Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
leben
ahd. leben, mhd. leben, gemeingermanisches schwaches Verb (got. liban, engl. live), verwandt mit ↑ "Leib" und ↑ "bleiben"; ursprünglich wohl ›übrig bleiben‹ (im Sinne von ›überleben nach einem Kampf‹), in dieser Bedeutung altnordisch und tocharisch (lip-) überliefert.1am Leben, lebendig sein‹ (Gegensatz ↑ "sterben", tot sein): ein baum der lebt, ein omeisz lebt, auch ein schneck, ein esel, ein engel, ein mensch lebt auch, aber ungleich. ein baum lebt aber soviel, als er bedarf zu dem wachsen (Geiler von Kaisersberg; L059 DWb); von den sechs lebenden Kindern Jacob Wilhelm Karl Ferdinand Ludwig Lotte Grimm (Inschrift auf dem Grabstein der Mutter der Grimms); auch von Teilen lebender Wesen: ihr auge lebt! (Ramler; L059 DWb); oft formelhaft verbunden nicht leben und nicht sterben könnensich äußerst krank und elend fühlen‹ (L059 DWb), er konnte nicht ohne musik… leben(Goethe; L059 DWb); ⇓ "S007" alliterierend wie er leibt und lebt, eigentlich tautologisch (↑ "Leib"), daher leben dem Sinn nach verstärkend (1562; L059 DWb; jedoch schon bei L040 Lorenz Diefenbach leben, leyben; ebenda), häufig auch vergleichend: wie er leibte und lebte (Lessing; L059 DWb); leben und weben (nach A180 Martin Luther, 1.Mose 1,21), die große Beweglichkeit und rege Tätigkeit des Lebens bezeichnend (L059 DWb); redensartlich man lebt nur einmal in der Welt (nach Goethe; L320 Trübner); übertragen die Cither lebt in seiner Hand(A.W.Schlegel), in ihr lebt (›wirkt‹) ein fester Glaube, lebende (›noch gesprochene‹) Sprachen; leben auch im Sinne von ›unvergessen bleiben, weiterleben‹: sein Werk wird leben (Weiskopf; L337 WdG). Umgangssprachlich scherzhaft lebst du noch?, Du lebst ja auch noch!(wenn man sich länger nicht gesehen hat; landschaftliche Nebenform z. B. Lebsch' noch; L106 Helmut Henne, Jugend 92,95); Ausdruck der Beteuerung so wahr ich lebe! (L308 Kaspar Stieler 1691); Wunschformel es lebe die Freiheit! es lebe der Wein (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2244), er lebe (hoch)! seit 1714 (L059 DWb) für studentensprachlich vivat (dazu substantivisch Lebehoch Neutr. , L033 Joachim Heinrich Campe 1809).
2sein Leben auf eine bestimmte Art führen‹: es ist eine abgeschmakte verläumdung der menschlichen natur, dasz der mensch als sünder gebohren werde,… er lebt sich zum sünder (Fichte; L059 DWb), mit besonderer Nuance er hat gelebtsein Leben genossen‹, vergleichbar auch: sie weiß zu leben (vgl. "Lebensart", s. unten); auf das Zusammenleben bezogen: ich empfand auf einmal einen tiefen verdrusz, nicht früher mit ihr[Friederike] gelebt zu haben (Goethe; L059 DWb); umgangssprachlich flott leben (↑ "flott");
⊚⊚ auf großem Fuß lebenüber seine Verhältnisse leben‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1777); wie die Made im Speck lebensehr gut leben‹ (L019 Wilhelm Borchardt s. v. Speck), leben und leben lassen (L169 Matthias Kramer 1700/ 02) eigentlich zu (3) (vgl. L059 DWb), dann aber allgemein ›ein Leben führen, wie es einem zusagt, und dasselbe auch anderen zugestehen‹, vielfach literarisch: aus diesem quirlen und schaffen, aus diesem leben und lebenlassen… entsprang jene berühmte, berufene und verrufene literaturepoche (Goethe; L059 DWb), herrlich und in Freuden leben (nach A180 Martin Luther, Lukas 16,19); in den Tag hinein leben (in der Form in Tag leben bei Franck; L059 DWb); Bedeutung(1) und (2) literarisch häufig verbunden: denke, daß es besser ist zu sterben, weil man lebte, als zu leben, weil man nie gelebt (A131 Friedrich Hölderlin, Hyperion 40).
