Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
lachen
ahd. (h)lahhen, got. hlahjan, germanisch (engl. laugh), verwandt mit griech. klossein ›glucken‹;1 ⇓ "S075" Ausdruck der frohen, heiteren oder vergnügten Gemütslage, Gegensatz zu ↑ "trauern": lachen mit den Lachenden (L200 Josua Maaler), als Substantiv in Lachen einigt alles (A010 Gottfried Benn, Kasino); Gegensatz zu ↑ "weinen": Weh euch / die jr hie lachet / Denn jr werdet weinen vnd heulen (A180 Martin Luther, Lukas 6,25), aber als starker Gefühlsausdruck im Gegensatz zu ↑ "schmunzeln" und lächeln (s. unten)
⊚ Tränen lachen, denn das körperliche weinen ist… gleichsam der höchste grad des körperlichen lachens (Lessing; L059 DWb); wie ↑ "kichern" vernehmbar, bei L200 Josua Maaler tadelnd über laut lachen, Helmut lachte ein opernhaftes Ha-ha-ha-haa (M.Walser; M.Schlaefer [s. unten]), fest verbunden schallend lachen, elliptisch sprechaktbezeichnend er lacht dem fürsten ein nein! (Klinger; L059 DWb), dazu Lachmöwe (L059 DWb), Lachtaube (1720; L320 Trübner), auflachen (L308 Kaspar Stieler); das Lachen, das einem vergeht, mahnend bei Stieler: Lache nicht so sehr / es dürfte dir sonst vergehen, dagegen sprichwörtlich der lacht wohl, der zuletzt lacht (Goethe; L059 DWb) und
⊚ lachende Erben (Lessing; L059 DWb), denen ein Verstorbener wohlgesonnen war; im Sinn des Veranlassens Einen ze [zu] Lachen machen (L200 Josua Maaler), der Kasus macht mich lachen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1324), dafür heute eher präpositional jmdn. zum Lachen bringen; verneint redensartlich auf widrige Umstände bezogen (L059 DWb): Das Finanzamt würgte ein Band unter seinen Hemdkragen… nun war es am Halse etwas eng. Da war nichts zu lachen (A142 Uwe Johnson, Babendererde 15); reflexiv in festeren Wendungen
⊚⊚ sich einen Ast lachen (↑ "Ast"), sich das Lachen verbeißen(Luther; L320 Trübner), häufig hyperbolisierend sich… bucklig lachen (L004 Johann Christoph Adelung), sich krank lachen, sich gesund/ zu tode/ krumm lachen (alle L059 DWb), sich kaputtlachen: Die Leute lachen sich doch kaputt, wenn die mich sehen mit der Brille (1947 A019 Wolfgang Borchert, Draußen 132), übertragen
⊚ sich jmdn. anlachen (wohl studentensprachlich um 1850; vgl. L179 Heinz Küpper, 1987 6) im Sinne von ›anbändeln‹; im Partizip Präsens oft übertragen lachendes gesicht (Lessing; L059 DWb), lachender mund (Wickram; L059 DWb), lachende Augen (I.Kant; L264 Daniel Sanders); präpositional mit in
⊚⊚ jmdm. ins Gesicht lachen (Goethe; L059 DWb), mit vor z. B. in der »niedern R[edens-]A[rt]« man möchte sich vor Lachen ausschütten (L004 Johann Christoph Adelung); übertragen
2 zum Ausdruck anderer Gemütsverfassungen, z. B. im Sinne von ›verspotten, ignorieren‹ bereits althochdeutsch mit dem Genitiv (L059 DWb): Eins dings lachen (L200 Josua Maaler), so literarisch im 18. Jahrhundert, heute veraltet: sie lachten des hold errötenden Mägdleins(Voß), auch mit Dativ (mhd. ), dafür seit dem 17. Jahrhundert präpositional mit über: Ich muß darüber lachen (L308 Kaspar Stieler), so auch "auslachen" (↑ "hänseln"), belachen, verlachen (L308 Kaspar Stieler), ↑ "hohnlachen", als Ausdruck von Schadenfreude
⊚ sich ins Fäustchen lachen (L004 Johann Christoph Adelung); von Überlegenheit wie "lächeln", "grinsen": Die Griechenmänner… lachten ihr… Männerlachen (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 94); bezogen auf eine angenehme Wirkung
3 wie ↑ "strahlen" im Sinne von ›erfreuen‹, bereits im 16. Jahrhundert
⊚⊚ bar geld lacht (L059 DWb), dann lacht die sonne (1796; L059 DWb), der lachende Tag (A139 Jean Paul, Titan 1,55), es lacht der mai (Goethe; L059 DWb). ⇓ "S237" ⇑ "feixen", "gackern", "glucksen", "grienen", "grinsen", "kichern", "krähen", "meckern", "prusten", "schmunzeln", "strahlen", "wiehern". Vgl. M.Schlaefer, Studien zur Ermittlung und Beschreibung des lexikalischen Paradigmas lachen im Deutschen, 1987.
