Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lästern
ahd. last(a)ron, mhd. lastern, lestern; abgeleitet von ↑ Laster, daher1.1 ›schmähen‹: lastern, lestern, beschuldigen (L040 Lorenz Diefenbach, gl.; L059 DWb), Die Obrigkeit lästern (L003 Johann Christoph Adelung 1777), präpositional mit auf: wo sie kann, / fängt sie auf mich zu lästern an(Lessing; L059 DWb), so heute zumeist nur noch in der ⇓ "S036" bibelsprachlichen Verbindung Gott lästern, Wie lang lestert mich das Volck? (A180 Martin Luther, 4.Mose 14,11); heute vor allem wie bereits frühneuhochdeutsch speziell
1.2 ›jmdn. verunglimpfen‹ (durch Behauptung nachteiliger Sachverhalte), wie ↑ "verleumden", im Gegensatz zu ↑ "beleidigen" nur in dessen Abwesenheit, denn »man lastert den, über dessen vollkommen sittliche Handlungen und Eigenschaften bey seinen anerkannten innern und außern Vorzugen man ein im hohen Grade entehrendes Urtheil fällt« (L063 Johann August Eberhard 6,268), daher lästern ein »höherer Grad der Ehrenschändung« als verleumden (ebenda 5,25); so zur Darstellung intriganter Atmosphäre: die zu lästern / Der sie sich sonst selbst vertraun (J.Ch.Günther; L305 Christoph Ernst Steinbach); heute nur präpositional mit über: sich bei der dame beliebt machen… und über ihre nebenbuhlerin lästern (Wieland; L059 DWb) bzw. absolut Er lastert gern (L033 Joachim Heinrich Campe); ⇓ "S028" der Begriff der Ehrenschändung zur Gegenwart hin abgeschwächt zu ›tratschen‹, ausgedrückt in der festen Wendung dem hinzukommenden Geschmähten gegenüber Wir haben gerade über dich gelästert (L097 GWb), dazu Lästermaul, Lästerzunge (s. unten).
lästerlich ahd. lastarlih, mhd. lasterlich, lesterlich; zu ↑ 2"Laster"
1 ›sittenlos, frevelhaft‹: die welt vol lesterlicher grewlicher sünd (Luther; L059 DWb), ein lästerliches Leben (L305 Christoph Ernst Steinbach), frühneuhochdeutsch abgeblaßt »schändlich«: Er hat mich lästerlich betrogen (L003 Johann Christoph Adelung 1777), lästerlich fluchen (L033 Joachim Heinrich Campe); im Anschluß an lästern (s. oben)
2 ›verächtlich, respektlos‹: lesterlich reden (L059 DWb), lästerlich wider die Obrigkeit reden (L003 Johann Christoph Adelung 1777);
Lästerung ahd. lasterunga, mhd. lesterunge; im Anschluß an lästern (s. oben): Lesterung vnnd schmahung frommer leüten (L200 Josua Maaler), dazu Gotteslästerung (1517; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt);
Lästermaul ⇓ "S238" Prägung Luthers, bezogen auf jmdn. , der ein solches hat (ir eigen lestermaul lügen strafen, Luther; L059 DWb) und der ein solches ist (wider den teufel und alle seine lestermeuler Luther; ebenda); für Lästermaul auch, seltener,
Lästerzunge gleichfalls ⇓ "S238" Prägung Luthers (L059 DWb).
1.2 ›jmdn. verunglimpfen‹ (durch Behauptung nachteiliger Sachverhalte), wie ↑ "verleumden", im Gegensatz zu ↑ "beleidigen" nur in dessen Abwesenheit, denn »man lastert den, über dessen vollkommen sittliche Handlungen und Eigenschaften bey seinen anerkannten innern und außern Vorzugen man ein im hohen Grade entehrendes Urtheil fällt« (L063 Johann August Eberhard 6,268), daher lästern ein »höherer Grad der Ehrenschändung« als verleumden (ebenda 5,25); so zur Darstellung intriganter Atmosphäre: die zu lästern / Der sie sich sonst selbst vertraun (J.Ch.Günther; L305 Christoph Ernst Steinbach); heute nur präpositional mit über: sich bei der dame beliebt machen… und über ihre nebenbuhlerin lästern (Wieland; L059 DWb) bzw. absolut Er lastert gern (L033 Joachim Heinrich Campe); ⇓ "S028" der Begriff der Ehrenschändung zur Gegenwart hin abgeschwächt zu ›tratschen‹, ausgedrückt in der festen Wendung dem hinzukommenden Geschmähten gegenüber Wir haben gerade über dich gelästert (L097 GWb), dazu Lästermaul, Lästerzunge (s. unten).
lästerlich ahd. lastarlih, mhd. lasterlich, lesterlich; zu ↑ 2"Laster"
1 ›sittenlos, frevelhaft‹: die welt vol lesterlicher grewlicher sünd (Luther; L059 DWb), ein lästerliches Leben (L305 Christoph Ernst Steinbach), frühneuhochdeutsch abgeblaßt »schändlich«: Er hat mich lästerlich betrogen (L003 Johann Christoph Adelung 1777), lästerlich fluchen (L033 Joachim Heinrich Campe); im Anschluß an lästern (s. oben)
2 ›verächtlich, respektlos‹: lesterlich reden (L059 DWb), lästerlich wider die Obrigkeit reden (L003 Johann Christoph Adelung 1777);
Lästerung ahd. lasterunga, mhd. lesterunge; im Anschluß an lästern (s. oben): Lesterung vnnd schmahung frommer leüten (L200 Josua Maaler), dazu Gotteslästerung (1517; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt);
Lästermaul ⇓ "S238" Prägung Luthers, bezogen auf jmdn. , der ein solches hat (ir eigen lestermaul lügen strafen, Luther; L059 DWb) und der ein solches ist (wider den teufel und alle seine lestermeuler Luther; ebenda); für Lästermaul auch, seltener,
Lästerzunge gleichfalls ⇓ "S238" Prägung Luthers (L059 DWb).