3seinen Lebensunterhalt bestreiten, sich ernähren‹: Das lebt nicht von der Liebe, / so ein Kind, sondern / vom Geld, wie andere Leut auch, / weil es ein Mensch is (A169 Franz Xaver Kroetz, Maria 144); nichts zu leben habennichts zu essen, nichts zu beissen noch zu brechen haben«; L004 Johann Christoph Adelung), er lebt guter führt einen guten Tisch«; L004 Johann Christoph Adelung); redensartlich von der Hand in den Mund leben (J.Bode; L059 DWb), von der Luft kann man nicht leben (Simrock; L059 DWb), der Mensch lebt nicht vom Brot allein (nach A180 Martin Luther, Matthäus 4,4).
4 an einem Ort lebenwohnen‹, wohl unter Einfluß von engl. to live; übertragen auf dem Mond leben (L337 WdG) ›der Wirklichkeit völlig entfremdet sein‹. Anknüpfend an (2)
5 veraltet leben mit Genitiv, eigentlich im Sinne von ›von, durch etwas leben‹: der Gerechte wird seines Glaubens leben (A180 Martin Luther, Römer 1,17), der seiner Gnade leben muß; Ende des 19. Jahrhunderts (vgl. L059 DWb) noch üblich in verblaßtem Sinn der Hoffnung, des Vertrauens leben.Es wird mit einem Akkusativ des Inhalts verbunden: ein wahres Leben leben; ungewöhnlicher sind Verbindungen wie des Volks, das mit Spazieren den Tag lebt (Goethe). ⇑ "ableben", "ausleben", "überleben", "verleben".
Lebewohl Substantivierung des Abschiedsgrußes lebe wohl! (L037 Petrus Dasypodius 1536, s. v. valeo), für franz. adieu, Lebewohl (1672; L320 Trübner), »wol erst.. (nach 1750) in schwung gekommen« (L059 DWb), Lebewohl nehmen, geben, sagen;Lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Triften / … Johanna sagt euch ewig Lebewohl! (A222 Friedrich Schiller, Jungfrau, Prolog, 4.Auftritt), heute eher gehoben;
lebendig ahd. lebentig, Weiterbildung zu dem Partizip lebend, mit eigentümlicher ⇓ "S006" Verrückung des Haupttones (wie in ⇑ "Forelle", "Holunder" u. a.) von der ersten Silbe auf die zweite (zuerst im 14. Jahrhundert; L320 Trübner; durchgesetzt seit L305 Christoph Ernst Steinbach 1734), drängt im Frühneuhochdeutschen (L320 Trübner) gleichbedeutend queck (↑ "keck") zurück. Es schließt sich leben(1) an (s. oben), daher ›mit Leben begabt‹ (⇓ "S114" Gegensatz zu ↑ "tot"): bei lebendigem Leibe; auch von Pflanzen: lebendige Blumen, Hecke; übertragen und mein Geist ist vester und schneller, seit ich in lebendiger Arbeit bin (A131 Friedrich Hölderlin, Hyperion 111), lebendiges (›fließendes‹) Wasser, lebendige Quelle usw. (öfter bei Luther), lebendige Sprache (Hagedorn; L059 DWb, dafür heute kürzer lebende Sprache), im Sinne von ›voller Leben, munter‹: ein sehr lebendiges Kind, lebendige Augen, mit lebendigem (›wachem‹) Interesse zuhören, lebendige Darstellung (L337 WdG), dafür mhd. lebic, noch schwäbisch (veraltet) und scherzhaft lebig: Wer will was lebigs erkennen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Urfaust 367).
