Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Lager
ahd. legar, mhd. leger, gemeingermanische Ableitung zu ↑ "liegen" (got. ligrs, altnord. legr); an die Stelle des älteren Leger, Läger (vereinzelt noch im 19. Jahrhundert; vgl. L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ist Lager getreten, das ostmitteldeutsch seit 1397 (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) nachweisbar ist und von Luther durchgesetzt wurde; Läger als Plural neben Lager noch bei Rückert (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).1 ›Liegestatt‹ (noch bei Wieland; L320 Trübner): Lager zum Ruhen, Schlafen, Krankenlager, eingeschränkt ›Bett‹: von meinem breiten Lager bin ich vertrieben (Goethe; L320 Trübner), verallgemeinert
2 (mhd. ; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›vorübergehender, provisorischer Standort, Rastort‹: Lager eines Heeres, Heerlager (ahd. heriberga Fem. , heristal Neutr. ); Wallensteins Lager (Titel eines Dramas von Schiller); danach Lager in der bündischen Jugend ›Rastort der Gruppen einschließlich der Zelte‹ (H.Casper-Hehne, Zur Sprache der bündischen Jugend, 1989,99 u.ö.), heute noch in Ferienlager, Sommerlager; auch das lagernde Heer selbst: so sollen die Lager aufbrechen, die gegen Morgen liegen (4.Mose 10,5);
3 übertragen ›Partei, Gruppierung‹ (Freiligrath; L059 DWb): trotz aller Unkenrufe aus gewissen Ecken und Lagern – journalistischen Lagern! (A073 Max Goldt, Ungeduscht 75), politisches Lager;
⊚ ins feindliche Lager übergehen ›die gegenteilige Ansicht vertreten, die Partei wechseln‹ (L076 Wolf Friederich);
4 ⇓ "S106" kaufmannssprachlich (1469; L320 Trübner) ›Raum, in dem Waren in größerer Menge aufbewahrt werden‹ (Warenlager); übertragen
⊚ etwas auf Lager haben ›etwas aus einem größeren Vorrat (z. B. an Witzen) bereit haben‹: dasz wir einen finanzminister nicht sofort fertig auf lager haben (Bismarck; L109 Moriz Heyne);
5 ⇓ "S220" technisch ›Maschinenelement zur Stützung und Führung eines anderen, sich drehenden oder schwingenden Teils‹ (L264 Daniel Sanders 1876 hat die unfesten Zusammensetzungen Halslager, Schlitz-Lager, Zapfenlager).
6 An (2) anknüpfend in der NS-Zeit Kurzform für ↑ "Konzentrationslager", Straflager, Arbeitslager, aber auch für Schulungslager, Wehrertüchtigungslager (L021 Karl-Heinz Brackmann/ L021 Renate Birkenhauer): Wie hat es Papa, als er damals aus dem Lager kam, aufgenommen? (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 65). Zu Lager(2)
Lagerfeuer (L059 DWb 1885) in der Bedeutung ›Wachtfeuer in einem Feldlager‹ Lagerfeuer der biwakierenden Truppen (L337 WdG), dazu die ⇓ "S105" »jugendbewegte« Bedeutung Wandervögel am Lagerfeuer (L106 Helmut Henne, Jugend, 42), inzwischen mit erweiterter Bedeutung ›Feuerplatz beim Zelten und/ oder Feiern‹, Lagerfeuerromantik (L097 GWb);
Lagerkoller ⇓ "S075" ›Gefühl von Verzweiflung und Aggression aufgrund des Eingesperrtseins‹ Lagerkoller unter den Bewohnern der Forschungsstationen (L099 3GWb).
lagern mhd. legeren, legern, knüpft in seiner Bedeutung an Lager(1,2,4,5) an. Transitiv ist es heute nicht mehr und auch früher nicht sehr üblich in bezug auf lebende Wesen: und lagerte vor dem Garten Eden den Cherub (A180 Martin Luther, 1.Mose 3,24), der die ganze Macht der Fürsten Griechenlands um Trojens Mauern lagerte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 416). Üblicher ist es in bezug auf Waren; dazu abgelagert, auslagern, einlagern. Allgemein gebräuchlich ist sich lagern und intransitives lagern mit dem Unterschied, daß letzteres den schon bestehenden Zustand, ersteres den Eintritt desselben ausdrückt. Wenn trotzdem neben sich lagern die Präpositionen mit doppeltem Kasus zuweilen nicht den Akkusativ, sondern den Dativ nach sich haben (Und rohe Horden lagern sich… auf dem verheerten Boden A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Lager, Prolog, 8,5), so liegt dies daran, daß das Subjekt schon vorher als auf dem Platz befindlich gedacht wird. An das Reflexivum schließt sich das Partizip gelagert an, übertragen gelagert sein ›(als Sachverhalt o.ä.) in bestimmter Weise beschaffen sein‹ (20. Jahrhundert; vgl. L296 Keith Spalding) der Fall ist ähnlich gelagert (L337 WdG). Zusammensetzungen ↑ "belagern", verlagern.
