksicht sprechen‹ (1786; L320 Trübner), eigentlich ›seinem Ärger Luft machen‹, hierzu viele Varianten: … soll ich von der Leber weg reden? (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Götz, 1, 8, 33).
Leberfleck (1638 Comenius; L059 DWb), ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. macula hepatica, nach der Farbe benannt.
Leberreim (1665 Schaeve; L289 Günther und Irmgard Schweikle), eine Art epigrammatischer Gedichte, wie sie v. a. im 17. Jahrhundert, vereinzelt im 18./ 19. Jahrhundert (noch 1882 Fontane; L289 Günther und Irmgard Schweikle) zu geselliger Unterhaltung aus dem Stegreif gemacht wurden; benannt nach dem üblichen Anfang Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einem… ;
Leberwurst mhd. leberwurst (L059 DWb), umgangssprachlich
die gekränkte/ beleidigte Leberwurst spielen (1910; L320 Trübner), wohl nach der Leber als Sitz des Ärgers.
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