Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Kraut
ahd. / mhd. krut(eventuell verwandt griech. brío ›ich sprieße‹) bezeichnet Pflanzen, bei denen das Blattwerk die Hauptsache ist. Daher sind Bäume und Sträucher ausgeschlossen, gewöhnlich auch Gras und Getreide (doch vgl. da nun das Kraut wuchs und frucht brachte Luther) und Blumengewächse, wenn die Blume als das Wesentliche gedacht wird. Auch das Blattwerk allein wird als Krautbezeichnet: man sagt von Rüben und Knollengewächsen ins Kraut schießen, übertragen zur Bezeichnung minderer Qualität; daß unsere Poesie ins Kraut schoß (A264 Heinrich von Treitschke 3,682); Kraut kann für die einzelne Pflanze und als Sammelwort gebraucht werden. Die Verwendung zum menschlichen Nutzen spielt eine große Rolle, daher ↑ "Unkraut" das unbrauchbare, dem brauchbaren im Wege stehende Kraut. Verwendungsweisen: als Arzneimittel (und Zauber: weder Kraut noch Pflaster Weisheit Salomos 16,12; das geht mit Kräutern zu; mit Kunst und Kräutern), früher in viel ausgedehnterem Maße (für den Tod kein Kraut gewachsen ist), als Würze, als Färbemittel, als Viehfutter, als Speise; speziell ⇓ "S164" österr. Kraut ›Weißkohl‹, dafür ⇓ "S212" süddt. "Weißkraut" ("Weißkohl" ↑ "weiß"); für norddt. Rotkohl (↑ "rot") mitteldt. Rotkraut, süddt./ österr: ↑ "Blaukraut" (L171 Paul Kretschmer 565ff.; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 92f.); ↑ "Sauerkraut" im Norddeutschen zuweilen auch dort, wo Sauerkohl zu erwarten ist (L171 Paul Kretschmer 569f.); alemann. Wirsingkraut für Wirsingkohl (↑ "Wirsing"); es liegt durcheinander wie Kraut und Rüben. ↑ 1"Kohl". ⇓ "S161" Nordwestdeutsch auch ›eingekochter Fruchtsaft‹: Apfelkraut, Rübenkraut (vgl. L171 Paul Kretschmer 367). Auch der Tabak wird als Krautbezeichnet. Seit dem 14. Jahrhundert war Kraut Bezeichnung für Schießpulver, häufig in der Verbindung Kraut und Lot ›Pulver und Blei‹, bis ins 17. Jahrhundert häufig. Landschaftlich Kraut, Kräutchen wie Früchtchen (↑ "Frucht") für eine übelgeratene Person.Krauter nannten früher Handwerksgesellen ihren Meister (L059 DWb), dann auch ›Sonderling‹ alter Krauter (G.Hauptmann; L337 WdG), heute umgangssprachlich ›kleiner (Gemüse-)Händler‹, ⇓ "S164" österr. Kräutler.
Krautjunker 17. Jahrhundert, ⇓ "S206" Spottname für Landadel, der nur der Landwirtschaft lebt (veraltend).
ahd. / mhd. krut(eventuell verwandt griech. brío ›ich sprieße‹) bezeichnet Pflanzen, bei denen das Blattwerk die Hauptsache ist. Daher sind Bäume und Sträucher ausgeschlossen, gewöhnlich auch Gras und Getreide (doch vgl. da nun das Kraut wuchs und frucht brachte Luther) und Blumengewächse, wenn die Blume als das Wesentliche gedacht wird. Auch das Blattwerk allein wird als Krautbezeichnet: man sagt von Rüben und Knollengewächsen ins Kraut schießen, übertragen zur Bezeichnung minderer Qualität; daß unsere Poesie ins Kraut schoß (A264 Heinrich von Treitschke 3,682); Kraut kann für die einzelne Pflanze und als Sammelwort gebraucht werden. Die Verwendung zum menschlichen Nutzen spielt eine große Rolle, daher ↑ "Unkraut" das unbrauchbare, dem brauchbaren im Wege stehende Kraut. Verwendungsweisen: als Arzneimittel (und Zauber: weder Kraut noch Pflaster Weisheit Salomos 16,12; das geht mit Kräutern zu; mit Kunst und Kräutern), früher in viel ausgedehnterem Maße (für den Tod kein Kraut gewachsen ist), als Würze, als Färbemittel, als Viehfutter, als Speise; speziell ⇓ "S164" österr. Kraut ›Weißkohl‹, dafür ⇓ "S212" süddt. "Weißkraut" ("Weißkohl" ↑ "weiß"); für norddt. Rotkohl (↑ "rot") mitteldt. Rotkraut, süddt./ österr: ↑ "Blaukraut" (L171 Paul Kretschmer 565ff.; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 92f.); ↑ "Sauerkraut" im Norddeutschen zuweilen auch dort, wo Sauerkohl zu erwarten ist (L171 Paul Kretschmer 569f.); alemann. Wirsingkraut für Wirsingkohl (↑ "Wirsing"); es liegt durcheinander wie Kraut und Rüben. ↑ 1"Kohl". ⇓ "S161" Nordwestdeutsch auch ›eingekochter Fruchtsaft‹: Apfelkraut, Rübenkraut (vgl. L171 Paul Kretschmer 367). Auch der Tabak wird als Krautbezeichnet. Seit dem 14. Jahrhundert war Kraut Bezeichnung für Schießpulver, häufig in der Verbindung Kraut und Lot ›Pulver und Blei‹, bis ins 17. Jahrhundert häufig. Landschaftlich Kraut, Kräutchen wie Früchtchen (↑ "Frucht") für eine übelgeratene Person.Krauter nannten früher Handwerksgesellen ihren Meister (L059 DWb), dann auch ›Sonderling‹ alter Krauter (G.Hauptmann; L337 WdG), heute umgangssprachlich ›kleiner (Gemüse-)Händler‹, ⇓ "S164" österr. Kräutler.
Krautjunker 17. Jahrhundert, ⇓ "S206" Spottname für Landadel, der nur der Landwirtschaft lebt (veraltend).