Lache2 Fem. , mhd. lache, rückgebildetes Substantiv, seit Klopstock schriftsprachlich lache des hohns, bittere/ wilde lache (L059 DWb), häufig in der Verbindung eine lache aufschlagen (Wieland; L059 DWb), bei L308 Kaspar Stieler Mask. einen Lach aufschlagen, wie… Louis in eine ungeheure Lache ausbrach (Feuchtwanger; L337 WdG); als Wesensmerkmal (L004 Johann Christoph Adelung), z. B. Mephistopheles' lache (Goethe; L059 DWb).
lächeln mhd. lecheln, häufig im Partizip Präsens lächelnd Gegensatz zu ↑ "ernst"; seit dem 15. Jahrhundert (L320 Trübner) positiv wie ausdrucksvolles ↑ "schmunzeln", daher auch Gegensatz zu ↑ "grinsen" ›still, verhalten lachen‹, als Zeichen von Verständigung: [sie] sahen einander an und lächelten(16. Jahrhundert; L059 DWb), dazu zulächeln (16. Jahrhundert; L059 DWb), von Nachsicht mahnst / Du lächelnd mich an meinen Phöbus wieder (A131 Friedrich Hölderlin, Emilie vor ihrem Brauttag), so auch belächeln: Belächelst du die anmaßlichen Blätter (L092 GoeWb.); als verborgene Gemütsregung Gegensatz zu ↑ "strahlen": Die Augen sind ruhig unter den Lidern, die Lippen staunen oder lächeln, es ist nicht auszumachen (1987 B.A311 Botho Strauß, Niemand anderes 36), daher Zusammenstellungen mit ernst, bei Geßner noch geschieden hier ein ernstes gesicht… dort ein lächeln (L059 DWb), verstohlen lächeln (L059 DWb), auch mitleidig, höhnisch… lächeln (L264 Daniel Sanders); substantivisch umgangssprachlich
⊚ ein müdes Lächeln für etwas übrig haben (L097 GWb) als Ausdruck von Geringschätzung, nur im Partizip "kaltlächelnd": Zuckte mit keiner Wimper und verleugnete mich kaltlächelnd (A.Zweig; L337 WdG); wie lachen(1) veraltet, transitiv und Beyfall lächelt der ganze Hof umher (Weiße; L004 Johann Christoph Adelung), mit Dativ Darum lächeln sie dir (Th.Mann; L337 WdG), mit Genitiv willst du der Törichten nicht lächeln(Klopstock); wie lachen(3) übertragen »angenehme Empfindungen wecken« (L004 Johann Christoph Adelung), z. B. Ihm lächelt das Glück(Wieland; L320 Trübner, Es lächelt der See (A222 Friedrich Schiller, Tell 1,1).
Lacher (L200 Josua Maaler 1561)
1 von der lachenden Person Beneidet nie des Lachers Possenspiel(Hölderlin), redensartlich verfestigt
⊚ er will die lacher auf seiner seite haben(Lessing; L059 DWb);
2 vom Gemütsausbruch, im Gegensatz zu ↑ "Gelächter" auf die einzelne Person bezogen: Esopus thut einen lauten lacher (Sachs; L059 DWb).
lächerlich mhd. lecherlich (zur Bildung vgl. ↑ "fürchterlich"), zunächst auch synonym zu lächelnd, dann vor allem
1 im Sinne von lachen(3), zunächst auch positiv ›Wohlgefallen erregend‹: indem sie ein mutwilliges Liedchen mit der schönsten Stimme… lustig und lächerlich vorbrachte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wanderjahre 24,78,25); vor allem aber abfällig in spöttischem Sinn, substantivisch Der Erbfeind des Erhabenen ist das Lächerliche (A139 Jean Paul, Ästhetik 1, 137), mit Akkusativ den menschenverstand in die schule verwiesen, um ihn lächerlich zu machen (Lessing; L059 DWb), so auch mahnend mach dich nicht lächerlich! (L337 WdG); im Sinne von ›albern‹ lächerlich Ding (L308 Kaspar Stieler), lächerliche Sprünge machen (L004 Johann Christoph Adelung), seit dem 19. Jahrhundert weiterentwickelt zu
2 ›auffallend gering‹: ein lächerlich billiger preis(L059 DWb). ↑ "Gelächter".