Leben der Infinitiv des Verbs ist seit althochdeutscher Zeit (anstelle von lip, ↑ "Leib") zu einem reinen Substantiv geworden.
1 Gegensatz zu ↑ "Tod", vgl. am Leben sein (älter beim Leben sein; L059 DWb), am Leben bleiben, einem Kind das Leben schenken (entsprechend Einrichtungen, die ins Leben gerufen werden; L320 Trübner), jmdm. das Leben nehmen; formelhaft verbunden leben und sterben (Schiller; L059 DWb), Leben und Tod (biblisch; vgl. L059 DWb), hieran anschließend eine Fülle von Redewendungen sie werden dir nach dem Leben trachten (A180 Martin Luther, Jeremia 4,30), der will mir ans Leben, er ist noch einmal mit dem Leben davongekommen (beide L320 Trübner); alte Rechtsformel Leib und Leben (↑ "Leib"); übertragen Ich höre solche Sachen für mein Leben gern (»im gemeinen Leben, für sehr gern«; L004 Johann Christoph Adelung), Sie trinkt für ihr Leben gern Champagner (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,9), die Ausführungen hatten kein Lebenihnen fehlt der Schwung‹ (L320 Trübner), übertragen im Sinne von ›Lebendigkeit, Vitalitäter (sie) ist lauter Leben (L169 Matthias Kramer 1700/ 02), umgangssprachlich
Leben in die Bude bringen (↑ "Bude"); als ⇓ "S118" Kosewort in der Anrede geliebtes Leben (Goethe; L320 Trübner).
2Zeit, die ein Wesen lebt‹: langes, kurzes Leben, mein Leben lang (s. unten lebenslang), nie in meinem Leben, Lebenszeit (↑ "zeitlebens"), Lebensdauer, ein Menschenleben hindurch, Leben und Werk eines Dichters, den Bund fürs Leben schließenheiraten‹ (↑ "Bund"); übertragen Lebensabend (s. unten).
3Art der Lebensführung‹ (vgl. leben[2]), wozu eine nähere Bestimmung erforderlich ist: Ein freies Leben führen wir (A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,5), ein glückliches, schlechtes Leben, das Leben eines Weisen führen, was für ein Leben usw., dazu die Zusammensetzungen Hundeleben, Privatleben, Landleben, Stadtleben, öffentliches Leben; vgl. "Lebensqualität" (↑ "Qualität").
4Lebensunterhalt‹ (vgl. leben[3]): auf kümmerliche Weise sein Leben zu gewinnen (Mörike). – Zahlreiche Zusammensetzungen jüngeren Ursprungs werden mit der Genitivform Lebens- gebildet, selten ohne Fugen-s (z. B. lebenvoll mehrmals bei A075 Johann Wolfgang von Goethe, u. a. Iphigenie 1849, lebenwarm A222 Friedrich Schiller, Die Götter Griechenlands, 2.1,366). Daneben bestehen einige mit Lebe-, verkürzt Leb-, wovon (s. unten) lebhaft, leblos, Lebtag in die mittelhochdeutsche Zeit zurückgehen; jünger Lebzeit, Lebewesen, bei A075 Johann Wolfgang von Goethe einigemal lebevoll (I,20,407,4).
Lebemann (1794; L181 Otto Ladendorf) ⇓ "S122" Lehnbildung nach franz. bonvivant und viveur, von Goethe im noch überwiegend positiven Sinn von ›lebenskundig, lebensgenießend‹ durchgesetzt: als Welt- und Lebemann überall willkommen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,36,17,17); in noch positiverem Sinn (›Täter, Vollmensch‹) Lebemensch: die eigentlichen Lebemenschen wollen geschwinder gefördert sein (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,42,503,13), veraltend. Die heutige ⇓ "S031" abwertende Bedeutung von Lebemann »eleganter, reicher Mann, der ganz dem Genuß lebt und sich in sexueller Hinsicht auslebt« (L097 GWb) wird oft durch Adjektive verdeutlicht: abgetakelte Lebemänner (Wassermann; L337 WdG).
