Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lässig
mhd. lezzic, zu laß (s. unten)1müde, matt, untätig‹ bei Luther und noch bei Lessing: Mein eignes Unglück schlug mich nieder; machte mich… läßig (L320 Trübner);
2 der heutige Sprachgebrauch lehnt lässig eher an ↑ "lassen" an im Sinne von ›nachlässig‹: Die Dächer werden lässig geflickt (Sieburg; L097 GWb»veraltend«);
3 jetzt meist im Sinne von ›ungezwungen, leger‹: wir daheim waren lässig und behäbig im Umgange (Freytag; L109 Moriz Heyne). Davon verschieden ⇑ "fahrlässig", "nachlässig", "unablässig", zulässig; ↑ "lassen").
läßlich mhd. læzlich, lezlich, zu ↑ "lassen"(1) und (5) und laß (s. unten), ein früher sehr häufiges, bei Goethe beliebtes Wort;
1was erlassen, verziehen werden kann‹: als Lehnübersetzung von (peccatum) veniale in läßliche Sünde (noch heute in der katholischen Kirche); was Liebe wagt, ist stets ein läßliches Verbrechen (Wieland);
2duldsam, tolerant‹: wir haben läßliche Gesetze, um nach und nach strenger werden zu können (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,25,1,214); heute noch abgeschwächt (und gehoben) ›lässig, die Dinge nicht genau nehmend‹: bei einer solchen läßlichen Behandlung eines bedeutenden Geschäftes erwuchsen große Mißbräuche (Goethe), Sie scheinen… mein lieber Sohn, sich bisher ein wenig läßlich betragen zu haben (Th.Mann; L337 WdG).
laßmüde, matt‹, ahd. / mhd. laz, gemeingermanisch (got. lats, altnord. latr, engl. late ›spät‹), zu ↑ "lassen", verwandt mit lat. lassus: alle zeit beten vnd nicht lass werden(A180 Martin Luther, Lukas 18,1), eine Hand… hängt laß herunter (Tucholsky; L097 GWb); laß gehörte schon früher der gehobenen Sprache an und war eher ungebräuchlich (bereits 1523 mußte oberdeutschen Zeitgenossen A180 Martin Luthers lass in Lukas 18,1 mit müde verdeutlicht werden; L164 Friedrich Kluge). Dazu ⇑ "letzen", "verletzen", "letzte".
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