⊚ Tränen lachen, denn das körperliche weinen ist… gleichsam der höchste grad des körperlichen lachens (Lessing; L059 DWb); wie ↑ "kichern" vernehmbar, bei L200 Josua Maaler tadelnd über laut lachen, Helmut lachte ein opernhaftes Ha-ha-ha-haa (M.Walser; M.Schlaefer [s. unten]), fest verbunden schallend lachen, elliptisch sprechaktbezeichnend er lacht dem fürsten ein nein! (Klinger; L059 DWb), dazu Lachmöwe (L059 DWb), Lachtaube (1720; L320 Trübner), auflachen (L308 Kaspar Stieler); das Lachen, das einem vergeht, mahnend bei Stieler: Lache nicht so sehr / es dürfte dir sonst vergehen, dagegen sprichwörtlich der lacht wohl, der zuletzt lacht (Goethe; L059 DWb) und
⊚ lachende Erben (Lessing; L059 DWb), denen ein Verstorbener wohlgesonnen war; im Sinn des Veranlassens Einen ze [zu] Lachen machen (L200 Josua Maaler), der Kasus macht mich lachen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1324), dafür heute eher präpositional jmdn. zum Lachen bringen; verneint redensartlich auf widrige Umstände bezogen (L059 DWb): Das Finanzamt würgte ein Band unter seinen Hemdkragen… nun war es am Halse etwas eng. Da war nichts zu lachen (A142 Uwe Johnson, Babendererde 15); reflexiv in festeren Wendungen
⊚⊚ sich einen Ast lachen (↑ "Ast"), sich das Lachen verbeißen(Luther; L320 Trübner), häufig hyperbolisierend sich… bucklig lachen (L004 Johann Christoph Adelung), sich krank lachen, sich gesund/ zu tode/ krumm lachen (alle L059 DWb), sich kaputtlachen: Die Leute lachen sich doch kaputt, wenn die mich sehen mit der Brille (1947 A019 Wolfgang Borchert, Draußen 132), übertragen
⊚ sich jmdn. anlachen (wohl studentensprachlich um 1850; vgl. L179 Heinz Küpper, 1987 6) im Sinne von ›anbändeln‹; im Partizip Präsens oft übertragen lachendes gesicht (Lessing; L059 DWb), lachender mund (Wickram; L059 DWb), lachende Augen (I.Kant; L264 Daniel Sanders); präpositional mit in
⊚⊚ jmdm. ins Gesicht lachen (Goethe; L059 DWb), mit vor z. B. in der »niedern R[edens-]A[rt]« man möchte sich vor Lachen ausschütten (L004 Johann Christoph Adelung); übertragen
2 zum Ausdruck anderer Gemütsverfassungen, z. B. im Sinne von ›verspotten, ignorieren‹ bereits althochdeutsch mit dem Genitiv (L059 DWb): Eins dings lachen (L200 Josua Maaler), so literarisch im 18. Jahrhundert, heute veraltet: sie lachten des hold errötenden Mägdleins(Voß), auch mit Dativ (mhd. ), dafür seit dem 17. Jahrhundert präpositional mit über: Ich muß darüber lachen (L308 Kaspar Stieler), so auch "auslachen" (↑ "hänseln"), belachen, verlachen (L308 Kaspar Stieler), ↑ "hohnlachen", als Ausdruck von Schadenfreude
⊚ sich ins Fäustchen lachen (L004 Johann Christoph Adelung); von Überlegenheit wie "lächeln", "grinsen": Die Griechenmänner… lachten ihr… Männerlachen (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 94); bezogen auf eine angenehme Wirkung
3 wie ↑ "strahlen" im Sinne von ›erfreuen‹, bereits im 16. Jahrhundert
⊚⊚ bar geld lacht (L059 DWb), dann lacht die sonne (1796; L059 DWb), der lachende Tag (A139 Jean Paul, Titan 1,55), es lacht der mai (Goethe; L059 DWb). ⇓ "S237" ⇑ "feixen", "gackern", "glucksen", "grienen", "grinsen", "kichern", "krähen", "meckern", "prusten", "schmunzeln", "strahlen", "wiehern". Vgl. M.Schlaefer, Studien zur Ermittlung und Beschreibung des lexikalischen Paradigmas lachen im Deutschen, 1987.
