Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
kurz
ahd. / mhd. kurz, früh entlehnt aus ⇓ "S120" lat. curtus; ⇓ "S012" Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1787), danach ⇓ "S074" geflügeltes Wort (L027 Büchmann). Besondere Wendungen: zu kurz kommennicht so viel erhalten, wie einem eigentlich zukommt‹ (L169 Matthias Kramer 1700); früher zu kurz fallenhinter dem Erforderlichen zurückbleiben‹; vgl. wenn Molière in der Ausführung zu kurz gefallen (Lessing); so möchte… meine Gegengabe zu kurz fallen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 19.9.31); vgl. ohne zu: die Zeit wird kurz zu unsrer Anstalt fallen (A.W.Schlegel) (engl. to fall short); einen kurz halteneinschränken‹, ursprünglich vom Leithund (L003 Johann Christoph Adelung 1775); kurz angebunden (↑ "anbinden"); den kürzeren ziehen(eigentlich den ›kürzeren Halm‹ beim Losen) 1599 (L059 DWb); kurzen Prozeß mit jmdm. machen, ↑ "Prozeß"; kaufmannssprachlich kurze Waren, früher ›kleine Geräte oder Spielsachen‹: kauft lang' und kurze Waar' (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Jahrmarkt zu Plundersweilern 82), jetzt KurzwarenSchneiderbedarfsartikel‹ (L033 Joachim Heinrich Campe). Substantiviert zeitlich in, binnen, vor, seit kurzem, über kurz oder lang. Das Adverb kurzwird in zeitlichem Sinn jetzt nur teilweise parallel mit "lange" gebraucht: kurz vor, nach. Ungewöhnlich geworden ist es in dem Sinn ›kurze Zeit lang‹: daß ich dieses Glück so kurz genießen soll (Goethe); die schnellen Herrscher sind's, die kurz regieren (Schiller); desgleichen ›seit kurzem‹: das kurz Vergangene (Goethe); so kurz von mir entfernt (Goethe); ›vor kurzem‹: ein werdender Berg, kurz noch ein Tal (Klopstock); da lag es, lag im warmen Blute, das noch kurz im Mutterherzen sprang (Schiller). Ferner ⇓ "S079" Gliederungspartikel (15. Jahrhundert Geiler von Kaisersberg; L059 DWb), ›Sprecher zeigt an, daß eine (kurze) abschließende Zusammenfassung einer längeren Ausführung innerhalb desselben Satzes folgen wird‹: Allein Cotill ließ sich daß alles nicht verdrießen. / Kurz, es gefiel ihm so (Gellert; L004 Johann Christoph Adelung); auch ⇓ "S243" kurz und gut (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Soldaten 1,4).Kürze (ahd. kurzi),
kürzen (ahd. kurzen), ⇑ "abkürzen", "verkürzen";
kürzlich (ahd. kurzlih). Letzteres diente ursprünglich überhaupt als Adverb zu kurz in zeitlichem Sinn; noch im 18. Jahrhundert wird es auf die Fassung von Mitteilungen bezogen, vgl. möchtet ihr mich nur kürzlich belehren (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,47,21); auf beiliegendem Blatt habe ich die beiden Verhältnisse kürzlich gegeneinander gesetzt (Goethe); nur kürzlich muß ich dir melden (Schiller); noch allgemein in der Bedeutung ›vor kurzem‹; dagegen veraltet ›binnen kurzem‹ (auf die Zukunft bezogen), vgl. ich will aber gar kürzlich zu euch kommen (Luther).
Kurzschluß Ende des 19. Jahrhunderts elektrischer Kurzschluß, dann auch auf Menschen übertragen: Kurzschlußhandlung.
Kurzschrift um 1870, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von Stenographie.
kurzsichtig, auch übertragen Heftige Liebe ist kurzsichtig, mit
Kurzsichtigkeit L003 Johann Christoph Adelung 1775.
kurzum (Luther)
1 ursprünglich adverbial in der Bedeutung ›kurzentschlossen, schlichtweg‹, kommt dabei den abtönenden ↑ "einfach" und ↑ "schlicht" recht nahe: ich will es kurzum haben (L305 Christoph Ernst Steinbach 1734); eine sache, die sie doch kurzum nicht wollen (Lessing; L059 DWb); heute
2"S079" Gliederungspartikel, wie kurz, satzeinleitend: was gehen mich ihre philosophen und monaden an? kurz um, ein mädel ist mir lieber als das all (J.M.R.Lenz; L059 DWb); Es handelte sich um eine Macht… jene Macht… kurzum, es war die Macht der Liebe, um die es sich handelte (Th.Mann, Zauberberg 178).
kurzwegohne Umschweife‹ (so daß man schnell wieder weg ist) L003 Johann Christoph Adelung 1775.
Kurzweil Fem. , mhd. kurz(e)wile, zusammengerückt aus kurze Weile, aber fester verwachsen als sein Gegenstück ↑ "Langeweile", daher nicht mehr mit innerer Flexion. Es erscheint zuweilen auch als Neutrum und Maskulinum: im Kurzweil, Kurzweils (Schiller), ihr satanisches Kurzweil (A222 Friedrich Schiller, Räuber 5,7), der Kurzweil möchte langweilig werden (Claudius). Es war früher sehr gebräuchlich, wie heute ⇑ "Unterhaltung", "Amüsement"; dazu
kurzweilig mhd. kurzwilecunterhaltend, spaßhaft‹; veraltet kurzweilen, mhd. kurz(e)wilensich unterhalten, scherzen‹: ist's gekurzweilt oder soll's geernstet sein? (Musäus); solltest du kurzweilen mit meinem schwachen weiblichen Herzen? (Schiller) Mit dem Radio
Kurzwelle um 1920 aus kurze Welle, auch Ultrakurzwelle, ⇓ "S094" kurz UKW (L056 Duden 141954).
Kurzwort (L201 Lutz Mackensen 1952) ⇓ "S208"aus dem Original gekürzte, übliche Wortform‹, z. B. Uni, DIN usw.
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