Lebensabend (L308 Kaspar Stieler 1691 s. v. Abend).
Lebensart
1 (L169 Matthias Kramer 1678; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›die Art zu leben‹: ich gefalle mir immer mehr in meiner einförmigen lebensart(Thümmel; L059 DWb),
2feines Benehmen, gute Umgangsformen‹: in einer kleinen reichsstadt in Oberdeutschland… , wo das, was man in der feinen welt lebensart nennt, noch unbekannt ist (Wieland; L059 DWb). Zu Lebensart(2) heute veraltet lebensartig (noch bei A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 27,72,17).
Lebenserwartung"S149"durchschnittliche Anzahl der Lebensjahre, die zu erwarten sind‹ (L056 Duden 151961), auch übertragen, z. B. Lebenserwartung von Motoren (L322 UWb).
Lebensfähigkeit »die Fähigkeit zu leben, die Lebenskraft« (L033 Joachim Heinrich Campe); übertragen die Lebensfähigkeit des Unternehmens war nicht gesichert; auch rechtlicher Begriff: Lebensfähigkeit (des Kindes) als Voraussetzung für dessen Rechtsfähigkeit (vgl. L124 HRG2, 1657f.).
Lebensform (1830 Schleiermacher) ›Form, in der das Leben sich organisiert‹ (pflanzliche Lebensformen), ›Lebensweise‹ (alternative Lebensformen); in der ⇓ "S168" Philosophie (häufig im Plural), W.Wundt verwendet Lebensformen im Sinne von ›Sitten‹ (vgl. L138 HWbPh); Und eine Sprache vorstellen heißt, sich eine Lebensform vorstellen (A282 Ludwig Wittgenstein, PU §19).
Lebensfreude A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,20,183.
Lebensgefahr J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741.
Lebensglück A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,432.
Lebensinteresse A075 Johann Wolfgang von Goethe Dichtung und Wahrheit (I,28,45,20); heute zumeist im Plural.
Lebensklugheit A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,44,344,22.
Lebenskreis A075 Johann Wolfgang von Goethe Wahlverwandtschaften I,20,258,7; in der ⇓ "S168" Philosophie und Pädagogik durch ⇓ "S032" Spranger (1914) zum Terminus geworden (vgl. L138 HWbPh).
Lebenskünstler (L033 Joachim Heinrich Campe) ›der die Kunst beherrscht, sein Leben angenehm und ohne besondere Anstrengung zu gestaltenwo ein Dutzend alte Weiber, Idioten und ausgeglühte Lebenskünstler… hausten (G.A155 Gottfried Keller, Der grüne Heinrich, 2. Fassung 5,98).
Lebenslage 1845 (L059 DWb): jede Lebenslage meistern (L337 WdG) ›mit jeder Situation im Leben fertig werden‹.
lebenslang (Ende des 16./ Anfang des 17. Jahrhunderts Schweinichen; vgl. L059 DWb) ›ein Leben lang, das ganze Leben dauernd‹, vgl. dazu das heute veraltete Lebenlang: Hausbüchel für unser Lebenlang, Cassel 1820 im Verlag von Jacob Grimm, vereinzelt dafür Lebelang, durch Zusammenrückung entstanden aus mein Leben lang; für lebenslang heute auch
lebenslänglich(1816 Goethe; L059 DWb): so sinnlos wie der Versuch, lebenslänglich ein Läufer zu bleiben (S.Lenz; L097 GWb), meist mit Bezug auf Freiheitsstrafen, veraltet im Sinne von ›auf Lebenszeit berufen‹ (der Beamte war lebenslänglich angestellt; L337 WdG).
Lebenslauf Duez 1664 (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. curriculum vitae.
Lebenslicht (L308 Kaspar Stieler 1691), von der brennenden Kerze als Symbol des Lebens, daher umgangssprachlich
jmdm. das Lebenslicht ausblasen/ auspustentöten‹ (Schnabel; L059 DWb); auch eigentlich ›Kerze, die man jmdm. am Geburtstag anzündet und dieser nur selbst ausblasen darf‹.