Lache2 Fem. , mhd. lache, rückgebildetes Substantiv, seit Klopstock schriftsprachlich lache des hohns, bittere/ wilde lache (L059 DWb), häufig in der Verbindung eine lache aufschlagen (Wieland; L059 DWb), bei L308 Kaspar Stieler Mask. einen Lach aufschlagen, wie… Louis in eine ungeheure Lache ausbrach (Feuchtwanger; L337 WdG); als Wesensmerkmal (L004 Johann Christoph Adelung), z. B. Mephistopheles' lache (Goethe; L059 DWb).
lächeln mhd. lecheln, häufig im Partizip Präsens lächelnd Gegensatz zu ↑ "ernst"; seit dem 15. Jahrhundert (L320 Trübner) positiv wie ausdrucksvolles ↑ "schmunzeln", daher auch Gegensatz zu ↑ "grinsen" ›still, verhalten lachen‹, als Zeichen von Verständigung: [sie] sahen einander an und lächelten(16. Jahrhundert; L059 DWb), dazu zulächeln (16. Jahrhundert; L059 DWb), von Nachsicht mahnst / Du lächelnd mich an meinen Phöbus wieder (A131 Friedrich Hölderlin, Emilie vor ihrem Brauttag), so auch belächeln: Belächelst du die anmaßlichen Blätter (L092 GoeWb.); als verborgene Gemütsregung Gegensatz zu ↑ "strahlen": Die Augen sind ruhig unter den Lidern, die Lippen staunen oder lächeln, es ist nicht auszumachen (1987 B.A311 Botho Strauß, Niemand anderes 36), daher Zusammenstellungen mit ernst, bei Geßner noch geschieden hier ein ernstes gesicht… dort ein lächeln (L059 DWb), verstohlen lächeln (L059 DWb), auch mitleidig, höhnisch… lächeln (L264 Daniel Sanders); substantivisch umgangssprachlich
⊚ ein müdes Lächeln für etwas übrig haben (L097 GWb) als Ausdruck von Geringschätzung, nur im Partizip "kaltlächelnd": Zuckte mit keiner Wimper und verleugnete mich kaltlächelnd (A.Zweig; L337 WdG); wie lachen(1) veraltet, transitiv und Beyfall lächelt der ganze Hof umher (Weiße; L004 Johann Christoph Adelung), mit Dativ Darum lächeln sie dir (Th.Mann; L337 WdG), mit Genitiv willst du der Törichten nicht lächeln(Klopstock); wie lachen(3) übertragen »angenehme Empfindungen wecken« (L004 Johann Christoph Adelung), z. B. Ihm lächelt das Glück(Wieland; L320 Trübner, Es lächelt der See (A222 Friedrich Schiller, Tell 1,1).
Lacher (L200 Josua Maaler 1561)
1 von der lachenden Person Beneidet nie des Lachers Possenspiel(Hölderlin), redensartlich verfestigt
⊚ er will die lacher auf seiner seite haben(Lessing; L059 DWb);
2 vom Gemütsausbruch, im Gegensatz zu ↑ "Gelächter" auf die einzelne Person bezogen: Esopus thut einen lauten lacher (Sachs; L059 DWb).
lächerlich mhd. lecherlich (zur Bildung vgl. ↑ "fürchterlich"), zunächst auch synonym zu lächelnd, dann vor allem
1 im Sinne von lachen(3), zunächst auch positiv ›Wohlgefallen erregend‹: indem sie ein mutwilliges Liedchen mit der schönsten Stimme… lustig und lächerlich vorbrachte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wanderjahre 24,78,25); vor allem aber abfällig in spöttischem Sinn, substantivisch Der Erbfeind des Erhabenen ist das Lächerliche (A139 Jean Paul, Ästhetik 1, 137), mit Akkusativ den menschenverstand in die schule verwiesen, um ihn lächerlich zu machen (Lessing; L059 DWb), so auch mahnend mach dich nicht lächerlich! (L337 WdG); im Sinne von ›albern‹ lächerlich Ding (L308 Kaspar Stieler), lächerliche Sprünge machen (L004 Johann Christoph Adelung), seit dem 19. Jahrhundert weiterentwickelt zu
2 ›auffallend gering‹: ein lächerlich billiger preis(L059 DWb). ↑ "Gelächter".