2 (mhd. ; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›vorübergehender, provisorischer Standort, Rastort‹: Lager eines Heeres, Heerlager (ahd. heriberga Fem. , heristal Neutr. ); Wallensteins Lager (Titel eines Dramas von Schiller); danach Lager in der bündischen Jugend ›Rastort der Gruppen einschließlich der Zelte‹ (H.Casper-Hehne, Zur Sprache der bündischen Jugend, 1989,99 u.ö.), heute noch in Ferienlager, Sommerlager; auch das lagernde Heer selbst: so sollen die Lager aufbrechen, die gegen Morgen liegen (4.Mose 10,5);
3 übertragen ›Partei, Gruppierung‹ (Freiligrath; L059 DWb): trotz aller Unkenrufe aus gewissen Ecken und Lagern – journalistischen Lagern! (A073 Max Goldt, Ungeduscht 75), politisches Lager;
⊚ ins feindliche Lager übergehen ›die gegenteilige Ansicht vertreten, die Partei wechseln‹ (L076 Wolf Friederich);
4 ⇓ "S106" kaufmannssprachlich (1469; L320 Trübner) ›Raum, in dem Waren in größerer Menge aufbewahrt werden‹ (Warenlager); übertragen
⊚ etwas auf Lager haben ›etwas aus einem größeren Vorrat (z. B. an Witzen) bereit haben‹: dasz wir einen finanzminister nicht sofort fertig auf lager haben (Bismarck; L109 Moriz Heyne);
5 ⇓ "S220" technisch ›Maschinenelement zur Stützung und Führung eines anderen, sich drehenden oder schwingenden Teils‹ (L264 Daniel Sanders 1876 hat die unfesten Zusammensetzungen Halslager, Schlitz-Lager, Zapfenlager).
6 An (2) anknüpfend in der NS-Zeit Kurzform für ↑ "Konzentrationslager", Straflager, Arbeitslager, aber auch für Schulungslager, Wehrertüchtigungslager (L021 Karl-Heinz Brackmann/ L021 Renate Birkenhauer): Wie hat es Papa, als er damals aus dem Lager kam, aufgenommen? (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 65). Zu Lager(2)
Lagerfeuer (L059 DWb 1885) in der Bedeutung ›Wachtfeuer in einem Feldlager‹ Lagerfeuer der biwakierenden Truppen (L337 WdG), dazu die ⇓ "S105" »jugendbewegte« Bedeutung Wandervögel am Lagerfeuer (L106 Helmut Henne, Jugend, 42), inzwischen mit erweiterter Bedeutung ›Feuerplatz beim Zelten und/ oder Feiern‹, Lagerfeuerromantik (L097 GWb);
Lagerkoller ⇓ "S075" ›Gefühl von Verzweiflung und Aggression aufgrund des Eingesperrtseins‹ Lagerkoller unter den Bewohnern der Forschungsstationen (L099 3GWb).
lagern mhd. legeren, legern, knüpft in seiner Bedeutung an Lager(1,2,4,5) an. Transitiv ist es heute nicht mehr und auch früher nicht sehr üblich in bezug auf lebende Wesen: und lagerte vor dem Garten Eden den Cherub (A180 Martin Luther, 1.Mose 3,24), der die ganze Macht der Fürsten Griechenlands um Trojens Mauern lagerte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 416). Üblicher ist es in bezug auf Waren; dazu abgelagert, auslagern, einlagern. Allgemein gebräuchlich ist sich lagern und intransitives lagern mit dem Unterschied, daß letzteres den schon bestehenden Zustand, ersteres den Eintritt desselben ausdrückt. Wenn trotzdem neben sich lagern die Präpositionen mit doppeltem Kasus zuweilen nicht den Akkusativ, sondern den Dativ nach sich haben (Und rohe Horden lagern sich… auf dem verheerten Boden A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Lager, Prolog, 8,5), so liegt dies daran, daß das Subjekt schon vorher als auf dem Platz befindlich gedacht wird. An das Reflexivum schließt sich das Partizip gelagert an, übertragen gelagert sein ›(als Sachverhalt o.ä.) in bestimmter Weise beschaffen sein‹ (20. Jahrhundert; vgl. L296 Keith Spalding) der Fall ist ähnlich gelagert (L337 WdG). Zusammensetzungen ↑ "belagern", verlagern.