Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Kummer
Ausgangspunkt ist mittellat. cumbrus, combrus ›Wegverhau aus gefällten Bäumen, Flußwehr‹ < gallolat. comboros. Die Bedeutung des Wortes hat sich nach sehr verschiedenen Seiten hin entwickelt.1 mittelhochdeutsch, noch ⇓ "S232" westmitteldeutsch und westniederdeutsch ›Schutt‹.
2 in der älteren Rechtssprache ›Beschlagnahme, Arrest‹ (noch L004 Johann Christoph Adelung).
3 ⇓ "S075" Die heutige Bedeutung ›seelischer Schmerz, Betrübnis‹ schon in den ältesten Belegen im Minnesang um 1200, nach altprovenzal. encombrier ›Beschwernis, Unglück, Mühe, Schmerz‹, in physischer Hinsicht bei A180 Martin Luther: Mit Kummer soltu dich drauf [Acker] neren (1.Mose 3,17); Ich habe jn mit Kummer geboren (1. Chronik 4,9).
kümmerlich (mhd. ) schließt sich jetzt in der Bedeutung am nächsten an verkümmern (s. unten) an, synonym mit ↑ "dürftig". Früher auch ›beschwerlich‹, vgl. Der Menschenhände kümmerlichstem Fleiß (A074 Johann Wolfgang von Goethe, Stotternheimer Saline V.72, LH 47,126), oder ›kummervoll‹: der Zustand Eduards kam ihr so kümmerlich, so jämmerlich vor (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,321,14).
kümmern (mhd. ) im Anschluß an Kummer(2) in der älteren Rechtssprache ›mit Beschlag belegen‹. Im Anschluß an Kummer(3) ist es zunächst ›bedrücken, quälen‹, vgl. doch eines, Mutter, ist es, was mich kümmert: die Braut verließ ich unter fremdem Schutz (Schiller); reflexiv: da schlief er, aber nicht lange, wachte verworren und kümmerte sich (Goethe). Gewöhnlich abgeschwächt mich kümmert ›mir macht Sorge, es geht mich an‹, immer nur in Sätzen mit negativem Sinn: das kümmert mich nicht, wenig; was kümmert's mich. Entsprechend sich kümmern, dieses auch positiv, mit um verbunden, wofür mit dichterischer Freiheit auch der Genitiv: eine Memme, der sich dessen kümmert(Wieland).
bekümmern ›plagen‹ warum bekümmerst du deinen Knecht(Luther); auch ›schmerzen‹: da reuete es ihm, daß er die Menschen gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen (Luther); reflexiv: nun bekümmert euch nicht, und denket nicht, daß ich darum zürne (Luther); adjektivisch bekümmert ›betrübt‹. Sonst mit Abschwächung wie einfaches kümmern: bekümmert mich des Moskowiters Sache?(Schiller); gewöhnlich nur reflexiv sich bekümmern um. Dazu
unbekümmert um etwas, früher zuweilen mit Genitiv der Drohungen unbekümmert (Wieland); im 18. Jahrhundert sich unbekümmert lassen: schon Thespis ließ sich um die historische Richtigkeit ganz unbekümmert (⇓ "S126" Lessing), und ähnlich häufig bei ihm;
verkümmern transitiv zu ›beeinträchtigen, in der Entfaltung hemmen‹ entwickelt, vgl. Sie haben mir diesen Triumph um die Hälfte verkümmert (Lessing); doch laß uns dieser Stunde schönes Gut durch solchen Trübsinn nicht verkümmern (Goethe). Jünger intransitiv, vgl. ganz verkümmert ihm das Herz(G.A.Bürger). Vereinzelt reflexiv: daß nicht der Lebend'ge wie ein Toter sich verkümmre, sich verderbe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,6693). Das Partizip verkümmert kann zum Intransitivum und zum Transitivum gezogen werden.
Kümmernis (mhd. ) ›Sorge‹ heute eher selten: mit der Größe einer Pflicht auch die Kümmernisse wachsen (Jahnn; L337 WdG).
2 in der älteren Rechtssprache ›Beschlagnahme, Arrest‹ (noch L004 Johann Christoph Adelung).
3 ⇓ "S075" Die heutige Bedeutung ›seelischer Schmerz, Betrübnis‹ schon in den ältesten Belegen im Minnesang um 1200, nach altprovenzal. encombrier ›Beschwernis, Unglück, Mühe, Schmerz‹, in physischer Hinsicht bei A180 Martin Luther: Mit Kummer soltu dich drauf [Acker] neren (1.Mose 3,17); Ich habe jn mit Kummer geboren (1. Chronik 4,9).
kümmerlich (mhd. ) schließt sich jetzt in der Bedeutung am nächsten an verkümmern (s. unten) an, synonym mit ↑ "dürftig". Früher auch ›beschwerlich‹, vgl. Der Menschenhände kümmerlichstem Fleiß (A074 Johann Wolfgang von Goethe, Stotternheimer Saline V.72, LH 47,126), oder ›kummervoll‹: der Zustand Eduards kam ihr so kümmerlich, so jämmerlich vor (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,321,14).
kümmern (mhd. ) im Anschluß an Kummer(2) in der älteren Rechtssprache ›mit Beschlag belegen‹. Im Anschluß an Kummer(3) ist es zunächst ›bedrücken, quälen‹, vgl. doch eines, Mutter, ist es, was mich kümmert: die Braut verließ ich unter fremdem Schutz (Schiller); reflexiv: da schlief er, aber nicht lange, wachte verworren und kümmerte sich (Goethe). Gewöhnlich abgeschwächt mich kümmert ›mir macht Sorge, es geht mich an‹, immer nur in Sätzen mit negativem Sinn: das kümmert mich nicht, wenig; was kümmert's mich. Entsprechend sich kümmern, dieses auch positiv, mit um verbunden, wofür mit dichterischer Freiheit auch der Genitiv: eine Memme, der sich dessen kümmert(Wieland).
bekümmern ›plagen‹ warum bekümmerst du deinen Knecht(Luther); auch ›schmerzen‹: da reuete es ihm, daß er die Menschen gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen (Luther); reflexiv: nun bekümmert euch nicht, und denket nicht, daß ich darum zürne (Luther); adjektivisch bekümmert ›betrübt‹. Sonst mit Abschwächung wie einfaches kümmern: bekümmert mich des Moskowiters Sache?(Schiller); gewöhnlich nur reflexiv sich bekümmern um. Dazu
unbekümmert um etwas, früher zuweilen mit Genitiv der Drohungen unbekümmert (Wieland); im 18. Jahrhundert sich unbekümmert lassen: schon Thespis ließ sich um die historische Richtigkeit ganz unbekümmert (⇓ "S126" Lessing), und ähnlich häufig bei ihm;
verkümmern transitiv zu ›beeinträchtigen, in der Entfaltung hemmen‹ entwickelt, vgl. Sie haben mir diesen Triumph um die Hälfte verkümmert (Lessing); doch laß uns dieser Stunde schönes Gut durch solchen Trübsinn nicht verkümmern (Goethe). Jünger intransitiv, vgl. ganz verkümmert ihm das Herz(G.A.Bürger). Vereinzelt reflexiv: daß nicht der Lebend'ge wie ein Toter sich verkümmre, sich verderbe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,6693). Das Partizip verkümmert kann zum Intransitivum und zum Transitivum gezogen werden.
Kümmernis (mhd. ) ›Sorge‹ heute eher selten: mit der Größe einer Pflicht auch die Kümmernisse wachsen (Jahnn; L337 WdG).