Lebensliebe (Clodius; L059 DWb).
lebenslustig A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 27,20,27, vereinzelt auch lebelustig.
Lebensmittel Schuppius (L059 DWb).
lebensmüde 1781 Gleim (L059 DWb), bei A075 Johann Wolfgang von Goethe auch substantivisch (I,19,150,15).
Lebensmut (Arnim; L059 DWb) bei A075 Johann Wolfgang von Goethe auch adjektivisch lebensmutig (z. B. Annalen 1805; I,35,210,19).
Lebensphilosophie zunächst Philosophie des Lebens (1772 G.B.Schirach), im 19. Jahrhundert Richtung der neueren ⇓ "S168" Philosophie, die u. a. von Nietzsche, Dilthey und Bergson ihren Ausgang nimmt. H.Rickert, Die Lebensphilosophie, 21922, vgl. K.Albert, Lebensphilosophie In: Theologische Realenzyklopädie 20,1991,580–94.
Lebensraum (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,195,14) ›Raum, Spanne des Lebens‹; seit Ende des 19. Jahrhunderts Begriff der »Geopolitik«, 1901 Buchtitel: Lebensraum von F.Ratzel, im ⇓ "S145" Nationalsozialismus scheinlegitimierendes ⇓ "S192" Schlagwort (vgl. H.Grimm: Volk ohne Raum, 1926) für die aggressive Ausdehnung des Deutschen Reiches nach Osten (L021 Karl-Heinz Brackmann/ L021 Renate Birkenhauer; vgl. L138 HWbPh); heute ⇓ "S038" biologisch ›Biotop‹ und allgemein ›Raum, in dem sich eine Gemeinschaft entfalten kann‹ (L337 WdG).
Lebensüberdruß A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,28,210,20.
Lebensunterhalt 1829/ 30 Platen (L059 DWb).
Lebensversicherung 1827 L109 Moriz Heyne.
Lebensweisheit A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,36,327,7.
Lebensweltvorwissenschaftliche, ursprüngliche Erfahrung‹. Kenntnis der kleinsten Lebenswelt (1847; L059 DWb); nach 1930 philosophischer Terminus (E.Husserl; L138 HWbPh), der die Wissenschaften fundiert, fruchtbar auch für die Soziologie (u. a. A.Schütz; ebenda); dazu lebensweltlich.
Lebenszeichen (1680 Lohenstein; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›Zeichen, daß jmd. (noch) lebt‹: das erste Lebenszeichen des Neugeborenen; übertragen ich kann meine reise… unmöglich antreten, ohne dich zu ersuchen mir dorthin ein lebenszeichen zu geben(Goethe; L059 DWb).
Lebenszweck A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,25,2,22.
Lebewesen 1575 Fischart.
Lebtag mhd. lebetac, Plural lebetageLebenszeit‹, all meine Lebetage (A180 Martin Luther, Jesaja 38,15), häufig als gekürzter Plural dadurch geendet wird… mein lebtag (Weckherlin; L059 DWb), üblich noch in festen Formeln mein Lebtag denk ich dran (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,2; vgl. auch A075 Johann Wolfgang von Goethe, Götz 1,4); L004 Johann Christoph Adelung, L033 Joachim Heinrich Campe: »im gemeinen Leben«. L137 HWb: »umgangssprachlich veraltend«.
Lebzeit jetzt nur üblich bei Lebzeiten oder zu Lebzeiten; früher auch der Singular (seit 1575; L059 DWb); noch bei A075 Johann Wolfgang von Goethe: unsre Lebzeit über (I,20,6,13).  
lebhaft mhd. lebehaftLeben habend, lebendig‹, seit 1640 Comenius (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), besonders ›reges Leben zeigend, frisch, munter‹. Ungewöhnlich: wenn es lebhaft und gegenwärtig ist, welche unendliche Operationen Natur und Kunst machen müssen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 23,13,7).
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